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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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haben und verlangst Geld von mir, was?« Rolf sah sie betreten an. »Das ist bitter. Gerade jetzt, wo wir einen besonders dicken Fisch an der Angel hatten, geht alles den Bach runter.«
    Warum nur plauderte er so viel aus, fragte sich Sophie erneut. Das konnte er sich doch nur dann leisten, wenn er sie hinterher zum Schweigen bringen würde. Ihr lief es eiskalt den Rücken herunter. Es fiel ihr schwer, sich weiterhin nichts anmerken zu lassen und zu fragen: »Von welchem Fisch redest du?«
    Rolf stieß erneut ein kehliges Lachen aus. »Das kann dir doch egal sein! Und mir auch. Denn jetzt, wo Anne tot ist, klappt das sowieso nicht mehr.« Er rieb sich die Stirn. »Ohne sie kann ich das nicht durchziehen. Allein geht das nicht.« Seine Augen flackerten wirr, als er Sophie ansah. »Ich brauche wieder eine Partnerin!«, stellte er fest und jagte ihr damit abermals einen Schrecken ein.
    Was hatte dieser Mann bloß vor?
    »Erzähl mir bitte mehr über diesen dicken Fisch. Ich weiß doch schon jetzt fast alles, da kommt es darauf auch nicht mehr an«, sagte Sophie leise und unaufdringlich, um ihn nicht noch mehr zu provozieren.
    Rolf wand sich. »Mit Anne hätte ich den Kerl ausgezogen. Bis auf die Unterhose.« Für einen kurzen Moment schien seine Überheblichkeit zurückzukehren, doch dann fiel er vor Sophies Augen in sich zusammen. »Ohne Anne pack ich das nicht«, sagte Rolf, der erschlaffte Macho, und machte den Eindruck, als würde er jeden Moment anfangen zu heulen. »Ich brauche eine neue Frau«, stieß er beinahe verzweifelt aus.
    Bei seinen letzten Worten begann Sophie zu begreifen, weshalb Rolf sich ihr offenbart hatte. Er war drauf und dran, eine neue Partnerin zu ködern. Ein gefügiges Weibchen, hübsch, sexy, für seine Zwecke zu verwenden – diesen neuen Lockvogel meinte er in ihr gefunden zu haben. Sophie schluckte schwer.
    Als sie Rolf ansah, merkte sie, wie sich seine kleinen, stechenden Augen auf sie fixierten. Er streckte seine Finger nach ihr aus. »Du musst ihre Rolle übernehmen!«, sprach er aus, was sie befürchtet hatte. Er packte sie, fasste unter ihre Steppjacke. »Ich will, dass du meine neue Anne wirst!«
    War Rolf ihr bis eben noch als aufgeblasener Aufschneider mit zweifelhaftem Charakter erschienen, einem, der den großen Macker markierte, wuchs sich in Sophie die Sorge zur nackten Angst aus. Was, wenn sie es mit keinem Möchtegern-Zuhälter zu tun hatte, dem sie bloß ein paar Informationen entlocken wollte, sondern mit einem zu alles entschlossenen Gewaltverbrecher? Einen Schläger, Vergewaltiger – Mörder?
    Sie zitterte am ganzen Leib, als sie seine grabschenden Hände zurückzudrängen versuchte, und setzte alles auf eine Karte, indem sie fragte: »Wenn du Anne so geliebt hast, warum …« Sie zögerte. »Warum hast du sie dann umgebracht? Hat sie nicht mehr getan, was du von ihr verlangst hast? Hat sie aufbegehrt?«
    Rolf fuhr erschrocken zurück. Sein lüstern brutaler Blick wich einem Ausdruck des ungläubigen Entsetzens. »Was soll ich getan haben? Sie umgebracht? Meine Anne?« Er holte mit seiner rechten Hand aus, als wollte er Sophie schlagen. Ängstlich duckte sie sich weg. Doch Rolfs Ohrfeige geriet zu einem halbherzigen Klaps. Schlaff und unambitioniert.
    »Ich habe Anne nicht ermordet«, sagte er matt. »Sie war …« Er suchte offenbar nach den passenden Worten, um seine unzweifelhaft vorhandenen Gefühle, die er Anne gegenüber gehegt hatte, auszudrücken. »Sie war – mein bestes Pferd im Stall.«
    Sophie wollte Rolfs Schwäche ausnutzen, um ihn weiter auszufragen. Wacker rappelte sie sich auf ihrem Stuhl auf, setzte dazu an, das Gespräch zurück auf den großen Fisch zu lenken.
    Doch in diesem Moment dröhnte das Geräusch eines aufheulenden Motors zu ihnen hinein. Rolf machte einen Satz, stand gleich darauf am Fenster. Auch Sophie sprang auf. Sie konnte gerade noch die Rücklichter des Opels erkennen, mit dem Rolfs Helfershelfer durch das Tor des Bahngeländes davonbrauste.
    »Verfluchter Mist!«, schimpfte Rolf. »Er haut ab.«
    »Das bedeutet?«, fragte Sophie zaghaft.
    »Dass wir aufgeflogen sind, verdammt!« Rolf fackelte nicht lang. Er stieß Sophie beiseite, klaubte den Karton mit den Erpresserfotos auf, verschloss ihn hektisch mit dem Deckel und klemmte sich die Box unter den Arm. Dabei übersah er, dass einige der Bilder herausfielen.
    Wie von der Tarantel gestochen rannte er zur Tür, riss die auf, bereit zur Flucht. Doch zu Sophies großer Überraschung

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