Familienbande
dem Boden, stand aber sofort wieder auf. Mit aller Macht versuchte sie, nicht die Furcht zu zeigen, die sie in seiner Nähe verspürte.
„Ich werde das nicht weiter mit dir diskutieren“, sagte Darrek und sah Laney immer noch wütend an.
„Ach nein?“, fauchte sie zurück.
„ Nein! “
„Hast du Angst davor, dass ich dich gegen die Wand rede?“
Darrek hob eine Hand und einen schrecklichen Moment glaubte Laney, er würde nach ihr schlagen. Aber er griff nur nach ihrem Zopf und zog ihren Kopf nach hinten, so dass sie ihm genau ins Gesicht sehen musste.
„Provozier mich nicht, Laney“, sagte er und betonte dabei jedes Wort. „Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin.“
„Nein, aber ich vermute, das werde ich wohl noch herausfinden, nicht wahr?“, flüsterte Laney und merkte, wie ängstlich sie klang.
Lachend ließ Darrek ihre Haare los und entfernte sich von ihr.
„Sicher doch. Und jetzt verschwinde“, sagte er und zeigte auf die Tür. „Wehe du sprichst mich noch mal darauf an. Hier wird getan, was ich sage, ist das klar?“
„Glasklar“, sagte sie und drehte sich um.
Doch bevor sie ganz verschwand, rief Darrek ihren Namen und brachte sie dazu sich noch einmal umzudrehen.
„Was du noch wissen solltest“, sagte Darrek in belehrendem Tonfall. „Ich habe sie nicht getötet.“
Laney sah ihn verständnislos an.
„Die Frau von gestern“, präzisierte Darrek. „Sie ist nicht tot. Deinetwegen wäre es zwar fast passiert, aber sie lebt und wird von den Menschen versorgt.“
Laney nickte. Es wunderte sie, dass Darrek tatsächlich das Bedürfnis verspürte, sich zu rechtfertigen. Und sie merkte sofort, wie ein Teil ihrer Wut verrauchte.
„Das freut mich“, sagte sie ruhig und verschwand dann eilig aus Darreks Blickfeld.
Sie begab sich jedoch nicht wieder in die Hütte zu den Kaltblütern, sondern blieb vor dem Eingang in der Sonne sitzen. Sie hatte keine Lust mit den anderen zu reden und war froh, dass William sie in Ruhe ließ. Sie brauchte einfach ein wenig Zeit für sich, um nachzudenken.
Den Tag verbrachte Laney mit dem Versuch ihre Gedanken zu sortieren. Das kurze Gespräch mit Darrek hatte sie durcheinander gebracht und ihr Bild von ihm grundlegend verändert. Niemals wäre sie darauf gekommen, dass er sie nicht gehen lassen wollte, weil sie bei ihrer Familie in Gefahr war. Warum interessierte ihn das überhaupt? Darrek war für sie weiterhin ein Rätsel. Aber zumindest war klar, dass sie keine Gelegenheit zur Flucht mehr bekommen würde, bevor die Truppe nicht ihren Auftrag erledigt hatte. Sie wollten einen Wilden jagen. Nun gut. Laney hatte zwar noch nie einen Wilden getötet, aber sie hatte sich schon mehrfach an den Hetzjagden beteiligt und hegte gegen die Kreaturen einen genauso großen Groll wie ihr Vater. Auch wenn sie sich schon seit langem mit dem grausamen Tod ihrer Mutter abgefunden hatte, sann sie auf Rache. Karas Mörder sollten nicht ungestraft davonkommen. Und nur ein toter Wilder war ein guter Wilder.
Laney hatte also keinerlei Probleme damit, morgen bei der Jagd nach einem Wilden zu helfen. Und was danach kam, würde man früh genug sehen.
„Da hat es wohl jemand geschafft dich zu ärgern, was?“, fragte Kara amüsiert, als Darrek zu ihr ins Wohnzimmer kam.
Darrek war verwundert, dass sie ihren Standort verändert hatte, hielt es aber für ein gutes Zeichen. Vielleicht war er auf dem besten Wege, seine ständigen Albträume von der Vergangenheit loszuwerden.
„Deine Tochter ist ein verzogenes Gör“, gab Darrek missmutig zurück.
„Nun ja. Sie hatte eine schwere Kindheit“, gab Kara zurück. „Sie hat dem Tod ihrer Mutter beigewohnt. Wie würde es dir da gehen?“
„Ich wurde von Akima dazu gezwungen Drecksarbeit auszuführen, bis ich es irgendwann von alleine getan habe. Nur, damit sie aufhörte, ihre Gabe bei mir anzuwenden.“
Kara nickte. Natürlich wusste sie davon, wie grausam Akima ihren Sohn behandelt hatte, um ihn gefügig zu machen. Doch das ließ sie nicht als Entschuldigung für sein Verhalten gelten.
„Darrek“, sagte sie und sah ihm dabei intensiv in die Augen. „Was immer du durchgemacht hast – und ich weiß, dass du einiges erdulden musstest – Aber wag es ja nicht, meiner Tochter weh zu tun.“
„Sonst?“, fragte Darrek irgendwo zwischen Wut und Amüsiertheit.
„Oh. Sonst wirst du bald nicht nur von mir träumen, sondern von Laney noch dazu.“
Darrek schüttelte den Kopf. Er hatte nicht vor, Laney zu verletzen. Im
Weitere Kostenlose Bücher