Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
Vom Netzwerk:
vereinbaren, mit Ihrem Gewissen, falls Sie eins haben?«
    »Ich bete«, sagte Schwester Maria. »Das sollten Sie vielleicht auch tun.« Mit einem pietätvollen Lächeln schob sie die Tür zu.
    »Verdammt!« Zornig trat ich gegen das hölzerne Portal.
    Schwester Alma war nicht nur meine letzte Hoffnung gewesen, Doktor Sánchez auf die Spur zu kommen. Ich war überzeugt davon, dass sie trotz aller Untaten, an denen sie beteiligt gewesen war, ein guter Mensch gewesen war. Ich hatte die Reue in ihren Augen gesehen und letztendlich hatte sie mir helfen wollen, Sánchez zu finden.
    Entmutigt ließ ich mich gegen die Hauswand fallen und raufte mir das Haar. So beschissen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich war mitschuldig an Almas Tod, da hatte Schwester Maria gar nicht so unrecht gehabt. Ihr Gewissen hatte die Hebamme seit Jahren gequält, aber erst ich und mein dreistes Eindringen in ihre Wohnung hatten ihr eine Möglichkeit aufgezeigt, wie sie sich zumindest teilweise von ihrer Schuld befreien konnte. Hatte sie auf Vergebung gehofft? Ein bisschen Frieden für ihre Nächte? Dass das Fegefeuer sie verschonte, wenn sie Sánchez verriet?
    Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich mit ihrem Tod die letzte brauchbare Verbindung zum verbrecherischen Arzt verloren hatte. Alles was mir blieb, war eine Telefonnummer, unter der niemand erreichbar war.
    Ich stieß mich von der Hauswand ab und schleppte mich das Sträßchen hinauf, zurück zu Mo und José.
    Das Detektivsein machte wieder einmal so richtig doll Spaß.

Samstag
    Die heiße Schokolade war so dickflüssig, dass das Gebäckstück drin stecken blieb. Ich zog es heraus und schob es mir in den Mund. Die Churros , knusprig ausgebackene und mit Zucker bestreute Teigwürstchen, schmeckten köstlich und trösteten mich zumindest kurzfristig über meine missliche Lage hinweg.
    »Eigentlich sollte es ja so sein, dass man als Detektiv Informationen zu einem Fall zusammenträgt, kombiniert und schlussfolgert und am Ende zu einer Lösung findet. Doch mittlerweile habe ich noch weniger in der Hand als gestern Morgen bei unserer Ankunft! Diese Geschichte frisst sich selbst!«
    »Hör auf zu jammern, du klingst ja schon wie deine Mutter!« José biss in sein Bocadillo con Tortilla und setzte sich breitbeinig hin, da stetig Olivenöl aus dem Brötchen tropfte. Mit gespielter Empörung boxte ich ihn in die Schulter.
    Natürlich hatten wir das Frühstück im Hotel verschlafen, obwohl nach dem traurigen Zwischenfall an der Calle de la Bola niemand mehr Lust auf Mojitos gehabt hatte und wir direkt ins Reina Victoria zurückgekehrt waren. Jetzt saßen wir an der Theke einer dieser typischen spanischen Bars, wo es starken Kaffee und frisch gepressten Orangensaft gab. Dazu klinisches Neonlicht und weißen Plattenboden, der Bereich unter den Hockern war übersät mit zusammengeknüllten, fettigen Papierservietten, in der Vitrine lagen ein angelaufener Berg Kartoffelsalat vom Vorabend und ein paar trocken aussehende Chorizos .
    »Ich hätte nie gedacht, dass sich der Fall so kompliziert gestaltet. Mein Plan war, herzukommen, Noemis Eltern ausfindig zu machen und dann ab in die Bars und Klubs. Es tut mir leid, dass ich dich mit in diese Geschichte hineingezogen habe.«
    José zuckte mit den Schultern. »Dazu sind Freunde da.«
    Missmutig löffelte ich Schokolade in mich hinein. Ich hatte tatsächlich rein gar nichts in der Hand, was zur Lösung des Falles nützlich gewesen wäre, doch ich weigerte mich schlichtweg, mir die sich ankündigende Niederlage einzugestehen.
    Es gab immer ein Hintertürchen, das hatte mich mein Beruf in den letzten Jahren gelehrt. Diese scheinbare Sackgasse, in die ich erneut geraten war, stachelte meinen Ehrgeiz nur zusätzlich an. Doktor Sánchez sollte sich besser warm anziehen.
    Josés Telefon klingelte und er erhob sich, um den Anruf draußen entgegenzunehmen. Die Bar war nun bis auf den übernächtigt aussehenden Kellner, der mit dumpfer Miene in einer Zeitung blätterte, und mich leer. Es mochte ein Klischee sein, dass man in Spanien gerne lange im Bett liegen blieb, doch hier und jetzt traf es zu. Es war beinahe Mittag und auf dem Platz vor der Bar war kein Mensch zu sehen, als hätten die großen Sommerferien begonnen. Wenigstens war Samstag, andernfalls hätte ich mir wohl überlegt, ob das Spätaufstehen in irgendeinem Zusammenhang mit der chronisch leeren Staatskasse des Landes stand. Eine ziemlich bünzlige Sicht auf die Dinge, stellte ich

Weitere Kostenlose Bücher