Familienbande
jemand eine Gabe, die dem Zweck diente, Leute bewegungsunfähig zu machen.
„Hört auf, Lady Liliana“, ertönte Williams Stimme. „Das wäre schlimmer, als einen Menschen zu töten.“
Die Stimme kam genau aus Lilianas Richtung, aber Laney konnte niemanden sehen. Möglicherweise lag das aber auch nur an ihrem Sauerstoffmangel.
„Lockert das Band, Lady Liliana“, bat die unsichtbare Stimme inständig. „Ich flehe Euch an.“
„Nein“, keifte Liliana und versuchte sich zu befreien. „Wie kannst du es nur wagen, dich in meine Angelegenheiten einzumischen, Diener. Dieses Ding hat es nicht besser verdient. Das Miststück hat mich gebissen. Ich werde sie zerquetschen, bis nichts mehr von ihr übrig ist.“
„Was ist hier los?“ Plötzlich stand Darrek mitten im Flur und sah sich verständnislos um.
Laney starrte ihn erschöpft an. Er war sehr groß und kräftig gebaut. Seine Gesichtszüge waren hart, konnten aber durchaus als attraktiv angesehen werden. Momentan wirkte sein Gesicht jedoch vor Unmut verkniffen. Das ganze Theater schien ihm überhaupt nicht zu gefallen.
Laney wollte etwas sagen, ihn auf sich aufmerksam machen, aber sie konnte nicht mehr atmen.
KEINE LUFT!!! , formte sie in seinem Kopf.
Der Mann drehte sich zu ihr um und seine Augen weiteten sich überrascht, als er sie sah. Einen Augenblick lang spiegelten sich hundert verschiedene Emotionen auf seinem Gesicht wider. Doch der Ausdruck verschwand und das Band um Laneys Brust löste sich plötzlich in Luft auf. Sie rollte sich herum und fing augenblicklich an zu husten. Ihre Lungen schmerzten, während sie gierig den benötigten Sauerstoff in sich aufsog. Ein paar Minuten länger und sie wäre wahrscheinlich erstickt.
Als der Hustenreiz ein wenig nachließ, sah Laney zu Liliana hinüber, die noch immer auf dem Boden lag. Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck sagte Laney, dass sie ihr stählernes Seil sicherlich nicht freiwillig entfernt hatte.
„Lass sie los, William“, kommandierte Darrek.
Er klang hart und eisig, als duldete er keinen Widerspruch. Tatsächlich schien ein Gewicht von Liliana genommen zu werden, so dass diese sich wieder aufrichten konnte. Sofort knurrte sie Laney an. Neben Liliana erschien nun langsam ein Schatten, der sich immer weiter verdichtete, bis ein richtiger Mann zu sehen war. Laney blinzelte, um sich von der Halluzination zu befreien. Es war ganz eindeutig, dass der Mann nicht einfach ganz schnell neben Liliana gerannt war, sondern dass er wieder sichtbar wurde, während er vorher unsichtbar gewesen war. Das erklärte natürlich auch die Kraft, die die Warmblüterin an den Boden gekettet hatte.
Der Mann war wunderschön. Wie alle Diener hatte er blondes Haar und helle Augen. Doch sein Haar war im Gegensatz zu dem der meisten anderen nicht kurz, sondern sehr lang und gepflegt. Er war groß und schlank und seine Gesichtszüge waren engelsgleich. Als er wieder vollkommen sichtbar war, schlug Liliana wütend nach ihm. Doch William fing ihren Arm ab und verdrehte ihn ihr auf dem Rücken.
„Schluss damit, Lil“, befahl Darrek jetzt und sah sie böse an. „Was ist hier eigentlich los?“
William ließ Liliana wieder los, blieb jedoch in ihrer Nähe, falls sie vorhaben sollte sich wieder auf jemanden zu stürzen.
„Dieses Miststück hat mich gebissen“, kreischte Liliana und zeigte wütend in Laneys Richtung. „Ich war dabei die Türen abzuschließen und dann ist mir dieser wunderbare Kindergeruch entgegengeweht und da dachte ich, warum nicht. Ich hätte auch bestimmt nur eins rausgeholt. Ich bin ja nicht blöd.“
Skeptisch sahen Darrek und William sie an.
„Weiter?“, sagte Darrek.
„Bevor ich überhaupt die Tür aufmachen konnte, hat diese Schlampe mich von hinten attackiert“, schimpfte Liliana weiter. Ihre Augen funkelten immer noch und es war offensichtlich, dass es ihr schwer fiel, Laney nicht gleich wieder an die Gurgel zu gehen.
„Du wirst die Kinder verdammt noch mal nicht anrühren“, zischte diese ihr zu, obwohl sie immer noch auf dem Boden saß und ihre Muskeln zitterten. Laney fühlte sich zwar gar nicht gut, aber sie wollte sich vor diesen Fremden keine Blöße geben.
„Seht ihr?“, schrie Liliana und deutete mit dem Zeigefinger auf Laney. „Diese Ziege ist total verrückt.“
Darrek drehte sich langsam zu Laney um und diese zuckte automatisch vor seinem kühlen berechnenden Blick zurück. Seine Augen waren fast schwarz und kamen ihr auf eine unheimliche Art bekannt vor, wie
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