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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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sie genoss es zu wissen, dass man sie nicht schonte. Wenn William zuschlug, dann benutzte er die volle Kraft und Laneys blauen Flecken bewiesen, dass ihr Körper darauf reagierte. Aber in einem wahren Kampf würde man sie auch nicht schonen. Man würde ihr nicht die Zeit geben sich zu erholen und deswegen musste sie sich zusammenreißen. Sie wollte das hier. Sie wollte den Schmerz spüren, um sich daran zu gewöhnen, und sie wollte wissen, wie es war, jemanden zu schlagen und dabei die volle Kraft anwenden zu können. Sie war nicht einmal halb so kräftig wie William, aber die paar Male, die sie es geschafft hatte ihn zu packen, hatte sie ihm wenigstens ein Aufstöhnen entlockt. Möglicherweise hatte er seinen Schmerz nur gezeigt, um ihr ein Erfolgserlebnis zu gewähren, aber dessen war sie sich nicht ganz sicher.
    Sie wusste, dass sie in den letzten zehn Tagen besser geworden war. Viel besser sogar. Wenn sie am Anfang eher durch Glück Williams Schlägen ausweichen konnte, so wusste sie inzwischen schon recht gut, wo auf dem Deck er sich befand. Sie hatte ihren Geruchssinn immer weiter geschult und sie nutzte ihre angeborene Fähigkeit schnell zu lernen, um William mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er brauchte ihr nie etwas zwei Mal zu zeigen. Wenn er ihr etwas erklärt hatte, dann setzte sie das ohne zu zögern um.
    Und sie war schnell. Schneller als er und das ärgerte ihn. Es half ihm nicht zu wissen, dass sie auch schneller war als alle anderen. Denn er war immerhin ihr Lehrer und ging als solcher davon aus, dass er alles besser können musste als sie. Doch gegen ihre Schnelligkeit kam er nicht an. Es passierte nur noch selten, dass er sie voll traf, denn ihre Reflexe waren ebenfalls geschult worden. Die Zeit, die sie unter Menschen verbracht hatte, mochte sie zwar verweichlicht haben, doch sie spürte, wie sie es immer weiter aufholte. Immerhin war sie auch ein Vampir und als solcher dazu imstande zu attackieren und zu töten. Sie gehörte zur Herrenrasse und stammte aus direkter Linie der Ältesten. Genau wie in Darrek, floss auch in ihr das Blut der mächtigsten Vampirinnen der Welt. Das musste doch wohl zu irgendetwas gut sein.
    Die nächste Attacke kam von hinten. Laney spürte William ganz genau, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Sie spürte jede seiner Bewegungen und wusste, wann er die Hand hob, um ihr in den Nacken zu schlagen. Ihre Reaktion war unglaublich schnell. Ohne dass sie es bewusst geplant hätte, reagierte ihr Körper auf die Gefahr. Sie duckte sich, um William auszuweichen und ließ sich in die Hocke gleiten. Dann streckte sie ein Bein aus und riss ihn mit einem Tritt von den Beinen. Für Laney war er inzwischen gar nicht mehr unsichtbar, sondern sie hatte eher das Gefühl, als wäre er aus Glas. Ihre Sinne nahmen genug von ihm wahr, um in ihrem Kopf ein Bild von ihm entstehen zu lassen, das ihre Augen nicht sehen konnten. Es war ein langsamer und qualvoller Prozess gewesen, aber inzwischen wusste Laney ganz genau, wo sie hin greifen musste. Bevor William wieder auf die Beine kam, griff Laney nach seinen Armen und verdrehte sie ihm auf dem Rücken.
    „Aaahhh!“, keuchte er und Laney drückte absichtlich noch fester zu.
    Auch wenn William ihr körperlich überlegen war, würde er sich aus dieser Position nicht ohne Weiteres befreien können. Das wusste Laney. Der Trick war, die Gelenke gegen ihre natürliche Position zu verdrehen. Dadurch wurde jede Bewegung, die die Person machte, um sich zu befreien, zur Qual. William hatte Laney erklärt, dass nur sehr erfahrene Vampire zu diesem Trick griffen und auch nur, wenn sie den Gegner nicht töten wollten. Es war eine sehr sichere Methode, um jemanden zu fixieren und bewegungsunfähig zu machen. Ihre fehlende Kraft konnte Laney also durch Technik wieder wettmachen.
    Es war ihr noch nie gelungen, diese Verdrehung anzuwenden und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Wenn sie es falsch gemacht hätte, dann hätte William sich schon längst wieder befreit. Aber er rührte sich nicht. Sein ganzer Körper war versteift und sie bemerkte, wie er sich voll konzentrierte. Laneys Griff um seine Arme wurde noch fester, weil sie Angst hatte, dass er ihr doch noch entwischen könnte.
    William keuchte wieder auf vor Schmerzen und dieses Mal hatte sie das Gefühl, ihm wirklich weh zu tun.
    „Ist das richtig so?“, fragte Laney außer Atem.
    „Ja, verdammt“, gab William mit gequälter Stimme zurück.
    Laney seufzte und ließ ihn los. Ehe sie sich versah,

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