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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Tillmetz
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übernimmt, z.B. deren Ehe retten möchte, ist die Ursprungsordnung verdreht. Das Kind gibt in einer solchen Situation unangemessen viel.
    Unter Geschwistern besteht ebenfalls eine Rangfolge. Das erste Kind hat Vorrang vor dem zweiten usw., denn das ältere hat mehr Erfahrung als das jüngere und erhält deshalb – etwas – mehr Rechte und Pflichten.
    Zum anderen ist auch auf der Paarebene der Zeitpunkt des Eintritts in die Familie bedeutsam. Ein früherer (Ehe-)Partner hat Vorrang vor einem späteren – ganz besonders wenn aus der vormaligen Beziehung Kinder hervorgegangen sind. Wenn ein zweiter Partner den ersten achtet, steht die neue Beziehung auf einer gesunden Basis. Wird jener aber verachtet oder verleugnet, erschwert dies die neue Partnerschaft und gefährdet ihren Bestand. Das lässt sich leicht nachvollziehen: Wenn eine frühere Beziehung missachtet wird, dann verleugnet diejenige Person, die in dieser früheren Beziehung gelebthat, einen Teil ihres Lebens, wichtige Lebenserfahrungen, die sie mit diesem ehemals geliebten Menschen geteilt hat. Und der/die neue Partner/in ignoriert einen Teil vom Leben des/der jetzigen Geliebten. Die neue Partnerschaft gewinnt, wenn beide Partner ihre früheren Liebeserfahrungen und die damit verbundenen Menschen in ihr künftiges Leben integrieren.
    In der Verbindung zwischen Mann und Frau gibt es keine derartige Rangfolge, da sie beide zeitgleich in die Beziehung eintreten. Es kann aber eine Rangordnung in Bezug auf ihre Funktion geben. Bert Hellinger nennt hier die Sorge um die Sicherheit der Familie als ein wichtiges Kriterium.
    Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Rangfolge nichts über den Wert oder die Würde einer Person aussagt. Es geht um Rechte, Pflichten und gegenseitige Achtung.
    Während bei den einzelnen Personen im Familiensystem die Rangfolge durch den Eintrittspunkt bestimmt wird, hat auf der Systemebene das neue System, also die junge Familie, Vorrang vor dem alten, d.h. vor der Herkunftsfamilie. Gründet beispielsweise ein junger Mann eine Familie, fühlt sich aber weiterhin primär seinen Eltern verpflichtet, dann gefährdet er damit seine Ehe, seine junge Familie.
    Das Lösungsbild in der »klassischen Familienaufstellung nach Hellinger« zeigt die »Ordnungen der Liebe« auf. Dabei stehen die Eltern nebeneinander und ihnen gegenüber die Kinder in der Geburtenfolge. Hellinger sagt, dass sich diese Idealordnung entsprechend der Rangfolge immer im Kreis, und zwar im Uhrzeigersinn, ergibt. Als kurze Vorschau: Konstruktivistisch und wachstumsorientiert arbeitende Familientherapeuten verzichten auf das Stellen der Ordnung – warum, werde ich weiter unten erklären.
    Der Ausgleich von Geben und Nehmen
    Das Familiensystem besteht und lebt durch wechselseitiges Geben und Nehmen. Dieser Austausch von Zeit, Energie, materiellen Gütern, letztlich von Liebe, unterscheidet sich grundlegend in der Beziehungder (Ehe-)Partner und in der Beziehung zwischen den Generationen.
    Da Mann und Frau gleichrangig sind, muss in einer Partnerschaft ein ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen bestehen, damit sie gelingen kann. Je mehr Liebe ausgetauscht wird, desto glücklicher ist die Beziehung. Wenn der eine Partner dauernd mehr Liebe, Zeit, Arbeit etc. investiert als der andere, fühlt Ersterer sich ausgenutzt und zugleich moralisch überlegen; der Partner, der mehr nimmt, als er gibt, fühlt sich früher oder später schuldig und wird aus diesem Schuld- und Unterlegenheitsgefühl heraus böse. Bleibt diese Schieflage bestehen, scheitert die Beziehung.
    Auch zwischen Eltern und Kindern findet ein Austausch statt. Wenn die Eltern für ihre Kinder sorgen, dann geben sie ihnen Liebe; wenn sie die Entwicklung ihrer Sprösslinge miterleben, dann empfinden sie Freude. Ebenso wollen die Kinder aktiv etwas geben, beispielsweise, wenn sie im Haushalt mithelfen oder sich in der Schule anstrengen. Zwischen Eltern und Kindern kann es aber naturgemäß keinen Ausgleich geben, da das Geschenk des Lebens nicht durch liebevolle Taten ausgleichbar ist. Kinder möchten aber ihren Eltern etwas zurückgeben. Daher bieten sie sich möglicherweise für Aufgaben an, die ihre (seelischen) Kräfte übersteigen, und übernehmen Rollen, die sie nicht erfüllen können (s. S. 112ff.). Solche Fälle bezeichnet Bert Hellinger als »Anmaßung«, womit er den scheinbaren Gewinn, den das Kind aus diesem Zuviel an Geben zieht, betont.
    Eine natürliche, dem Kind

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