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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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stärker wurde. Sie hatte seit Tagen nichts mehr zu sich genommen und war einfach zu schwach, um weiterhin standhaft zu bleiben.
    Das Blut schmeckte gut. Sie hatte es zwar süßer in Erinnerung, doch das Wichtigste war, dass ihr Körper es verarbeiten konnte. Vorsichtig betastete sie ihr Gesicht. Die Schwellungen waren inzwischen zurückgegangen, aber sie fühlte sich immer noch ein wenig benommen.
    „Ich muss schrecklich aussehen, nicht wahr?“, fragte sie.
    Alain lächelte und nickte leicht. Annick enthielt sich eines Kommentars.
    „Ich kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, was passiert ist. Ich weiß nur noch, dass mich irgendetwas am Kopf getroffen hat und ich ins Wasser gefallen bin. Danach wird alles so schwammig. Ich kann wohl von Glück reden, dass William da war, um mich wieder raus zu ziehen, was?“
    Alains Lächeln wurde ein wenig gezwungener, aber er nickte wieder. Dann kam er zu Laney herüber und fühlte ihre Stirn. Sie war ziemlich warm im Vergleich zu seiner Hand, aber das war normal. Alain zeigte auf Laney und zuckte dann fragend mit den Schultern.
    „Mir geht es gut“, gab Laney zurück. „Danke schön. Ich freue mich wieder an Land zu sein.“
    Als William ein paar Stunden später wieder in das kleine Häuschen kam, ging es Laney schon viel besser. Sie konnte aufstehen und herumlaufen und es tat fast gar nicht mehr weh zu schlucken. Sie war sehr stolz auf sich.
    „Will“, begann sie, als sie mit ihm alleine im Raum war. „Was genau ist eigentlich passiert?“
    „Das weißt du nicht mehr?“, fragte William verwundert und sah Laney besorgt an.
    „Nein“, antwortete sie kopfschüttelnd. „Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich auf dem Deck herumgelaufen bin und einen Schlag gegen den Kopf gespürt habe. Dann gehen meine Erinnerungen bei dem Augenblick weiter, in dem du mich hier in diese Hütte getragen hast.“
    „Oh“, meinte William und klang ernsthaft beunruhigt. „Nun. Das ist eigenartig, denn du warst mehrmals zwischendurch wach und hast sogar mit uns geredet.“
    „Tatsächlich?“, fragte Laney verwirrt. „Daran erinnere ich mich nicht mehr.“
    „Das ist vielleicht auch besser so. Du warst ziemlich schwach. Ich hatte zwischendurch wirklich Angst, du schaffst es nicht.“
    „Tut mir leid“, antwortete Laney und meinte es sogar ernst. Es tat ihr wirklich leid, dass er sich ihretwegen solche Sorgen gemacht hatte.
    „Wir glauben, dass Lady Liliana dich gestoßen hat, Kleines“, erklärte William schließlich und beobachtete sie dabei genau. „Sie ist kurz nach dir raus gegangen und wir wissen alle, wie wenig sie dich mag. Es wäre nur logisch, dass sie dich loswerden wollte.“
    Laney schluckte. So etwas in der Art hatte sie sich schon gedacht. Wie sonst ließe sich die Beule erklären, die an ihrem Hinterkopf prunkte. Automatisch griff sie danach und zuckte ein wenig zusammen, als sie wieder ein starker Schmerz durchfuhr.
    „Es gibt da aber noch einen zweiten Grund, warum sie dich möglicherweise loswerden wollte.“
    „Und welchen?“
    „Nun ja. Du bist von Marlene auserkoren, um ihre Vertreterin zu sein. Sollte sie dich aber nicht rechtzeitig finden, oder sollte dir etwas zustoßen, dann wäre Liliana die Nächste in der Verwandtschaftsfolge. Vielleicht will sie sich gerne mit Marlene verbinden?“
    „Aber … Warum sollte sie das wollen? Ich flüchte seit Jahren davor, mich mit meiner Großmutter verbinden zu müssen. Warum sollte sie einen Mord begehen, um dasselbe herbeizuführen?“
    Laney war völlig fassungslos.
    „Eine Vertreterin der Ältesten hat große Macht. Das Amt ist zwar mit vielen Entbehrungen verbunden, aber bringt auch einige Privilegien mit sich. Tristan wünscht sich schon seit Karas Tod, dass Marlene seine Tochter zur nächsten Vertreterin macht, denn so kann auch er mehr Einfluss auf die Geschehnisse ausüben. Marlene hingegen besteht darauf, dass es ein Kind aus der weiblichen Linie sein soll.“
    „Aber sie wusste doch zuerst gar nichts von meiner Existenz.“
    „Das stimmt. Und damals hat sie Liliana auch durchaus in Erwägung gezogen. Aber die hat geschlafen und stand deswegen nicht zu Verfügung. Seitdem Marlene aber weiß, dass du existierst, möchte sie unbedingt dich zur Vertreterin haben. Sie hält Liliana für ungeeignet. Was ich absolut verstehen kann.“
    William sah sie vieldeutig an.
    „Das stimmt wohl“, gab Laney zu. „Wenn du aber denkst, dass ich mich deswegen jetzt freiwillig melde, dann

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