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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hört.«
    Rolf sog das Kompliment wie frische Luft ein und wuchs in seinem Sitz um mindestens fünf Zentimeter. Sophie registrierte das ebenso wie die neongrellen Leuchtreklamen des Verkehrsknotens Plärrer, die an ihnen vorbeizogen.
    »Aber nun zur Sache, Schätzchen«, sagte Rolf, nachdem er sein Ego ausreichend gestreichelt sah. »Was willst du von mir? Und von wem hast du von mir erfahren?«
    Sophie wog sekundenschnell ab, wie weit sie gehen sollte. Als sie nach einem weiteren Blick aus dem Fenster bemerkte, dass sich der Opel inzwischen in die verwinkelten Straßen des Stadtteils Gostenhof einfädelte, entschied sie sich dafür, das Tempo anzuziehen: »Anne«, nannte sie den Namen, der schlagartig alles veränderte. Aus dem selbstgefälligen Macho Rolf wurde vor ihren Augen ein unsicherer, linkisch wirkender Möchtegern.
    »Was hattest du mit Anne zu schaffen?«, fuhr er sie an, wobei seine Augen Angst ausdrückten.
    »Ich kannte sie«, spielte Sophie weiter die Naive. »Wir haben oft mal gequatscht miteinander. Hat mir tolle Sachen erzählt, die Anne. Leider ist sie ja jetzt …«
    »Ich weiß!«, fauchte Rolf sie an. »Das brauchst du mir nicht erzählen!« Er sah nervös nach vorn. Der Fahrer drückte daraufhin aufs Gas. »Was willst du von mir?«, wandte sich Rolf wieder an Sophie.
    »Mal schauen.« Sie steckte den Daumen in den Mund, kaute auf dem Nagel, zog ihn wieder heraus. »Vielleicht einen Job? Einen Job und Geld? Oder – vielleicht auch Geld ganz ohne Job.«
    Rolf lief rot an. »Was weißt du, verdammt?«
    Der Opel fuhr jetzt durch eine schmale, von grauen Wohnblocks gesäumte Straße und näherte sich dem Gelände des Güterbahnhofs.

    »Ich kann nicht länger warten!« Mit diesen Worten schob Burkhard sein Bierglas, das er nicht angerührt hatte, beiseite und wuchtete sich aus dem viel zu niedrigen Sessel. »Sie ist über eine Stunde überfällig. Wir müssen etwas unternehmen!«
    Jochen versuchte, ihn in den Sessel zurückzudrücken, scheiterte aber an Kraft und Masse, die sein Bruder dank seiner Statur aufzubringen vermochte. »Was willst du denn tun?«, zischte er. »Etwa in die Mädelsgarderobe hineinplatzen und den ganzen Hühnerstall aufscheuchen?« Jochen sah seinen Bruder intensiv an. »Dann fliegen wir schneller raus, als du bis drei zählen kannst.«
    Burkhard, dem der kritische Blick des muskulösen und über und über tätowierten Barmanns nicht entgangen war, ließ sich notgedrungen wieder in den Sessel plumpsen. »Was schlägst du vor, was wir sonst unternehmen könnten?«
    »Weiter abwarten«, meinte Jochen halbherzig und fügte etwas widerwillig hinzu. »Oder Vater anrufen.« Den Zusatz ›… und zugeben, dass wir mit unserer Aufgabe gescheitert sind‹ verkniff er sich.
    »Papa anrufen?« Burkhard zog unter Mühen sein Handy aus der Hosentasche. »Können wir uns sparen«, meinte er, als der das vibrierende Teil in den Händen hielt. Auf dem Display leuchtete die Nummer ihres Vaters auf.

    Sophie kamen Szenen aus amerikanischen Kriminalfilmen in den Sinn, als der Opel durch ein offen stehendes Maschendrahttor auf das Bahngelände einbog und über ein schlaglochübersätes Pflaster rollte. Der Schnee erschien ihr hier ebenso schmutzig grau wie zuvor auf dem Hinterhof. Auch die alte Baracke, auf die sie zuhielten, wirkte drohend dunkel, kalt und hässlich. In einem dieser Filme würden in der Hütte die Folterknechte der Mafia auf sie warten, die ihr nach und nach jeden Finger abzwicken würden, um sie zum Reden zu bringen. Sophie bekam eine Gänsehaut und hoffte inständig, dass es nicht so weit kommen würde.
    »Du bleibst im Wagen und passt auf, dass uns niemand stört«, wies Rolf den Fahrer an, als sie die Baracke erreicht hatten und er Sophie aus dem Auto stieß. »Ich will mich mit der Kleinen – vergnügen«, sagte er und grinste fies.
    Sophie spuckte vor ihm auf den Boden. »Versuch es doch!«
    Rolf packte sie am Haar, zog sie grob hinter sich her.
    »Willst mich erpressen, was?«, fragte er, kaum dass er die Barackentür hinter sich geschlossen und eine Lampe mit Gaskartusche zum Brennen gebracht hatte.
    Sophie taxierte blitzschnell ihre Umgebung: ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Pritsche mit unansehnlicher Decke, ein Rollladenschränkchen, aus dem alte Akten herausragten. »Könnte ich das denn?«, fragte sie und versuchte dabei, gefasst zu klingen.
    »Du bist uns auf die Schliche gekommen«, warf ihr Rolf an den Kopf. »Hast unsere Masche durchschaut. Nun willst du

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