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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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nachdenken. Diese Leute waren ihre Entführer. Sie hatten gestern Nacht das Krankenhaus überfallen und Menschen getötet, die Laney kannte und mochte. Sie waren ihre Feinde, ganz gleich, wie gutaussehend einer von ihnen war.
    „Was wenn ich mich weigere, mit euch zu kommen?“, platzte Laney heraus. Sie musste wissen, woran sie war, und es war besser das Thema sofort anzuschneiden.
    Annick und Alain sahen einander irritiert an.
    „Ich denke nicht, dass Darrek Euch nach Eurer Meinung fragen wird“, sagte William und zuckte wieder mit den Schultern. Selbst diese simple Geste wirkte bei ihm sehr elegant und attraktiv. Wütend verdrängte Laney den Gedanken und starrte William böse an.
    „Also ist es Darreks Entscheidung, was mit mir geschieht?“, fragte sie trotzig und ungehalten zugleich.
    William sah Laney abschätzend an. Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sie mit ihm diskutieren würde. Vielleicht war er davon ausgegangen, dass sie sich einfach in ihr Schicksal ergeben würde. Aber das hatte sie nicht vor.
    „Milady“, sagte William schließlich. „Wir haben nicht vor, Euch zu verletzen. Aber wenn Ihr anfangt uns Probleme zu bereiten, dann werdet Ihr es bereuen. Ihr seid eine Warmblüterin, und noch dazu ziemlich jung und untrainiert. Ihr seid unserer Stärke nicht mal ansatzweise gewachsen, obwohl Ihr offenbar ziemlich schnell seid. Auf jeden Fall wird man Euch in nächster Zeit keine eigene Meinung zugestehen.“
    Laney funkelte ihn an. Da war sie auf die andere Seite der Welt gereist, um nicht mehr von ihren Eltern bevormundet zu werden, und landete dann bei einer anderen Vampirgruppe, die sogar noch mehr über sie bestimmen wollte.
    Wut stieg in ihr auf. Wut auf diese Fremden, die sie entführt hatten und die keine Skrupel hatten Menschen zu töten. Und Wut auf sich selber, weil sie es nicht schaffte, Darrek und Liliana dafür zu hassen. Sie konnte ihren Blutdurst in gewisser Weise sogar verstehen, war sie doch auch als Kind einmal der Versuchung von Menschenblut erlegen. Andererseits waren diese Vampire hier erwachsen und sollten sich längst im Griff haben. Sie jagten auch nicht aus Not, sondern aus Überzeugung. So, als wollten sie die Ältesten damit bewusst provozieren.
    „Habt ihr jetzt genug geredet?“, fragte Darrek grimmig und warf Laney einen abschätzenden Blick zu, den sie mutig erwiderte.
    Darrek hatte etwas schrecklich Boshaftes an sich. Ihn nur zu sehen, brachte Laneys Blut zum Kochen und erweckte in ihr den Wunsch, ihm an die Kehle zu springen. Während Williams Anwesenheit sie beruhigte, machte ihr Darreks Anblick Angst und ließ sie keinen Augenblick vergessen, dass er gefährlich war.
    Er strahlte eine unheimliche Ruhe aus und schien eine schwarze Seele zu haben. Laney spürte plötzlich, dass sie auf gar keinen Fall weiter bei dieser Gruppe bleiben durfte. Je länger sie sich bei diesen Vampiren aufhielt, desto schlimmer würde das Gefühl der Beklommenheit in ihrer Nähe werden.
    Sie musste austesten, wie gut ihre Chancen standen zu entkommen. Zuerst hatte sie überlegt auch mit dem Anführer zu diskutieren, aber jetzt beschloss sie, dass sie zuerst einmal die andere Alternative ausprobieren sollte. Weglaufen.
    Laney kannte niemanden, der schnell genug wäre sie einzuholen und sie fühlte sich inzwischen wieder gut. Sie musste es ja nur bis zur nächsten Stadt schaffen, um sich dort zu verstecken.
    Blitzschnell sprang sie auf und rannte los. Vielleicht würde das Überraschungsmoment ihr einen Vorteil verschaffen. Sie lief, ohne sich noch einmal umzudrehen und ohne eine Ahnung zu haben, in welche Richtung sie sich am besten wandte.
    Doch sie kam nicht sonderlich weit. Sie schaffte es zwar an den anderen vorbei zu kommen, doch nach circa einhundert Metern stieß sie plötzlich mit etwas zusammen, das sie nicht hatte kommen sehen. Es fühlte sich an wie eine unsichtbare Mauer, gegen die sie mit voller Wucht knallte. Sie ging zu Boden.
    Im nächsten Moment spürte sie plötzlich, wie der bereits bekannte unsichtbare Ring sich um ihre Brust schnürte und sie vollkommen bewegungsunfähig machte. Der Ring zog sich weiter zu und Laney stöhnte auf. Sie blickte sich nach den fremden Vampiren um und sah, wie Liliana lächelte.
    Obwohl es aussichtslos war, versuchte Laney sich zu wehren und wieder den Schrei in den Köpfen der Vampire entstehen zu lassen. Doch es gelang ihr nicht. Stattdessen schrie sie auf normale Weise. Tränen traten ihr in die Augen und sie musste

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