Familienalbum
mag das Meer sehr gern. Nach dem anfänglichen Staunen über Ingrids Coup ist keiner außer Alison weiter an Jan interessiert. Die meisten haben ihr eigenes Süppchen am Köcheln.
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In einer grasigen Mulde oben auf den Klippen, vom Weg durch ein paar Büsche gut abgeschirmt, verliert Sandra ihre Unschuld. Das Ereignis ist etwas enttäuschend: hastig, unappetitlich und leicht peinlich. Hoffentlich heißt das nicht, dass Sex gar nicht so toll ist wie immer behauptet; aber sie hat den Verdacht, dass ihr Typ, obwohl er so erfahren tut, genauso unerfahren ist wie sie selbst. Wahrscheinlich werden sie noch besser.
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Gina liest, schreibt und wartet. Sie wartet auf die Ergebnisse ihrer Abschlussprüfung, von denen ihr Studienplatz in York abhängt, liest unterdessen Krieg und Frieden , weil dieser Urlaub ihre letzte Chance dazu ist – ab Oktober wird sie zu beschäftigt sein, möglicherweise für den Rest ihres Lebens –, und schreibt ein Tagebuch. Sie zeichnet darin keine Bekenntnisse auf, sondern ihre Reaktionen auf die gegenwärtigen Ereignisse. Derzeit glaubt sie, dass sie vielleicht in die Politik gehen will; in diesem Fall muss sie für sich klären, wie sie zu verschiedenen aktuellen Themen steht. Sie leidet hier unter einem gravierenden Informationsmangel; zwar hat sie ihr Radio, aber Zeitungen sind in Crackington Haven schwer aufzutreiben, und sie braucht Gedrucktes. Der Dorfladen führt den Guardian nicht, und die paar Exemplare des Telegraph sind um fünf nach neun immer schon weg, außerdem würde Gina lieber sterben als sich mit dem Telegraph blicken lassen. Sie bittet Paul, ihr von seinen Streifzügen nach Bude eine Zeitung mitzubringen, aber meistens vergisst er es.
Abends, bevor sie das Licht ausmachen, ist Gina bei der Schlacht von Borodino, während sich Sandra, angestöpselt an ihren Walkman, in den Cosmopolitan vertieft. Sie kommen am besten miteinander aus, wenn sie sich nicht die Mühe machen, miteinander zu sprechen. Schweigen kann ganz freundschaftlich sein. Und Sandra ist blendend gelaunt. Gina weiß, warum. Sie weiß über Sandras Typen Bescheid. Das lässt sich auch kaum vermeiden – die beiden sind unzertrennlich, knutschen hinter den Felsen oder lungern auf dem Klippenpfad herum. Sie waren zusammen in Bude – er hat schon den Führerschein und durfte sich das Auto der Familie ausleihen. Wenn hier was läuft, dann in Bude, sagt Sandra – falls man in Cornwall überhaupt davon sprechen kann, dass »was läuft«.
Gina kommt der Gedanke, dass dies wahrscheinlich der letzte Familienurlaub ist, zumindest der letzte, bei dem sie mitfährt. Nächstes Jahr um diese Zeit wird sie studieren, und Studenten reisen in den Ferien als Backpacker auf dem Kontinent umher, nicht wahr? Genau das sollte Paul jetzt tun, wenn er nicht wegen des Ärgers am College hier festsäße, ohne Bares, ohne andere Wahl, als bei der Familie auszuharren. Er tut Gina leid, aber sie macht sich auch Sorgen. Er hat Drogen genommen, keine Frage, und nimmt wahrscheinlich, wenn sich die leiseste Chance bietet, immer noch welche. Es gab Bestrebungen, einen Ferienjob für ihn zu finden, und er hatte tatsächlich eine Woche lang im Supermarkt zu Hause Regale aufgefüllt, bis er dem Filialleiter unverschämt kam und gefeuert wurde.
»Ganz schön blöd von dir«, hatte Gina gerügt. »Du hättest das durchziehen sollen.«
Er zuckte mit den Achseln. »Das war ein Scheißjob. Was bringt das schon?«
»Bares«, sagte Gina. »Eine einträgliche Beschäftigung. Letztlich unser aller Ziel.«
Paul verdrehte die Augen. »Aber doch noch nicht jetzt, du lieber Himmel.« Er grinste sie an. »Wie wär’s, wenn du mich nach dem Abendessen ins Pub einlädst? Wir können Mum sagen, dass wir einen Spaziergang machen.«
Gina meint, dass man Paul früher oder später in den Hintern treten muss, aber sie ist nicht die Hüterin ihres Bruders und hat im Moment selber genug an der Backe mit dem Warten auf die Prüfungsergebnisse und der Aussicht, nach York zu gehen – toitoitoi. Und mit der so berauschenden wie ernüchternden Erkenntnis, dass sie auf einer Schwelle steht und gleich einen Schritt in eine neue Welt, in ein neues Leben tun wird, in dem es keinen August in Cornwall mehr geben wird, in dem sie der erstickenden Umarmung von Allersmead entrinnt.
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Katie macht sich Sorgen. Wegen ihrer aufblühenden Pickel, wegen Mathe – da wird sie bei der Mittelstufen-Abschlussprüfung bestimmt durchrasseln. Sie macht sich Sorgen, weil Mum diesen
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