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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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an ihrem Bett, bis sie sich wieder erholt hatte.
    „Warum hast du das getan?“, fragte Darrek unwirsch, als Larissa wieder dazu imstande war zu reden. „Du hättest dich umbringen können. Wie konntest du mir das nur antun?“
    „Du hattest dasselbe vor“, gab Larissa gleichmütig zurück. „Ich wollte, dass du siehst, wie es ist, jemand Geliebtem beim Sterben zusehen zu müssen. Du konntest mich jetzt noch retten. Ich hingegen hätte dich nicht mehr retten können. Vielleicht wärest du mit neunzig auf die Idee gekommen, dass es doch besser wäre noch weiterzuleben. Aber deine Jugend wäre auf ewig verloren gewesen. Gib das nicht leichtfertig auf, Darrek. Ich brauche dich an meiner Seite. Ich werde vermutlich nie eigene Kinder haben, aber ich habe dich. Was bleibt mir denn noch, wenn du fort bist?“
    Marlene und Noemi hatten Darrek begnadigt unter der Prämisse, dass er mit den Outlaws nie wieder in Kontakt treten würde. Einen Monat später hatte Darrek seine Schlafphase angetreten.
    „Ich denke wirklich nicht, dass ich wieder zu den Aussätzigen zurückkehren werde“, stellte Darrek noch einmal klar. „Zumindest nicht für immer. Das würde Larissa das Herz brechen. Eigentlich will ich einfach nur Laney aus der Schusslinie schaffen und dann zu den Ältesten zurückkehren. Es passt mir zwar nicht, aber ich bin nun mal auf den Schlaftrunk angewiesen.“
    William nickte.
    „Das stimmt. Das Problem habe ich zum Glück nicht.“
    „Weißt du denn schon, wo du hinwillst?“
    „Keine Ahnung. Hauptsache weit weg von den Ältesten. Ich denke, nach der Schlacht wird sowieso nichts mehr so sein wie zuvor.“
    „Ja. Das stimmt. Zuerst müssen wir aber noch Liliana und die Zwillinge loswerden. Ich hoffe natürlich, dass sich während des Kampfes mit dem Feuerteufel dazu eine Gelegenheit ergeben wird.“
    „Ich glaube, Annick und Alain werden keine Probleme bereiten. Liliana ist die Einzige, die mir Sorgen macht.“
    Darrek schüttelte den Kopf.
    „Auch Annick und Alain sind nicht ungefährlich. Was meinst du, warum ich so intensiv versuche, den Schein aufrecht zu halten und dem Plan zu folgen? Einer der beiden könnte ein Schläfer sein.“
    William nickte. Schläfer waren Personen, denen Akima einen stummen Befehl gegeben hatte. Im Gegensatz zu Akimas normalen Befehlen wurden diese nicht sofort ausgeführt, sondern waren an ein bestimmtes Ereignis oder an ein Codewort gebunden. Dieses Ereignis konnte weit in der Zukunft liegen und traf manchmal überhaupt nicht ein. Aber wenn doch, reagierte der Betroffene so, als hätte er den Befehl gerade erst erhalten. Die hypnoseähnliche Wirkung von Akimas Gabe wirkte in demselben Maße und über denselben Zeitraum hinweg. Nach ein paar Stunden war die Person wieder vollkommen klar im Kopf.
    „Und? Was machen wir jetzt mit Laney?“, fragte William.
    „Ich weiß es nicht. Mir gefällt das alles nicht. Vielleicht hätte ich doch zulassen sollen, dass Liliana sie tötet.“
    William schnaubte.
    „Du willst sie nicht wirklich tot sehen, Darrek. Das hast du selbst gesagt. Kara würde dir das nie verzeihen.“
    Darrek massierte sich nachdenklich das Gesicht. Eigentlich war es gleichgültig, ob Kara ihm das verzieh oder nicht. Sie war tot und existierte nur noch in seinen Träumen. Viel bedeutender war, dass er selbst sich so etwas nie verzeihen würde. Kara hatte schon recht. Er war es, der sich mit seinen Erinnerungen quälte. Nicht sie.
    „Es ist wahr“, gab Darrek zu. „Ich will sie nicht tot sehen. Ich will sie eigentlich gar nicht sehen. „Aber die Dinge sind nun einmal, wie sie sind.“
    Mit diesen Worten drehte Darrek sich weg und ließ William alleine zurück.

Kapitel 20
    Harte Lektionen
    Von diesem Tag an trainierten William und Laney jede Nacht. Sie gingen hinaus, sobald die Sonne untergegangen war und trainierten bis zum Morgengrauen. Dabei brachte William Laney jedes Mal wieder an ihre Grenzen.
    „Steh auf“, befahl Williams Stimme und Laney wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, um besser sehen zu können. Das brachte ihr natürlich nichts, weil sie William sowieso nicht mit den Augen wahrnehmen konnte, aber sie fühlte sich sicherer, wenn sie freie Sicht hatte.
    „Okay“, sagte sie und sprang wieder auf die Füße. „Ich bin bereit.“
    Die letzte Attacke war so schnell gekommen, dass sie es nicht geschafft hatte ihr auszuweichen, aber William hatte Laney auch nicht verletzt. Je länger sie trainierten, desto widerstandsfähiger wurde sie und

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