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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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bist, beim Frühstück.« Mit diesen Worten entlässt er mich in meine neue Sportlichkeit.
    Entspannung. Von wegen, kann ich da nur sagen. Es ist die Hölle. Wir sind eine Gruppe von acht Leuten. Fünf Kerle, zwei Frauen – eine davon ich – und der Animateur, unser Leithammel. Erstaunlich, wie heiß es schon so früh am Morgen sein kann. Einer der Männer sieht schon dermaßen verschwitzt aus, dass ich mir ein klein wenig Sorgen mache. Wenn der so transpiriert, nur von dem kleinen Weg vom Zimmer zum Treffpunkt, dann kann das ja nicht gesund sein. Nicht, dass der uns einen Infarkt bekommt.
Ich sehe uns schon mit vereinten Kräften beim Wiederbelebungsversuch. Zu Unrecht, denn er war nur schon mal zum Aufwärmen eine Stunde am Strand rennen. Streber. Was für ein Angeber. Nach dem Motto, so ein kleiner Lauf mit Krethi-und-Plethi-Normalsportlern lastet doch einen Mann, wie mich nicht aus. »Ich laufe mich hier nur noch aus«, erklärt er großspurig, »man soll ja ab und an auch langsam laufen. Ich laufe Marathon. Bin auch die hundert Kilometer von Biel schon gerannt. Das hier ist mehr so Späßeken. Ach übrigens, ich heiße Klaus.« Wie sympathisch! Ich muss mir das Gesicht merken, nicht dass wir abends aus Versehen bei diesem Angeber-Kotzbrocken am Tisch sitzen.
    Meine einzige weibliche Mitstreiterin sieht irrsinnig sportlich aus. Sie trägt die Haare zu Pippi-Langstrumpf-Zöpfchen gebunden und drüber ein Piratentuch. Scheint im Club zum Standardprogramm zu gehören. Unmengen von ähnlich gestylten Frauen laufen hier rum. Ein Look, wie man ihn auch von Frauen wie Oli Kahns Freundin Verena oder Cora Schumacher, der Frau von Ralf Schumacher, kennt. Ein Look, der bei Dreizehnjährigen sehr niedlich aussehen kann, mich bei erwachsenen Frauen aber immer irgendwie verstört. Was wollen die damit wohl ausdrücken? Lilli heißt sie und läuft auch daheim gerne mal. Aber nur im Fitnessstudio. Nebenher unterrichtet sie ab und an selbst Aerobic und Pilates. Hat mehrere Workshops in LA besucht. »Wir in Deutschland sind da ja ganz weit hinten. Also die Amis, die haben ganz andere Sachen drauf«, erzählt sie mir. Lilli sieht phantastisch aus. Sie trägt winzige Hotpants, Laufshorts und dazu ein türkises Bustier. Ich bin neidisch. Wenn ich in den Klamotten hier im Wald umherirren würde, der Einheimische würde mich garantiert für
ein entlaufenes, gut durchwachsenes Stück Grillfleisch halten. Aber sie ist wirklich perfekt gewachsen. Wie machen das diese Frauen nur? Und vor allem – was sollen denn die Dreizehnjährigen tragen, wenn wir olle Schachteln in ihrem Revier wildern?
    Der Animateur, Tim, ein großer, braungebrutzelter Beau, ursprünglich aus Wuppertal, verteilt Pulsuhren, ermahnt uns, bei der Gruppe zu bleiben, und erklärt die Strecke. »Also Leute, es geht durch die Pinienwälder, bleibt zusammen, sonst kann man sich schnell verlaufen. Aber falls, dann achtet auf die Baummarkierungen. Wir haben die Strecke gekennzeichnet.« Zum Glück eine Waldstrecke. Am Strand zu joggen ist doch sehr mühsam. Eigentlich würde ich am liebsten sowieso direkt wieder aufs Zimmer gehen. Das sieht mir hier nach einer verdammt professionellen und ernsten Angelegenheit aus. Aber jetzt umzukehren wäre eine dermaßene Schmach – das geht einfach nicht. Da bin ich im Club in spätestens drei Stunden komplett unten durch. So was spricht sich sehr schnell rum. Also gehe ich in die Offensive: »Ich bin nicht sehr geübt, also Laufen ist nicht so mein Sport«, kündige ich mein zu erwartendes Versagen schon mal an. Immer besser vorher so tun, als könne man nichts, und die anderen dann mit einer wesentlich besseren Leistung überraschen. Mit dieser Taktik fahre ich normalerweise recht gut. Hier anscheinend nicht. Die Gruppe guckt mich wenig begeistert an. Nur Tim, unser Animateur, lässt sich nichts anmerken. »Kein Problem, Andrea, wir richten uns im Tempo nach dem Schwächsten in der Gruppe.« Endlich bin ich mal Bestimmerin. Immerhin etwas. »Also, alle mir nach«, rufe ich frohgemut in die Runde. Man soll sich ja mental stimulieren. Lange Gesichter bei den anderen.
    »Geht’s endlich los?«, will der Streberläufer, der zum Aufwärmen schon mal ein Stündchen am Strand gerannt ist und dauernd nervös auf der Stelle trabt wie ein hyperaktiver Gaul, von uns wissen. »Jawohl«, sagt Tim und wir starten. Hat der eben gesagt, »nur die Schnellsten bekommen Frühstück«, oder warum rasen die dermaßen los? Habe ich da was überhört? Das

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