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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dir mal mein Zimmer zeigen?‹, so als würde ich die Räumlichkeiten hier nicht kennen.« Die nehmen den Animateur mit aufs Zimmer, während ihr Mann Surfversuche macht. Sehr cool. Und ganz schön mutig. Bei meinem Glück würde Christoph zurückkommen, weil er die Sonnencreme oder was auch immer vergessen hat. Das wäre mir doch eine Spur zu riskant. Ich bin halt ein kleiner Schisser oder zu kurz verheiratet und sexuell noch ausgelastet genug. Tim dreht sich zu mir um und sagt dann, mit einem
kleinen Zwinkern: »Und stell dir mal vor, Andrea, manche tun auch so, als hätten sie sich beim Joggen verletzt oder könnten nicht mehr, nur um mit mir allein zu sein.« Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Der tickt wohl nicht mehr richtig. Denkt der, ich wolle hier im Wald über ihn herfallen? Hätte geschwächelt, um ihn anzufallen? Wie erniedrigend. Sehe ich etwa aus wie eine, die es dringend mal wieder nötig hat? Und wenn, wie sehen die eigentlich aus? »Sag mal, wie bist du denn drauf?«, sage ich stattdessen. »Ich lebe in einer sehr glücklichen Beziehung«, schiebe ich noch hinterher. »Und außerdem habe ich es, weiß Gott, nicht nötig, Animateure aufzulesen.« So, das sollte ja wohl genügen. »Reg dich ab«, sagt er nur. »Hab ja nur gesagt, was manchmal vorkommt. Dass du tatsächlich kein Stück joggen kannst, ist ja offensichtlich. Ich will dir doch gar nichts unterstellen.« Gut, ich bin versöhnt. Auch wenn die Jogging-Bemerkung nicht gerade charmant war. Aber besser unsportlich als notgeil. Erschwerend kommt hinzu, dass er nicht mal mein Typ ist. Gut, die Augen sind hübsch, aber ansonsten, finde ich, ist er eigentlich kein Knaller. Er ist mir zu Mucki-bepackt. Da hätte ich ja Angst, dass der mich zerquetscht oder – so fettfrei, wie der ist –, ständig auf meine Problemzonen glotzt. »Ich will rein gar nichts von dir, außer dass du mich heil aus diesem Wald rausbringst. Kapiert?« Er lacht. Hach, wie lustig. Auf dieses frühmorgendliche Erlebnis kann ich die nächsten Urlaubstage sehr gut verzichten. Kann bei der Hitze eh nicht gesund sein, Sport zu treiben.
    Im Frühstücksraum wartet Christoph mit den Kindern. Ich gehe direkt in den Sportsachen hin. So durchgeschwitzt sind die nun auch wieder nicht. Keine Spur von Angeber-Klaus
oder Lilli und dem Rest meiner Laufgruppe. »Und alle abgehängt?«, fragt Christoph erstaunt. »So ähnlich«, sage ich nur und haue mir erst mal eine riesige Portion Rühreier rein. Eins muss man dem Club lassen: Essen machen können sie. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Kinder verschlingen Berge von Pfannkuchen zum Frühstück und ich nehme mir jeden Morgen aufs Neue vor, nur – und ausschließlich – an die Fit-Theke zu gehen. Es gibt tatsächlich eine Extra-Abteilung am Büfett mit Fitnesskost. Auf kleinen Schildchen wird sogar ausgewiesen, wie viele Kalorien, wie viel Fett und Kohlehydrate jedes einzelne Gericht hat.
    Als ich mir gerade noch ein frisches Heidelbeermuffin gönne, kommt Lilli an unseren Tisch. Die Piratentuchlilli. Christoph wirft einen langen, begeisterten Blick auf ihre Beine, was ich zwar verstehen kann, aber trotzdem nicht mag, und fragt dann, ob sie Lust hat, sich zu uns zu setzen. »Gerne«, sagt sie und holt sich einen klitzekleinen Obstsalat, aus dem sie dann noch die Melone rauspickt. »Melone treibt den Blutzucker hoch – geht gar nicht. Dann habe ich in vier, fünf Stunden ja direkt wieder Hunger«, kommentiert sie ihre Tellersortierarbeiten. In vier oder fünf Stunden? Ich habe garantiert in spätestens zwei Stunden schon wieder unbändigen Appetit und an Melone kann es bei mir nicht liegen. Ich bin auf eine gewisse Art fasziniert von diesen Frauen, die sich so konsequent disziplinieren können. Ich kann das nur phasenweise. Wenn wirklich keine Hose mehr mühelos zugeht und ich kurz vor der Ehrenmitgliedschaft im Mopsverein bin, halte ich eine Diät mal ein oder zwei Wochen durch. Aber ein lebenslanges Programm durchzuziehen, nur für eine perfekte Figur? Nein. Dazu
habe ich schlicht keine Lust. Was kann schöner sein, als ein herrliches Essen mit gutem Wein? Ist das Gefühl schlanker Schenkel ähnlich berauschend? Darüber muss und sollte ich mal in Ruhe nachdenken. Jetzt lieber noch eine kleine Waffel. Lilli schaut auf und ich sehe einen Hauch Gier in ihrem Blick. Ja, hurra, sie ist doch ein menschliches Wesen. »Ach, ich hole mir auch noch was«, sagt sie und läuft zum Büfett. Ich grinse zu Christoph rüber, der sich

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