Familienaufstellungen
befassen.
Übung: Meine Familienchronologie
Für diese Übung nehmen Sie drei große Bögen Papier (DIN A2), die Sie in der Form eines großen Ypsilon anordnen.
Auf dem linken oberen Papierbogen schreiben Sie in die erste schmale Spalte fortlaufende Jahreszahlen. Beginnen Sie mit dem Jahr des Kennenlernens bzw. der Heirat Ihrer Großeltern.
In der zweiten Spalte führen Sie das Alter Ihres Vaters und wichtige Ereignisse in seinem Leben auf (z. B. Kindergarteneintritt, Studienaufenthalt in den USA, erste Anstellung).
In die dritte Spalte tragen Sie für die Familie wichtige Ereignisse ein (z. B. Eltern wohnen mit drei Kindern in Zweizimmerwohnung, Flucht aus der DDR, Hausbau).
In der letzten, vierten Spalte vermerken Sie wichtige gesellschaftliche Veränderungen (z. B. Krieg, Wirtschaftswunder, Studentenbewegung Ende der Sechzigerjahre).
Auf dem rechten oberen Bogen notieren Sie entsprechend die Entwicklung Ihrer Mutter. Erste Spalte: Jahreszahlen; zweite Spalte: Lebensalter und -ereignisse der Mutter; dritte Spalte: Familienereignisse; vierte Spalte: Weltereignisse.
Der letzte Bogen Papier ist Ihnen und Ihrer Herkunftsfamilie gewidmet. Er beginnt mit dem Kennenlernen Ihrer Eltern, die zweite Spalte (Ihr Lebensalter, Marksteine Ihres Lebens) bleibt also bis zu Ihrem Eintritt in diese Familie leer.
In die dritte Spalte schreiben Sie Familienereignisse (z. B. Geburt weiterer Geschwister, Umzug, Hausbau), in die vierte Spalte wichtige Weltereignisse (z. B. Friedensbewegung, Mauerfall).
Auf der nächsten Seite finden Sie ein Beispiel für eine Familienchronologie.
Entwicklungen verstehen – die Familienchronologie
Im Vergleich zur Familienrekonstruktion wird in Familienaufstellungen nicht die Entwicklung der gesamten Herkunftsfamilie nachvollzogen, sondern es wird mit einem stehenden Bild gearbeitet. Der zeitgeschichtlich-gesellschaftliche Aspekt tritt in den Hintergrund. Lediglich einschneidende äußere Ereignisse in der Familiengeschichtewerden einbezogen, die im Unbewussten das Familienbild beeinflussen. Auf diese Weise können sich wichtige Aspekte der Familienentwicklung, die in der Familienrekonstruktion lebendig werden, auch bei Familienaufstellungen offenbaren.
▶▶ Beispiel einer Familienaufstellung: Magdalena fühlt sich sehr allein im Leben, obwohl sie mit ihrem Mann und ihren Kindern zusammenlebt. Ihr Lebensgefühl wird von der Vorstellung bestimmt, dass sich keiner um sie kümmert. Ihre Kindheit verbrachte Magdalena mit ihren Eltern, Großeltern, einem Bruder und einer Schwester im Familienbetrieb, einer großen Schreinerei. In bitterem Ton erzählt sie, dass ihre Eltern nie Zeit für sie hatten. Nur ihr Opa spielte häufig mit ihr. In der Familienaufstellung platziert Magdalena ihre Großeltern hinter ihr Double. Hinter den Großeltern stehen die Eltern, der Vater hinter seinem Vater, die Mutter hinter ihrer Schwiegermutter.
Über die Rückmeldungen der Stellvertreter in der Familienaufstellung erfährt sie, wie wenig Einflussmöglichkeiten die Eltern auf ihre Erziehung hatten. Für Magdalena war es schön, dass die Großeltern sich Zeit für sie nahmen, für die jungen Eltern aber ein hartes Brot, im Schlepptau der Eltern des Vaters von früh bis spät in der Schreinerei zu arbeiten. Als Magdalena den Stellvertreter ihres Vaters sagen hörte: »Ich sehe meine Tochter nicht, mein Vater versperrt mir die Sicht«, nimmt sie erstmals wieder ein Gefühl der Sehnsucht in sich wahr. Für sie ist die Vorstellung vollkommen neu, dass ihr Vater sie gerne sehen würde, aber daran gehindert wird. Als die Stellvertreterin ihrer Mutter ebenfalls ihre verzweifelte Lage beschreibt – sie wisse gar nicht, warum sie hier stehe, was sie hier zu suchen habe –, beginnt Magdalena zu weinen. Sie hatte zuvor ihre Eltern als hart und unnahbar beschrieben, in der Aufstellung jedoch spürt sie die verborgene Liebe ihrer damals noch so jungen Eltern und kann sie erwidern.
Diese Aufstellung zeigt auch, dass Magdalenas gespeichertes Beziehungsbild nach wie vor das ihrer frühen Kindheit ist, obwohl die Großeltern längst gestorben sind und die Eltern schon vor Jahren die Schreinerei übernommen haben.
3.2 Familienbande
Generationsgrenzen
So unterschiedlich die familientherapeutischen Schulen sind, in einem Punkt besteht Einigkeit: Wenn es allen im Familienverband gut gehen soll, müssen die Generationsgrenzen, also die Rechte und Pflichten aller, geklärt sein. Das betrifft sowohl
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