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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Schloss wieder zu öffnen. Als sie ihn nicht fand, erinnerte sie sich siedend heiß daran, dass sie ihn Juan gegeben hatte. Doch sie musste aus dem Zimmer raus.
    Sie lauschte, ob Liliana noch in der Nähe war, und schmiss sich dann kurzerhand gegen die Tür. Es krachte und die Tür war offen. Mit klopfendem Herzen wartete Laney darauf, dass Liliana auftauchen würde, um dem Lärm nachzugehen. Aber nichts passierte. Also schloss sie langsam die kaputte Tür wieder und machte sich auf die Suche nach den Fremden. Dass die Señora angefangen hatte zu beten, sah sie schon gar nicht mehr.

Kapitel 16
    Die Schutzbedürftigen
    Es dauerte nicht lange, bis Laney die Warmblüterin wieder gefunden hatte. Sie schien sich nicht sonderlich darum zu scheren, wie viel Dreck sie hinterließ. Sie hatte die Tür von Zimmer zwölf offen stehen gelassen und Laney konnte im Vorbeigehen Blut über den Boden fließen sehen. Es verursachte ihr Übelkeit und sie bemerkte, wie sie anfing zu schwitzen. Angstschweiß. Sie konnte sich nur an einen Moment in ihrem Leben erinnern, in dem sie wirklich Angst gehabt hatte. Das war als kleines Kind gewesen, als die Wilden das Haus ihrer Eltern angegriffen hatten. Damals hatte sie Angst gehabt, obwohl sie in der Zeit eindeutig noch zu jung gewesen war, um das gesamte Ausmaß des Geschehens zu verstehen. Alles, was sie noch wusste, war, dass man sie verschont hatte und dass ihre Mutter an jenem Tag gestorben war. Ihre Erinnerungen waren jedoch lückenhaft und unwirklich geworden, so als handele es sich nur um einen schlimmen Traum.
    Ähnlich fühlte sie sich jetzt. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut und war mehr oder weniger glücklich damit gewesen. Doch jemand war in ihr Leben eingedrungen und hatte schlagartig alles verändert. Die Ohnmacht, die sie dabei empfand, machte sie wütend.
    Liliana war inzwischen bei dem letzten Gang angekommen und Laneys Herz fing an schneller zu klopfen, als sie sah, dass die Fremde auf dem Weg zur Kinderstation war. Laney hatte sich nur wenige Meter von ihr entfernt in einem dunklen Korridor versteckt, aber sie konnte jede Regung in Lilianas Gesicht beobachten. Die Warmblüterin hatte den Mann aus Zimmer zwölf kaltblütig ermordet, nur um des Tötens willen. Sie konnte gar nicht mehr hungrig sein, aber Laney erkannte immer noch das Glühen in ihren Augen. Es war ganz offensichtlich, dass es Liliana schwer fiel, nicht in jedes der Zimmer zu gehen, um aufzuräumen. Sie hatte keinerlei Respekt vor dem Leben dieser Menschen. Von wem um Himmels willen war sie nur erzogen worden?
    Als Liliana schließlich vor der Tür zur Kinderstation stehen blieb, hatte Laney das Gefühl, ihr bleibe das Herz stehen. Liliana schien nicht besonders interessiert zu sein und wollte gerade die Tür verriegeln, als sie stutzte. Die Tür war bereits von innen verschlossen. Laney hielt die Luft an. Natürlich. Wie war sie nur auf die blöde Idee gekommen, Juan zu sagen, er solle die Tür verriegeln? So wurde diese Tür doch nur noch viel interessanter. Laney sah, wie sich Lilianas Gesichtsausdruck veränderte. Zuerst war sie nur verwirrt, aber dann fing sie an zu wittern und ihre Augen wurden gierig.
    Als Liliana nach dem Türgriff greifen wollte, setzte für einen kurzen Moment Laneys Verstand aus. Nicht die Kinder , war das einzige, woran sie denken konnte. Ohne zu zögern, stürzte sie aus ihrem Versteck und biss Liliana von hinten in den Hals.
    Während diese aufschrie, riss Laney an ihren kurzen Haaren und versuchte sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Laney hatte noch nie zuvor einen Vampir gebissen und empfand es als äußerst eigenartig. Sie wusste, dass das Blut von Warmblütern durchaus auch von anderen Warmblütern getrunken werden konnte. Es war weniger nahrhaft und roch nicht so attraktiv. Der Geschmack war jedoch nicht unangenehm. Der Biss eines Warmblüters verbreitete allerdings immer Gift, was das Gegenüber schwächte und dem Angreifer einen Vorteil verschaffte.
    Laney klammerte sich so gut wie möglich fest, aber Liliana war stark. Sie griff nach ihr und schmiss sie mit einer einzigen Bewegung von sich. Sofort gingen sie beide in Angriffsstellung. Sowohl Liliana als auch Laney waren unsicher, was sie voneinander halten sollten. Doch keine hatte vor, sich lang mit reden aufzuhalten.
    Diesmal attackierte Liliana zuerst. Sie stieß einen wütenden Schrei aus und sprang auf Laney zu. Diese wich instinktiv zurück. Sie versuchte gar nicht erst Liliana mit Kraft zu begegnen. Sie

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