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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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selbstständig würde verlassen können. Unter dem glitzernden Sternenhimmel erkannte sie, dass nicht weit entfernt eine weitere Insel zu sehen war. Sie war genauso klein, wie die, auf der Laney gestrandet war, aber sie war sehr viel bewachsener. Laney fragte sich augenblicklich, warum die Menschen sich nicht die andere Insel zum Leben ausgesucht hatten. Ganz offensichtlich war die Erde dort sehr viel fruchtbarer. Die Insel wirkte so nah, dass man vermutlich sogar hinüber schwimmen konnte. Doch nach ihren kürzlichen Erfahrungen mit dem Meer zögerte sie. Bei ihrem geschwächten Körper wäre es möglich, dass sie es nicht schaffen würde und letztendlich aufs Meer hinausgezogen wurde. Dieses Risiko wollte Laney auf gar keinen Fall eingehen. Hinzu kam, dass die andere Insel völlig unbewohnt wirkte und daher keine sonderlich gute Alternative zu der Wanderinsel darstellte.
    Laney betrachtete noch eine Weile die schöne Insel und trat dann traurig den Rückweg an. Es gab keinen Fluchtweg, also konnte sie genauso gut zur Herberge zurückkehren. Es mochte zwar irgendwo einen Hafen geben, aber inzwischen vermutete Laney, dass William den von jemandem bewachen ließ. Aber warum? Warum versuchte er mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie floh? Er war so nett zu ihr gewesen. Sie war sich wirklich sicher, dass er sie sogar mochte. Und trotzdem schien er darauf zu bestehen, dass sie blieb. Wollte er sie vielleicht umstimmen, damit sie doch in die Verbindung mit Marlene einwilligte? Oder erhoffte er sich tatsächlich ihre Hilfe bei der Jagd nach dem Wilden? Nichts von alldem klang plausibel.
    Doch um herauszufinden, was er wirklich von ihr wollte, musste sie offensichtlich wieder zurück.
    Als Laney das Dorf erreichte, war sie völlig in Gedanken. Sie sinnierte über Williams Absichten, aber auch über die von Liliana, die von Darrek, und sogar über ihre eigenen. So viele Fragen. Warum diente William den Ältesten immer noch? Wie viel wussten Liliana und Darrek? Und warum um Himmels willen hatte sie sich vor einem Jahr nicht dazu überwinden können, sich mit Greg zu verbinden? Dann wäre sie niemals in diese Situation geraten. Greg war ein wunderbarer Mann und hätte sie bestimmt sehr glücklich gemacht. Er wäre eine gute Wahl gewesen. Aber Laney hatte die Gelegenheit verstreichen lassen. War sie nun vielleicht wieder dabei eine Gelegenheit zu verpassen, die so nie wieder kommen würde? Eine Gelegenheit zur Flucht?
    Ein Schrei ertönte und riss Laney brutal aus ihren Gedanken. Es war ein menschlicher Schrei, der ihr sofort eine Gänsehaut verursachte. Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah sich um. Der Schrei war aus einer dunklen Gasse zu ihrer Rechten gekommen.
    Wie hypnotisiert drehte Laney sich um und ging auf die Gasse zu. Sie wusste, dass der Schrei viele Gründe haben konnte. Vielleicht wurde gerade jemand ausgeraubt oder verprügelt. Vielleicht hatte die Frau einen hysterischen Anfall oder sie hatte gerade herausgefunden, dass ihr Freund sie betrog. Es gab tausende von Gründen, die eine junge Frau dazu bringen konnten zu schreien. Aber instinktiv kannte Laney den wahren Grund.
    Sie konnte es riechen und fast sogar schmecken. Es lag Blut in der Luft und obwohl Laney wusste, dass sie nicht sehen wollte, was sie gleich sehen würde, konnte sie nicht stehen bleiben. Ihr Körper reagierte gar nicht mehr. Er ging einfach immer weiter in die dunkle Gasse hinein. Ihre Augen passten sich wunderbar an die Dunkelheit an und sie konnte alles sehr gut erkennen. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und schlug sich die Hände vor den Mund.
    Nur ein paar Meter von ihr entfernt stand Darrek mit einer jungen Frau im Arm, seine Lippen an ihrem blutigen Hals. Die dunkelhäutige Frau trug traditionelle Kleidung und hielt eine handgemachte Tasche unter dem Arm. Ihre Augen waren schreckgeweitet.
    Darrek trank in großen Schlucken, doch er hatte sich offenbar unter Kontrolle. Die Wunde der Frau rührte nicht von einem Biss, sondern von einem Schnitt, den er ihr zugefügt hatte. Und sein Speichel schien langsam seine aphrodisierende Wirkung zu entfalten. Statt Schmerzen verspürte die fremde Frau nun Lust, was Laney daran erkennen konnte, dass ihr Gesichtsausdruck sich veränderte. Sie fuhr mit ihren Händen über Darreks Brust und begann sich an ihm zu reiben. Laney schluckte. Sie wusste, dass es falsch war, diese Situation zu beobachten. Ein erwachsener Warmblüter konnte seine Blutlust kontrollieren, wenn ihm keine Konkurrenz

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