Familienbande
Blutkonserven wie möglich einpacken und dann wieder verschwinden.
„Oh. Du kannst doch nicht etwa behaupten, dass du nicht auch gerne zubeißen würdest, Darrek“, neckte Liliana. „Du versuchst deine Gefühle immer so wunderbar zu beherrschen, aber gegen den Durst kommst du trotzdem nicht an.“
„Wir haben eine Aufgabe zu erledigen“, sagte Darrek, ohne auf die Provokation einzugehen, und unterdrückte damit jeden weiteren Protest.
„Wie sollen wir vorgehen?“, fragte William.
„Wir sollten zuerst einmal alle Türen zu den Patientenzimmern verschließen, damit uns niemand mehr in die Quere kommen kann“, erklärte Darrek. „Lil, William. Das übernehmt ihr.“
Er hob zwei der Schlüssel von den Krankenschwestern auf und gab sie weiter.
„Okay“, sagte William. „Kein Problem.“
„Gerne“, bestätigte Liliana und es klang so, als würde sie das verdammt ernst meinen.
„Annick und Alain. Ihr kümmert euch um die Blutbank.“
„Aber natürlich, Herr.“
„Ich werde nach diesem jungen Mann suchen, den du gebissen hast, Liliana. Bisher scheint zwar alles ruhig zu sein, aber ich will kein Risiko eingehen. Das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann, ist ein frisch geborener Kaltblüter, der noch mehr Todesopfer zu der heutigen Liste hinzufügt.“
Laneys Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte jedes Wort gehört und daraus ihre eigenen Schlüsse gezogen. Offensichtlich wollten die fremden Vampire tatsächlich an die Blutbank und außerdem sichergehen, dass der verletzte Mann sich nicht verwandelte. Laney war wirklich froh, dass der junge Mensch bereits tot war, denn sie vermutete, dass diese Fremden ihn nicht unbedingt schmerzfrei umgebracht hätten.
Als Laney hörte, wie die Fremden sich der Tür näherten, sprang sie in einer einzigen Bewegung auf und rannte den Korridor entlang, um wieder hinter der Ecke zu verschwinden. Ihre angeborene Schnelligkeit kam ihr nun zugute. Sie war zwar nie außergewöhnlich stark gewesen und hatte bisher auch noch nicht der Force gedient, aber ihr Tempo gereichte ihr in jedem Falle zum Vorteil.
Laney hörte die Tür nicht quietschen, als sie aufging, aber sie wusste genau, dass die Fremden draußen waren, weil sie ihre Anwesenheit spürte. Die anderen Vampire gingen vermutlich davon aus, dass es sich bei ihr selber um einen Menschen handelte. Der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Warmblüter war zwar normalerweise für jeden Vampir erkennbar, doch Laney vertraute darauf, dass ihr eigener Geruch durch den von Juan und den anderen Menschen überlagert wurde. Ein weiterer Punkt war, dass die Fremden gar nicht wussten, dass sie da war. Obwohl sie kein Geräusch machten, als sie sich aufteilten, merkte Laney sofort, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten. Sie spürte, dass jemand in ihre Richtung kam, und duckte sich tiefer in den dunklen Korridor. Kurz darauf lief eine junge Frau an ihr vorbei, die vermutlich Liliana war. Sie war klein, zierlich und hatte kurze, schwarze Haare. Sie trug dunkle, eng anliegende Kleidung und war wie die meisten Vampire der Herrenrasse wunderschön.
Als Liliana an ihr vorbei eilte, hielt Laney den Atem an und versuchte ihren Herzschlag so ruhig wie möglich zu halten. Die fremde Frau bemerkte sie nicht und Laney atmete erleichtert aus. Vielleicht hatte sie ja Glück und die Vampire würden einfach die Blutbank plündern und dann wieder verschwinden.
Laney steckte in einem schrecklichen Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite waren hier Menschen in Gefahr, die sie mochte und die sie respektierte, aber auf der anderen Seite hatte sie auch wiederum Angst vor Entdeckung. Seit fast einem Jahr hatte sie sich nun schon von anderen Vampiren ferngehalten. Das wollte sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Einem plötzlichen Impuls folgend lief Laney Liliana hinterher. Sie schien ganz offensichtlich diejenige zu sein, die sich am wenigsten unter Kontrolle hatte und daher wollte Laney sie lieber nicht aus den Augen verlieren.
Laney zitterte, während sie beobachtete, wie Liliana von einem Zimmer zum nächsten schlich, um alle zu verschließen. Sie fühlte sich im höchsten Maße angespannt und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
Sie hielt so weit wie möglich Abstand, aber versuchte trotzdem Liliana nicht zu verlieren. Als in einer Ecke des Ganges jedoch plötzlich ein lautes Geräusch ertönte, zuckten Liliana und Laney beide gleichermaßen zusammen. In Zimmer zwölf hatte einer der Patienten auf dem Weg zur
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