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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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wusste, dass sie nicht sonderlich stark war, und Liliana hatte offensichtlich Erfahrung in dem, was sie tat.
    Ihre Schnelligkeit hingegen war etwas, worauf Laney sich ihr Leben lang hatte verlassen können. Seitdem sie ausgewachsen war, hatte sie niemanden mehr getroffen, der sich mit ihr hätte messen können. Liliana wirkte äußerst irritiert, als sie ins Leere griff und wandte sich sofort wieder ihrer Gegnerin zu. Ihre Augen waren blutunterlaufen und sie fletschte gefährlich die Zähne. Laneys Herz klopfte so schnell, dass sie das Gefühl hatte, es müsste jeden Moment aus ihrer Brust springen. Doch sie durfte sich nicht ablenken lassen. Sie brauchte all ihre Konzentration, um sich auf den nächsten Angriff vorzubereiten. Liliana sprang wieder auf sie zu, aber dieses Mal hüpfte Laney zur Seite und versetzte ihr mit all ihrer Kraft einen Schlag in den Nacken. Liliana keuchte und geriet ins Straucheln, blieb aber auf den Beinen. Das Gift musste langsam seine Wirkung entfalten, denn die Bewegungen der Fremden wurden immer unkoordinierter. Laney stand nun genau zwischen Liliana und der Kinderstation und bleckte die Zähne. Jetzt gerade würde man sie mit Sicherheit nicht mehr mit einem Engel verwechseln.
    „Du wirst die Kinder nicht anrühren“, schrie sie und ging wieder in Angriffsposition.
    Aber Liliana richtete sich jetzt auf und lächelte einfach nur siegesgewiss, so als wüsste sie etwas, von dem Laney keine Ahnung hatte. Einige Sekunden stand sie so da und starrte ihr Gegenüber an. Laney war zu verwirrt, um sich darauf einen Reim zu machen. Sie überlegte, ob sie noch einmal angreifen sollte, zögerte jedoch. Als ihr aber dämmerte, was Liliana tat, wünschte Laney, sie hätte reagiert, als sie es noch konnte. Jetzt war es zu spät. Liliana hatte ganz offensichtlich eine Gabe und führte sie Laney nun äußerst effektiv vor.
    Laney spürte einen Druck auf ihrer Brust und an ihren Oberarmen. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Es war, als hätte jemand ein unsichtbares Seil um sie geschlungen und würde es langsam aber stetig immer fester ziehen. Es war ein ungewöhnlich starkes Seil. So sehr Laney auch kämpfte, sie schaffte es nicht, dagegen anzukommen. Als Liliana lächelnd auf sie zukam, geriet Laney in Panik.
    „Hör auf damit“, schrie sie die Fremde an und drehte und wand sich, um der Umklammerung zu entkommen. „Was machst du da mit mir?“
    „Zur Begrüßung soll man sich doch umarmen, nicht wahr?“
    Liliana lächelte gehässig und der Druck wurde immer stärker. Laney spürte, wie ihr langsam die Luft wegblieb.
    „Du dachtest also, du könntest mich aufhalten, ja?“, fragte Liliana und holte aus.
    Der Schlag traf Laney mitten am Kopf, schmiss sie von den Beinen und ließ sie drei Meter weit durch den Flur fliegen. Vor Schmerzen schrie sie auf und Lilianas Lächeln wurde, wenn möglich, sogar noch breiter. Laney konnte inzwischen kaum noch atmen, geschweige denn sprechen. Sie keuchte.
    Bitte nicht! , formte sie in Lilianas Kopf.
    Diese stutzte einen Moment, besann sich dann jedoch und trat Laney mit voller Wucht in den Unterleib. Laney stöhnte auf. Sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendwann in ihrem Leben schon einmal solche Schmerzen verspürt zu haben. Ihr ganzes Nervensystem schien zu revoltieren und sie musste sich übergeben. Liliana trat sie noch einmal und dann noch mal. Laney wünschte sich inständig ohnmächtig zu werden.
    „Wolltest die Kinder wohl für dich haben, hab ich recht?“, fragte Liliana, während sie weiter auf Laney einprügelte, die hilflos am Boden lag. „Lass dir das eine Lehre sein. Niemand greift mich ungestraft an. Niemand.“
    Liliana hob Laney am Kragen hoch, um ihr in die Augen sehen zu können.
    „Noch irgendwelche letzten Worte?“, fragte Liliana.
    Laney sah, wie Liliana den Mund aufriss, und hatte freien Blick auf ihre spitzen Zähne, mit denen sie ihr problemlos die Kehle aufschlitzen würde. Laney wollte schreien und sich wehren, aber ihre Luft reichte nicht aus, um etwas zu sagen. Ihr Kopf sackte nach vorne, als Liliana sich vorbeugte.
    „ Nein!! “, schrie in diesem Moment jemand und riss Liliana von Laney fort.
    Diese fiel zurück auf den Boden und stöhnte auf, weil sie das Gefühl hatte, das Band um ihre Brust wäre nochmal ein Stück enger geworden.
    Liliana lag ein paar Meter weiter auf dem Boden und wirkte wie festgenagelt. Laney konnte dafür jedoch keinen ersichtlichen Grund erkennen. Möglicherweise hatte in der Gruppe noch

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