Familienbande
keine Probleme mit meiner Gabe.“
Laney nickte. Das war zwar nicht ideal, aber besser als nichts. Entschlossen ging sie um die Hütte herum und versuchte die erschrockenen Gesichter der Eingeborenen zu missachten, die schnell aus dem Weg sprangen, um ihr Platz zu machen.
Darrek saß an einen Baum gelehnt in der Sonne und hatte die Augen geschlossen. Als Laney bei ihm angekommen war, baute sie sich vor ihm auf und er öffnete langsam die Augen. Er war allein. Liliana musste auf der Jagd sein oder sich anderswo schlafen gelegt haben. Doch das war Laney nur recht. Sie wollte mit Darrek unter vier Augen reden. Es wurde Zeit, dass sie ein paar Dinge klärten.
Darrek verschränkte die Arme und sah sie abwartend an. Seine Erscheinung war beeindruckend. Er war ein ganzes Stück größer als Laney und sogar größer als Jason, Greg oder sonst ein Mann aus ihrer Familie. Sie war am Vortag Zeuge geworden, wie er eine unschuldige Frau getötet hatte. Und dennoch empfand sie in diesem Moment keine Angst. Sie war wütend.
„Darrek“, fing Laney an und sah ihm genau in die dunklen Augen. „So kann es nicht weitergehen.“
Keine Reaktion. Sein Blick blieb vollkommen gleichgültig.
„Ich will nach Hause“, fuhr sie fort. „Ich muss nach Hause. Was gestern passiert ist … Du hast keine Ahnung, was das mit mir angestellt hat. Ich weiß, dass es in der Natur von Vampiren liegt, Menschen zu jagen, aber … Ich kann das nicht, verstehst du? Ich kann so nicht weiter bei euch bleiben.“
„Wir können dich nicht gehen lassen“, sagte Darrek einfach nur.
„Warum nicht?“
„Du wirst sterben, wenn du gehst.“
Laney stutzte.
„Wie bitte?“, hakte sie nach und sah ihn erstaunt an. Doch seine Miene blieb unbeweglich und kalt wie ein Eisblock.
„Was meinst du damit, dass ich sterben werde, wenn ich gehe?“, fragte sie.
Darrek seufzte.
„Die Ältesten planen einen Großangriff auf die freien Stämme der Kaltblüter und auf alle Warmblüter, die sie unterstützen. Und da dein Vater mit einer Kaltblüterin verbunden ist, kannst du dir sicherlich vorstellen, wen sie sich als erstes vorknöpfen werden.“
Laney schnappte nach Luft. Darreks Augen wirkten absolut emotionslos, als würde es ihn überhaupt nichts angehen, dass die Ältesten vorhatten, Unschuldige niederzumetzeln. Vielleicht freute er sich sogar schon auf den Kampf.
„Das ist für mich nur ein Grund mehr nach Hause zurückzukehren“, stellte Laney klar. „Ich will zurück zu meiner Familie und mit ihnen kämpfen. Wenn ich dabei sterben sollte, so kann ich wenigstens behaupten, mein Bestes gegeben zu haben. Was interessiert dich das überhaupt? Dir scheint doch ohnehin nicht viel an meinem Leben zu liegen.“
Jetzt kam endlich Leben in Darrek. Abrupt stand er auf. Wut sprühte ihr entgegen. Wut und eine anderes Gefühl, das Laney nicht einordnen konnte. Automatisch ging sie einen Schritt zurück. Dieser Fremde war nicht zu vergleichen mit den Männern aus ihrer Familie. Er war grausam und böse und gehörte immer noch zu den Ältesten. Er hatte sein Temperament nicht im Griff und konnte jederzeit explodieren.
„Du hast keine Ahnung, wovon du da redest, Mädchen“, brüllte er sie an. „Du bist schließlich vollkommen behütet aufgewachsen. Aber du wirst schon noch sehen, dass nicht immer alles so läuft, wie du es dir vorstellst.“
„Aber …“
„Du gehst nirgendwohin, hast du verstanden?“
„Verdammt, Darrek, das kannst du doch nicht machen!“
„Kann ich nicht?“, gereizt zog er eine Augenbraue hoch und Laney hätte am liebsten nach ihm geschlagen.
Sie atmete tief durch. Gewalt konnte sie nicht mit Gegengewalt bekämpfen. Dafür war sie zu schwach und das war auch keine Lösung. Verzweifelt versuchte sie sich ein paar logische Argumente zu überlegen.
„Hör zu, Darrek“, sagte sie. „Es ist doch wohl besser für alle, wenn ihr nicht ständig auf mich achten müsst, oder? Ich halte euch nur auf. Das weißt du genauso wie ich. Ich wäre bei einem Kampf keine große Hilfe und außerdem müsst ihr euch ständig Sorgen machen, dass ich bei der nächstbesten Gelegenheit wieder zu fliehen versuche.“
In einer einzigen Bewegung packte Darrek Laney und drückte sie gegen den Baum. Sein Gesicht war furchtbar nahe an ihrem und seine Augen blitzten gefährlich.
„Wag es nur …“, sagte er drohend und drückte noch fester zu.
Keine Luft , ließ Laney in seinem Kopf verläuten und sofort ließ er sie wieder los.
Laney landete hart auf
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