Familienbande
verkündete sie. „So langsam zweifele ich auch daran, ob du dazu geeignet wärest, den Platz als Marlenes Vertreterin zu übernehmen. Wie sieht das Mädchen aus, das ihr gefunden habt?“
„Na ja. Sie gehört auf jeden Fall zur Familie. Sonst hätte sie ja keine Gabe, oder? Sie hat lange dunkle Haare, ist schlank und sieht einigermaßen gut aus.“
„Die Augen. Was hat sie für eine Augenfarbe?“
„Dunkel“, sagte Liliana schnell. „Sie sind auf jeden Fall dunkel. Welche Farbe kann ich nicht sagen. Ach, verdammt. So genau habe ich gar nicht darauf geachtet.“
„Das ist wichtig, Liliana. Hat das Mädchen dunkelblaue Augen? Laneys Augen sind dunkelblau.“
Liliana zögerte.
„Ja …“, sagte sie dann. „Ich glaube schon.“
„Also gut. Solange du dir nicht sicher bist, solltest du besser nichts unternehmen. Es gibt bestimmt auch noch andere Mädchen mit dunkelblauen Augen. Also vergewissere dich, bevor du etwas unternimmst. Sobald du sicher bist, versuchst du sie irgendwie zu beseitigen. Möglichst unauffällig natürlich. Im Notfall kannst du aber auch das Codewort einsetzen, das ich dir gegeben habe. Weißt du noch, welches es war?“
„Ja. Es war …“
„ Sag es nicht “, rief Akima, um Liliana zu stoppen. „Wir haben extra ein seltenes Wort genommen, damit die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass es von jemandem zufällig genannt wird. Wenn du es jetzt aussprichst, dann tritt die Wirkung sofort ein. Und du solltest dich doch erst noch vergewissern.“
„Natürlich, Älteste. Tut mir leid.“
„In Ordnung. Ich denke, es ist besser, wir legen jetzt auf. Warte aber beim nächsten Mal nicht wieder so lange, bis du dich meldest.“
„Ich fürchte, wir werden nicht mehr lange Empfang haben“, sagte Liliana verteidigend. „Wir entfernen uns immer weiter von der Zivilisation und ich weiß nicht, ob ich von den Inseln aus telefonieren kann. Ich werde mir aber große Mühe geben, es zu versuchen.“
„Gut. Dann schlaf noch eine Weile. Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein Unwetter auf euch zukommt. Da solltest du ausgeruht sein.“
„Danke für die Information. Ich werde den Rat beherzigen.“
„War das Liliana?“, fragte Theodor, der neben Akima im Bett lag und durch das Gespräch aufgewacht war.
Er hatte sich zur Seite gelehnt und strich spielerisch mit dem Finger über die nackte Hüfte der Ältesten. Ihre Haut war immer noch genauso glatt und makellos wie vor eintausend Jahren, als er sie kennengelernt hatte. Akima nickte nachdenklich.
„Ja“, gab sie zurück. „Sie glaubt, dass Darrek Laney gefunden hat. Das Mädchen ist jetzt bei ihnen.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du Laney tot sehen willst, Akima. Du weißt doch ganz genau, dass Marlene sich mit ihr verbinden will.“
„Ja, aber Laney will sich nicht mit ihr verbinden. Und wir haben doch an Karas Beispiel gesehen, was geschieht, wenn man jemanden dazu zwingt. Larissa würde auch sofort mit dem nächsten Mann mitgehen, der sie von mir fortholen wollte. Ich will, dass das aufhört. Wir sollten uns Mädchen suchen, die wirklich Lust dazu haben, uns in unserer Schlafphase zu vertreten. Und Liliana hat Lust. Das merkt man sofort.“
„Das bestreite ich ja auch gar nicht. Es beantwortet jedoch nicht meine Frage. Warum willst du Laney tot sehen?“
„Weil sie eine Gefahr darstellt. Sie ist abgesehen von Larissa, Darrek, dir und mir die einzige, die über Karas Tod Bescheid weiß. Und wenn Marlene davon Wind bekommt, würde sie sicherlich ein riesen Theater veranstalten.“
„Durchaus zu recht.“
Akima warf Theodor einen wütenden Blick zu. Trotz seines zunehmenden Alters war er immer noch ein attraktiver Mann. Er war groß, hatte einen Dreitagebart und ein langes Kinn. Schon seit Jahrhunderten verirrte er sich immer mal wieder in ihr Bett, ohne dass einer von beiden es auf eine längere Beziehung abgesehen hätte. Beide waren damit zufrieden, so wie es war. Alles was sie verband, waren Geschäfte, Intrigen und Sex. Was konnte man sich besseres für eine erfolgreiche Zusammenarbeit wünschen?
„Marlene ist einfach zu weich geworden, Theodor. Sie hat Kara geliebt, deswegen wollte sie sie nicht für ihren Verrat bestrafen. Doch so läuft das nicht. Wenn wir im Laufe der Jahrhunderte weich werden, wird uns früher oder später niemand mehr respektieren.“
„Wohl wahr“, gab Theodor zu und fuhr mit seiner Hand weiter Akimas Körper entlang, bis sie an ihrem Oberschenkel landete. „Es ist aber
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