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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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plötzlich, wie die Eiterspritzer auf ihrer Haut ein Eigenleben zu entwickeln begannen. Plötzlich war sie über und über von Schlangen und giftigem Gewürm bedeckt, die sie zu ersticken drohten. An dieser Stelle wachte sie meist zitternd auf. An Schlaf war danach nicht mehr zu denken. Auch heute nicht. Mit wackligen Beinen stand sie auf und begab sich in die Küche. Dort zündete sie eine Petroleumlampe an. Das warme, flackernde Licht verströmte gleich etwas Behaglichkeit. Ihre Hände zitterten immer noch, als sie sich aus einem Krug etwas Wasser in ein Glas goss und es rasch leerte. Was bist du nur für ein dummes Huhn, schalt sie sich erneut. Du darfst dich von diesen Träumen nicht so beeinflussen lassen. Alles ist in bester Ordnung. Ricky hatte sich gut in Berlin eingelebt und in Owitambe ging alles seinen gewohnten Gang. Saburis Abszess war in den letzten Wochen ganz ausgeheilt. Zweifelsohne dank Nokomas Medizin. Die Anfälle waren ebenso ausgeblieben, und langsam begann sich auch ihre Psyche wieder zu erholen, denn die Ovambofrau war dabei, neuen Lebensmut zu schöpfen. Der kleine Nuru krabbelte mittlerweile und bereitete allen auf Owitambe durch sein munteres Wesen viel Freude. Nur Jella war seit Wochen von einer Unruhe getrieben, die sie an den Rand der Erschöpfung trieb. Besonders nachts kam sie nur schwer zur Ruhe. Und wenn sie endlich eingeschlafen war, begannen die Albträume. Manchmal kam sie sich tatsächlich wie verhext vor. Wie gerne hätte sie mit jemandem darüber gesprochen, aber Nakeshi war fern, und Fritz hatte andere Sorgen und Wichtigeres zu tun, als sich über die Schlaflosigkeit seiner Frau Gedanken zu machen.
    Jella sah auf die Uhr. Es war halb drei, noch viel zu früh, um aufzustehen. Sie entschloss sich dennoch, ein wenig frische Luft zu schnappen. Mit einem Wolltuch um die Schultern trat sie auf die Veranda und lauschte den nächtlichen Geräuschen. Aus der großen Schirmakazie drang der Jagdruf einer Schleiereule. Ab und zu hörte sie das ungeduldige, kurze Blöken eines Schafes, das wahrscheinlich von einem anderen in seiner nächtlichen Ruhe gestört worden war. Ansonsten war es erstaunlich still. Es war die Zeit eines kurzen, nächtlichen Friedens, der in der Wildnis nie lange andauerte. Jella betrachtete den untergehenden Mond, der immer wieder von Wolkenfetzen verdeckt wurde. Die Luft roch nach Regen. Bald würden die ersten Novemberregengüsse einsetzen, um der vertrockneten Erde wieder blühendes Leben zu entlocken. Nicht weit von der Veranda, am Rande der Fläche, wo die Farm in Buschland überging, nahm sie plötzlich eine Bewegung wahr. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Um Ruhe bemüht redete sie sich ein, dass sich vielleicht ein Wildtier aus Versehen auf das Farmgelände verirrt hatte, eine Antilope oder ein einsam umherstreifender Kudubock. Doch dann erkannte sie eine menschliche Gestalt, die mit gemächlichen Schritten auf sie zukam. In einem ersten Anflug von Panik wollte sie fliehen, weil sie dachte, es hätte die grässliche Albtraumgestalt sein können, die sie gerade heimgesucht hatte. Doch zu ihrem Erstaunen erkannte Jella den alten Hirten wieder, der Saburi mit seiner Medizin das Leben gerettet hatte. Nokoma war seither nie wieder in Owitambe gewesen. Etwa zehn Schritte vor der Veranda blieb er auf seinen Hirtenstab gelehnt stehen. Seine dürre Gestalt wurde von seinem schäbigen Lederumhang umhüllt, der, wie Jella bereits erfahren hatte, ein geheimnisvolles Innenleben aus vielen Taschen besaß. Schweigend musterte er sie und wartete darauf, dass sie ihn ansprach.
    » Es ist spät für einen Besuch«, meinte Jella schließlich. Ihre Kehle fühlte sich trocken an, und sie fühlte sich schrecklich.
    Nokoma musterte sie ernst. Dann schüttelte er sorgenvoll den Kopf, was sie noch unsicherer machte. Um ihre Blöße zu bedecken, hüllte sie sich enger in ihr Wolltuch ein. Noch immer sprach der Alte kein Wort.
    » Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte sie ungehalten.
    Statt einer Antwort bedeutete er ihr, zu ihm zu kommen. Dann setzte er sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf den Boden. Offensichtlich erwartete er von ihr, dass sie neben ihm Platz nahm. Jella wusste bereits, dass der Alte etwas kauzig war, aber da sie ohnehin keinen Schlaf fand, konnte sie genauso gut herauszufinden versuchen, was er mitten in der Nacht von ihr wollte. Folgsam ging sie zu Nokoma und setzte sich an die Stelle, die er ihr angewiesen hatte. Sie fröstelte. Zwar waren die

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