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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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schien er zu versuchen, die Gabe zu umgehen und zu manipulieren. Er starrte Laney sehr lange an und verhinderte durch seinen intensiven Blick, dass sie sich von ihm abwandte.
    „ Genug! “, schrie er dann plötzlich, was Laney so sehr erschreckte, dass sie den Schrei verstummen ließ. Augenblicklich hörten alle Vampire auf sich vor Schmerzen zu winden und waren in dem Bruchteil einer Sekunde wieder auf den Beinen. Laney überlegte, ob sie dasselbe noch einmal versuchen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Sie hatte ihre Gabe nicht gut genug im Griff, um sie nach Belieben einzusetzen. Um Gnade zu betteln, war in diesem Fall wohl die bessere Taktik.
    Liliana knurrte und versuchte mit aller Macht, ihr unsichtbares Seil wieder zum Einsatz zu bringen. Doch Darrek schien das nicht zuzulassen. Ohne sie auch nur anzusehen, unterband er ihre Gabe. Liliana warf ihm einen wütenden Blick zu und stieß dann einen frustrierten Schrei aus. Laney staunte. Wer war Darrek? Und was für eine seltsame Gabe hatte er bloß?
    Darrek sah in die Richtung, in der Juan und die Señora verschwunden waren, und blickte dann wieder zu Laney.
    Sie sind keine Gefahr , sagte Laney tonlos. Das sind nur eine tattrige, alte Frau und ein kleines Kind. Niemand wird ihnen glauben, falls sie jemandem von Vampiren erzählen.
    Darrek knurrte leise, was Laney dazu brachte, erschrocken einen Schritt rückwärts zu machen. Normalerweise bemerkten Fremde es nicht, wenn sie ihnen Gedanken in den Kopf pflanzte. Oder zumindest waren sie nicht dazu imstande es einzuordnen. Dieser große Mann hingegen schien ganz genau zu wissen, wer hinter dem Gedanken stand. Darrek sah Laney tief in die Augen und schien mit sich zu ringen.
    „Du hast eine mächtige Gabe“, stellte er fest und blickte dann kurz zu Liliana und den Dienern. „Du wirst ihr nichts antun, Lil. Sie wird den Ältesten sicherlich noch nützlich sein.“
    „Wenn sie eine Gabe hat, dann muss sie auch mit den Ältesten verwandt sein“, stellte Liliana unzufrieden fest. „Wer sind ihre Eltern? Wir wissen doch gar nichts über sie.“
    „Das ist egal“, gab Darrek zurück. „Sie kommt mit und damit basta.“
    „Du willst sie mit auf die Jagd nehmen?“
    „Ja.“
    „Aber wir können ihr doch gar nicht vertrauen.“
    „Ich kann auch dir nicht vertrauen, Lil. Da macht eine Person mehr oder weniger keinen Unterschied.“
    Laney schwieg, da ihr klar war, dass man ohnehin nicht vorhatte, sie nach ihrer Meinung zu fragen.
    Liliana schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Fein“, sagte sie. „Aber beschwer dich nicht bei mir, falls sie Probleme bereitet.“
    „Wir brechen auf “, sagte Darrek schroff und würdigte Laney keines weiteren Blickes. „Will. Du bist für das Mädchen verantwortlich.“
    „Was? Aber …“, versuchte Laney zu protestieren.
    „Wir brechen auf“, wiederholte Darrek eisig und die Truppe gehorchte sofort.
    William ergriff Laneys Handgelenk und machte damit jeden Gedanken an eine Flucht zunichte. Sein Griff war hart wie Stahl.
    Er zog sie hinter sich her, sodass sie rennen musste, um nicht zu fallen. Sie durchquerten die Eingangstür und liefen hinaus in die Dunkelheit. Laney warf wehmütig noch einen letzten Blick zurück auf das Gebäude, in dem sie so lange Zeit Zuflucht gefunden hatte. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass sich irgendjemand Juan und der Señora annehmen würde, jetzt da sie nicht mehr da war. Man würde mit Sicherheit bald die Polizei rufen, aber bis dahin war es natürlich längst zu spät. In dieser Nacht war geraubt, gemordet und geplündert worden. Und man hatte Samantha Karen Cooper entführt. Doch niemand würde die Täter später beschreiben können. Sie waren wie Geister aus dem Nichts gekommen und schienen auf genauso rätselhafte Weise wieder verschwunden zu sein.

Kapitel 17
    Entführt
    Sie liefen die halbe Nacht hindurch und gönnten Laney dabei keine einzige Pause. Es wirkte, als wären sie auf der Flucht. Sie hielten sich von Dörfern und Städten fern und nahmen hauptsächlich die Wege durch Wälder und über Felder. Sie rannten ohne Unterbrechung. Es war theoretisch ein Tempo, das Laney ewig hätte durchhalten können, wenn da nicht die Sache mit dem Schlafen gewesen wäre.
    Die anderen Vampire redeten kaum beim Laufen und Laney traute sich nicht zu fragen, wohin es ging. Der Einzige, der ihr manchmal einen besorgten Blick zuwarf, war William, der ihr Handgelenk, seit sie das Krankenhaus verlassen hatten, kein einziges Mal

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