Familienkonferenz in der Praxis
stellten hohe Ansprüche an ihre eigenen Leistungen. Andere gingen die Elternrolle in dem sicheren Gefühl, dass es zu ernsten Schwierigkeiten kommen werde, mit Furcht und Zagen an.
»Sie können es besser machen, als Sie glauben«
So lautet eine überschwengliche Feststellung in dem Erfolgsschlager The Sound of Music. In den Interviews mit einigen Eltern wurden wir sehr an diese Zeile erinnert. So berichtete uns eine Krankenschwester von ihrem Wunsch, ihren beiden Jungen eine bessere Mutter zu werden:
»Ich glaube, dass eigentlich jeder das Gefühl hat, dass er, was immer er auch tut, es noch ein wenig besser machen könnte. Ich habe in gutem Einvernehmen mit meinen Kindern gelebt, aber ich hatte immer das Gefühl, dass es noch besser sein könnte. Ich hätte gern genauer erfahren, was meine Kinder vorzubringen hatten, um ihnen und mir helfen und unsere Beziehung verbessern zu können.«
Oder hören wir, was dieser Vater zu sagen hat: Er hat zwei Mädchen und einen Jungen im Alter von 7 bis 13:
»Immer erzählen uns die Leute, wie nett unsere Kinder seien – wie gut sie sich benähmen und wie viel Rücksicht sie übten. Darauf waren wir
sehr stolz. Als Mary dann die Familienkonferenz las, gingen ihr die Augen auf. Der Kurs war eine Möglichkeit, unsere Kinder besser zu verstehen – eine Möglichkeit, uns mehr Kenntnisse anzueignen.«
Die nächste Aussage stammt von der Mutter zweier Mädchen im Vorschulalter. Sie geht einer Teilzeitbeschäftigung in einem örtlichen Buchgeschäft nach und verbindet so ihre Liebe zu Büchern mit ihrem Bedürfnis, einer Tätigkeit außerhalb des Hauses nachzugehen:
»Wissen Sie, ich habe einen Magistergrad – fünf Jahre hat er mich gekostet –, dabei habe ich aber nichts erfahren, woraus ich hätte entnehmen können, wie ich mich als Mutter zu verhalten habe. Joe war der gleichen Meinung. Wir dachten, es würde gut sein, irgendwelche Richtlinien zu haben. Ich las jede Neue Erscheinung auf diesem Gebiet, musste aber feststellen, dass es allzu viele unterschiedliche Auffassungen gab – hier hieß es, tu dies, dort wurde einem gesagt, tu das. Ich stellte fest, dass ich nach einer einzigen einsichtigen Methode suchte. Da ich nicht viel Geduld habe, nützten mir diese vielen unterschiedlichen Auffassungen überhaupt nichts.«
Die Mutter, die wir als Nächstes zitieren, äußerte ähnliche Empfindungen. Die Bücher, die sie gelesen hatte, hatten sie verwirrt.
»Ich hatte das Bedürfnis nach mehr Kommunikation mit meinen Kindern. Es hätte mir nicht nur im Umgang mit meinen Kindern, sondern auch mit anderen Menschen geholfen. Ich war verwirrt. Ich las einen Ratgeber für Kindererziehung und beschloss, mich daran zu halten. Dann las ich einen anderen und wollte mich nach diesem richten. Meine Kinder verwirrte das ziemlich. Deshalb brauchte ich ein Verfahren, das sich für mich als brauchbar erwies, nach dem ich mich richten und an das ich mich halten konnte.«
Die Elternrolle wurde von der Mutter dreier Mädchen (zehn, acht, vier) als Herausforderung empfunden:
»Ich wollte unbedingt eine gute Mutter sein. Ich glaube, die meisten Eltern haben diesen Wunsch. Ich las viele Bücher über die Elternrolle. Immer dann, wenn ich gerade ein bestimmtes Buch las, hörte es sich großartig an, und ich konnte mich am ersten und vielleicht noch am zweiten Tag nach ihm richten. Dann verfiel ich aber allmählich wieder in den alten Trott – ich glaube, dass ich damit nicht allein stehe. Die Familienkonferenz zeichnet sich dadurch aus, dass die Techniken so einfach, entschieden und klar sind. Gute Gründe sprechen für sie. Sie erscheinen mir sinnvoll. Deshalb kann ich mich leicht an sie halten. Ich kann nicht sagen, dass mir das besonders gut gelungen wäre. Als ich das Buch nämlich noch einmal las, habe ich festgestellt, dass ich viele Dinge vergessen hatte. Es gab aber bestimmte Richtlinien, an die ich mich gehalten hatte. Mit ihrer Hilfe war es mir gelungen, aus einigen wirklich argen Situationen mit den Kindern herauszufinden.«
Schon bald nach ihrer Heirat merkten Bob und seine Frau, dass ihr Familienleben harmonischer verlaufen könnte. Nun, da ihre Kinder 17, 11 und 5 sind, erzählt Bob, wie die ›Familienkonferenz‹ ihnen geholfen hat:
»Schon im dritten Jahr unserer Ehe spürten wir, dass irgendein Bedürfnis offenblieb, dass es hätte besser gehen können, dass es noch eine andere Möglichkeit zu leben geben müsse – eine bessere Kommunikationsweise oder so
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