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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Tillmetz
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oder sie sich noch in Einklang mit dem System befindet.
    Aus diesem Systemverständnis heraus entwickelte Bert Hellinger ein geschlossenes Erklärungsmodell, das darlegt, welche Dynamiken in Familiensystemen wirken, und was geschehen muss, damit in eine Familie wieder Friede einkehrt. Bert Hellinger versteht die Familie als Schicksalsgemeinschaft, in der drei Bedingungen vorgegeben sind: Bindung, Ausgleich und Ordnung. Die
Bindung
ergibt sich aus der Zugehörigkeit zum Familiensystem. Die
Ursprungsordnung
wird durch Einhaltung der Rangfolge gewahrt. Der
Ausgleich von Geben und Nehmen
bringt die Dynamik in das Familiensystem und wird letztlich durch das »Sippengewissen« reguliert.
    Die Bindung
    Wird ein Kind in eine Familie hineingeboren, so weiß es sich mit allen Menschen dieser Familie verbunden. Die engste natürliche Bindung hat das Kind zu seinen Eltern. Egal, wie diese sich verhalten, das Kind wird sie tief in seiner Seele immer lieben, auch wenn später möglicherweise andere Empfindungen wie Wut und Trauer diese Liebe überlagern. Die primäre Liebe geht so weit, dass das Kind sogar auf sein Glück, womöglich auf sein Leben verzichtet und es für diese Bindung opfert.
    Bert Hellinger unterscheidet zwei Formen der Bindungsstörung: die
unterbrochene Hinbewegung
und die
Verstrickung.
Erhält die ursprünglicheLiebe, die jedes Kind zu seinen Eltern empfindet und mit der es sich auf sie zu bewegt, keine liebende Antwort, bedeutet dies einen Bruch in seiner emotionalen Entwicklung.
    Wenn ein Kind beispielsweise früh seine Eltern verliert, vielleicht bereits zum Zeitpunkt seiner Geburt, oder sie emotional nicht erreichen kann, d.h. sie als seelisch abwesend erlebt, schlägt die primäre Liebe in unerträglichen Schmerz um. Dieser äußert sich aber nicht etwa auf laute Weise durch Schreien und Weinen, sondern in der Art, dass sich das Kind verschließt und sich innerlich zurückzieht. Möglicherweise beginnt es mit den Jahren, seine Eltern zu hassen oder sie zu ignorieren. In beiden Fällen vermeidet es jeglichen inneren Kontakt mit der tief sitzenden seelischen Verletzung, die es erlitten hat.
    Der frühe Verlust eines Elternteils ist die tiefste Verwundung, die einem Kind überhaupt zustoßen kann. Diese Tatsache wurde in unserer Gesellschaft lange Zeit übersehen, weil kleine Kinder sich scheinbar so leicht dem Leben wieder zuwenden und weiterspielen. Häufig reicht erst im Erwachsenenalter, wenn die Frage nach der eigenen Elternschaft aktuell wird, die zuvor gefundene Lösung, nämlich zu verdrängen, nicht mehr aus. Wenn der erwachsene Mensch spürt, dass er in der Partnerschaft oder im Umgang mit den eigenen Kindern seine Gefühle nicht auf die Weise äußern kann, wie er oder sie es gerne möchte, wird offensichtlich, dass diese tiefe Bindung noch immer besteht und nach einer Lösung verlangt.
    Wenn in Familienaufstellungen eine solche unterbrochene Hinbewegung erneut ihr Ziel findet, wenn beispielsweise ein Sohn seinem Vater wieder begegnet und sich von ihm in den Arm nehmen lässt, dann ist dies ein sehr bewegender Augenblick, eine zutiefst spirituelle Erfahrung. Durch den Schmerz hindurch findet der Erwachsene die Liebe zu dem vermissten Elternteil wieder.
    Verstrickung ist die zweite Form, durch die das Familiensystem gestört werden kann. Sie entsteht, wenn Bindungen ignoriert wurden, wenn Personen, die eigentlich einen Platz im Familiensystem haben müssten, vergessen oder verachtet werden. Hellinger unterscheidetdrei Formen der Verstrickung: die Identifizierung, die Nachfolge und die Übernahme. Sie werden weiter unten genauer erklärt. Bei Verstrickungen sind darüber hinaus zugleich die Ursprungsordnung und der Ausgleich von Geben und Nehmen gestört.
    Die Ursprungsordnung
    Bezüglich der Generationengrenzen spricht Hellinger von der Ursprungsordnung. Sie gibt eine Rangfolge vor, die im Familiensystem eingehalten werden muss. Wird die Ursprungsordnung geachtet, geht es allen im Familiensystem gut, ist sie gestört, werden ein oder mehrere Familienmitglieder unterschiedlich schwer darunter leiden.
    Die Rangfolge ergibt sich durch die zeitliche Abfolge, in der die Mitglieder in die Familie eintreten. »Wer früher da war, hat Vorrang vor dem, der später gekommen ist.« Deshalb haben die Eltern Vorrang vor den Kindern. Wer in dieser Position ist, trägt mehr Verantwortung, hat mehr zu geben; das Kind darf und muss mehr nehmen. Wenn beispielsweise ein Kind für die Eltern die Verantwortung

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