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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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traf Williams Fuß sie in den Magen und sie flog weit über das Deck gegen den Hauptmast. Laney stöhnte. Ihr Magen schmerzte und sie hatte Probleme zu atmen. Geschockt legte sie eine Hand über die Stelle, an der William sie getroffen hatte, und ihr ganzer Körper krampfte sich zusammen.
    „Was sollte das, Will?“, keuchte sie, als er wieder sichtbar wurde. „Das war ungerecht. Ich hätte dir die Arme ausreißen sollen.“
    „Ja“, sagte William vollkommen ruhig. „Genau das hättest du tun sollen, Sammy.“
    William stand jetzt direkt vor Laney und sah sie aus seinen hellblauen Augen an.
    „Was redest du da für einen Schwachsinn?“, fragte Laney und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Wütend blinzelte sie sie weg. „Verdammt noch mal. Wir trainieren doch nur.“
    „Ja, aber wenn du irgendwann mal einen richtigen Kampf hast, dann wird dein Gegner das erste Anzeichen einer Schwäche ausnutzen, um dich zu töten. Ich muss dich auf die wahre Welt vorbereiten, Samantha. Das da draußen ist kein Kindergarten.“
    Laney schnaubte.
    „Was hätte ich denn tun sollen, deiner Meinung nach?“, fragte sie wütend. „Hätten wir die nächsten paar Stunden so stehen bleiben sollen?“
    „Nein“, gab er zurück. „Du hättest mich fragen können, ob ich mich ergebe.“
    „Ach ja. Und im wahren Leben macht man das so?“
    „Ja“, antwortete William ohne auf ihren Sarkasmus zu achten. „Wenn ein Gegner sich im wahren Leben ergibt, hat man nur die Wahl seinen Gegner zu töten oder ihm das Leben zu schenken. Ich bin eher dafür einen Gegner zu töten, aber es gibt manchmal überzeugende Gründe, ihn am Leben zu lassen. Das zählt allerdings nur, wenn du dich in der Überzahl befindest. Du darfst niemals, niemals einem Gegner, der stärker ist als du, nur aus Mitleid das Leben schenken. Hast du verstanden?“
    Er sah Laney eindringlich an und sie wich automatisch seinem Blick aus.
    „Warum nicht?“, fragte sie, um sich von den Schmerzen abzulenken.
    „Dein Gegner könnte lügen“, antwortete William. „Was machst du, wenn er nur behauptet hat, dass er aufgibt, und dich dann wieder attackiert? Es ist unwahrscheinlich, dass du ihn dann schnell wieder in dieselbe Situation bekommst wie mich gerade.“
    Laney schluckte. Sie war es nicht gewohnt mit Lügnern umzugehen. Seit ihrer Geburt hatte man ihr beigebracht, immer an das Gute in jedem zu glauben, und Antonio und Alexander hatten ihr nahe gebracht, dass man versuchen sollte Leben zu bewahren, statt Leben zu zerstören. Immerhin hatte sie ja auch deswegen im Krankenhaus gearbeitet. Sie wollte in die Fußstapfen der Heiler treten.
    „Na, komm schon“, sagte William. „Ich wollte dir doch nur eine Lektion erteilen. Gib mir deine Hand. Ich helfe dir hoch.“
    „Nicht nötig“, zischte Laney und missachtete seine Hand. „Ich werde einfach noch eine Weile hier sitzen bleiben.“
    William zuckte mit den Schultern und versuchte sich möglichst gleichgültig zu geben. Sie wusste, dass ihre Reaktion ihn störte. Aber er ließ sie in Ruhe und ging an ihr vorbei zu Annick und Alain hinüber. Vielleicht wollte er mit ihnen beraten, ob er richtig gehandelt hatte. Er hatte schon längst bemerkt, dass er Laney nicht genauso ausbilden konnte wie die Force-Mitglieder. Sie lernte schneller als die meisten anderen Warmblüter, aber sie war immer noch sehr jung und hatte nicht einmal ihre erste Schlafphase hinter sich. Sie war sehr viel empfindsamer und schmerzempfindlicher. Doch da der Feuerteufel sie nicht in Watte packen würde, konnte William das auch nicht tun.
    Gegen Annick kam Laney inzwischen schon sehr gut an, obwohl diese jahrelangen Vorsprung in der Ausbildung hatte. Laneys ungeheure Schnelligkeit half ihr beim Kampf sehr. Doch sie wurde nach ein paar Stunden müde und manchmal sogar richtig zickig, wenn sie keine Lust mehr hatte. Ihr Körper war schwächer als der von Annick, Alain oder William und sie bekam überall Beulen und blaue Flecken.
    Immer noch presste Laney eine Hand auf ihren Bauch und atmete unruhig. Der Tritt hatte sie mehr verletzt, als sie zugeben wollte und zwar nicht nur körperlich. Es störte sie, dass sie ihn nicht hatte kommen sehen, aber das war wohl hauptsächlich ihrer Naivität zuzuschreiben. Sie hatte sich nicht konzentriert, weil sie sich bereits als Siegerin gefühlt hatte, während William nur auf ein Zeichen der Schwäche von ihr gewartet hatte. Es machte sie unheimlich wütend zu wissen, dass er sie so ausgetrickst

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