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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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dann erhob er sich und ging aus dem Zimmer. Langsam schloss er die Tür hinter sich und ließ sie allein.

Kapitel 24
    Beute
    Einen Moment befürchtete Laney, er hätte sie hereingelegt und wäre gar nicht gegangen, sondern nur unsichtbar. Aber als sie die Ohren spitzte, konnte sie hören, wie er draußen mit Annick redete.
    Jetzt war die Gelegenheit gekommen. Zum ersten Mal seit dem Tag ihrer Entführung war Laney allein. Augenblicklich war alle Müdigkeit wie weggeblasen. Schnell stand sie auf, ging zum Fenster hinüber und sah hinaus. Die Hütte war nicht groß und direkt vor dem Fenster war ein Trampelpfad. Draußen schien alles ruhig zu sein. Außer dem Licht der Sterne war keine Helligkeit zu entdecken. Sie verschwendete keine Zeit damit nach Kleidung zu suchen, sondern öffnete das Fenster so leise wie möglich. Als sie es geschafft hatte, horchte sie noch einmal danach, ob jemand bemerkt hatte, dass sie noch wach war. Doch kein Geräusch deutete an, dass sich jemand dem Zimmer näherte. Nur mit einem Nachthemd bekleidet kletterte Laney hinaus. Ihre Haare wehten ihr lose um den Körper und sie rannte los.
    Das afrikanische Dorf war winzig und bestand aus lauter provisorischen Hütten. Laney schlich sich von einer zur nächsten, sehr darauf bedacht, keinem Menschen in die Arme zu laufen. Die Behausungen waren sehr schlicht und alle einstöckig. Einige konnte man eher als Unterstand denn als Hütten bezeichnen, da sie zu einer Seite hin offen waren. Doch sie boten Laney genügend Sichtschutz.
    Um diese Uhrzeit waren kaum noch Menschen unterwegs und wenn, dann hörte Laney sie früh genug, um in Deckung zu gehen. Mit jedem weiteren Schritt, den sie ging, wurde sie ruhiger. Wenn William bisher noch nicht gemerkt hatte, dass sie fort war, dann würde er möglicherweise auch in den nächsten Stunden noch nicht misstrauisch werden. Zumindest hoffte sie, dass es so war.
    Sie musste unbedingt aus diesem dämlichen Dorf heraus. Dann könnte sie richtig anfangen zu rennen und sich zur nächsten Stadt begeben. Dort würde sie dann irgendwie ein Telefon auftreiben, um zu Hause anzurufen.
    Vielleicht gab es in der Nähe ja sogar einen Flughafen, von dem aus sie zurück in die USA fliegen könnte. Voller Vorfreude wurde Laney schneller, als sie das Ende der Häuschen sehen konnte. Kein Mensch war auf der Straße, also rannte sie los. Sie verließ den Schutz der Hütten und lief hinaus in die Savanne. Laney war nie zuvor in Afrika gewesen und hatte keine Ahnung, wie sie sich zurechtfinden sollte, daher folgte sie vorsichtshalber einem kleinen Trampelpfad, um nicht die Orientierung zu verlieren. Sie rannte und rannte, bis sie plötzlich mit den nackten Füßen in kaltem Wasser stand. Überrascht keuchte sie auf und machte mehrere Schritte zurück an Land. Vor ihr lag das Meer. Die Savanne ging einfach in den Ozean über, ganz ohne palmengesäumten Strand oder hohe Dünen. Irritiert sah Laney sich um und blickte dann zum Himmel. Offensichtlich war sie in die falsche Richtung gelaufen. Bewusst orientierte sie sich nach Süden und lief wieder los. Weg von der Küste und hoffentlich zu einer Stadt. Doch je länger sie lief, desto unsicherer wurde sie. Irgendetwas war hier falsch. Es war viel zu dunkel um sie herum und die Sterne leuchteten zu intensiv. Das konnte nur bedeuten, dass sie sich nicht einmal ansatzweise in der Nähe einer Stadt befand. Elektrisches Licht beleuchtete eine sehr viel größere Fläche, als die meisten Leute dachten. Dieses Licht verschluckte viele Sterne, die man daher nur von ganz bestimmten Orten der Welt aus sehen konnte. Und hier hatte Laney das Gefühl, als könnte sie praktisch alles sehen.
    Doch erst, als Laneys Füße abermals im Wasser landeten, verstand sie wirklich, was ihr Unterbewusstsein schon die ganze Zeit geahnt hatte. Sie war nicht auf dem Festland. Sie war noch nicht einmal auf einer richtigen Insel. Sie war auf einer Wanderinsel. Eine Insel, die nur durch Sandablagerungen entstanden war, und sich mit der Zeit immer weiter fortbewegte. Das war auch der Grund, warum es nur so wenige befestigte Häuser gab. Die Menschen wanderten mit der Insel. Wenn das Meer ihnen zu nahe kam, packten sie ihre Sachen und zogen wieder weiter ins Innere der Insel. Das Ding konnte nicht größer sein, als zehn Quadratkilometer. Frustriert stieß Laney einen Schrei aus.
    William hatte sie hereingelegt. Er hatte sie nicht allein gelassen, weil er ihr traute, sondern weil ihm klar war, dass sie die Insel nicht

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