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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Wahl hatte, als in den prallen Ausschnitt ihrer Uniform zu linsen. Zweifelsohne war das genau ihre Absicht gewesen.
    Während der Fahrt zum Spital hatten wir bestimmt, dass ich mich besser allein bei Maria nach Sánchez erkundigte, derweil Mo und José mehr über den unerwarteten Tod von Schwester Alma herausfinden wollten. Zu dritt wären wir zu sehr aufgefallen. Immerhin wusste Oberschwester Maria jetzt, wer José und ich waren, und Doktor Sánchez konnte sich sicher nur zu genau an die Journalistin erinnern, die ihn mit ihrem Artikel zur Aufgabe seiner Klinik gezwungen hatte.
    »Habt ihr diesen verschollenen Onkel ausfindig gemacht?«, erkundigte sich Maria.
    »Leider nein, der ist wie vom Erdboden verschwunden.«
    »Tut mir leid.«
    »Ist schon okay.«
    Eine kleine Pause entstand, während ich fieberhaft nachdachte, wie ich das Gespräch auf die Dialysepatienten lenken konnte, ohne dass es plump wirkte.
    »Was willst du denn?«, wollte Maria wissen.
    »Nichts, das heißt … mir war gerade langweilig und ich war in der Gegend, da dachte ich, ich guck mal vorbei.«
    »Das ist nett. Samstags ist hier nicht viel los …«
    »Keine Patienten angemeldet?«
    »Willst du echt über Krankheitsfälle reden?«
    »Wir könnten auch was trinken gehen.«
    »Um sechs hab ich Feierabend. Danach muss ich erst nach Hause, um mich frisch zu machen … treffen wir uns um zehn?«
    »Passt.«
    »Im Candela? Kennst du dich aus in Madrid?«
    »Ich werde es schon finden.«
    »Ecke Calle Olmo und Olivar.«
    »Merk ich mir.«
    Sie sah mich nachdenklich an und kaute dabei auf einem Kugelschreiber herum. »Sehr gut.«
    »Ist doch auch schön, mal nicht so viel zu tun zu haben«, versuchte ich, etwas Small Talk zu betreiben.
    »Ja.« Maria warf einen Blick auf den Bildschirm ihres Computers und mümmelte dann weiter auf ihrem Kuli rum. Einen Moment lang wusste keiner, was er sagen sollte.
    Allmählich wurde ich unruhig. Maria würde meine Absicht garantiert durchschauen, wenn ich mich jetzt nach Sánchez erkundigte. Ich musste mir was anderes einfallen lassen.
    »Rauchst du?«
    Maria warf einen verstohlenen Blick zu den Aufzügen am Ende der Halle. »Für ein paar Minuten könnte ich schon weg hier.«
    »Ich habe aber keine Zigaretten«, gab ich mich zerknirscht. Ich wuschelte mir durchs Haar und setzte schamlos mein Herzensbrecherlächeln ein. Voller Waffeneinsatz – was Frauen konnten, konnten wir Männer auch.
    Es wirkte. Grinsend zog Maria zwei Glimmstängel aus der Schachtel und trat aus der Seitentür des Kabäuschens.
    »Wir gehen hinten raus, dann sieht uns der alte Drache nicht gleich, wenn er zurückkommt.«
    »Alter Drache?«
    »Oberschwester Maria. Die, die euch gestern in Empfang genommen hat.« Sie durchquerte die Halle, stieß dort eine Seitentür auf und führte mich auf eine kleine Terrasse hinaus, die mit quadratischen Steinplatten belegt war. Dahinter befand sich ein mit Zigarettenstummeln übersätes Rasenstück. Ein begehbarer Aschenbecher sozusagen.
    »Zu uns war sie freundlich«, log ich, während Maria sich eine Fluppe ansteckte und mir die zweite Zigarette samt Feuerzeug hinstreckte. Ich würde ein paar Züge nehmen und dann nach der Toilette fragen, so weit mein Plan. Mit etwas Glück reichte die Zeit, mir am Computer einen Überblick über die Dialysepatienten zu verschaffen, während Maria fertig rauchte. Sánchez würde zwar kaum unter seinem richtigen Namen angemeldet sein, aber ich hegte die dürftige Hoffnung, dass ihn vielleicht sein Deckname oder die Patientendaten verrieten.
    »Sie tut nur so. In Wahrheit ist sie eine falsche Schlange, die einem bei jeder Gelegenheit in den Rücken fällt!«, schimpfte Maria über die Oberschwester.
    Das stimmte ziemlich genau mit meiner Einschätzung überein.
    »Glücklicherweise ist sie oft außer Haus, da geht immer ein richtiges Aufatmen durch die Stationen.«
    »Ein Nebenjob?«
    »Eher eine Art Hobby. Sie betreut delinquente Jugendliche in einem Heim und hilft ihnen bei der Stellensuche. Ohne nennenswerte Resultate übrigens, in Spanien findet jeder fünfte Jugendliche keinen Job. Auf straffällige Jungs ohne Schulabschluss hat da keiner gewartet. Aber so verdient sie sich wohl den Weg ins Himmelreich, die gute Seele.«
    Oder auch nicht, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Maria hatte mir eben eine plausible Erklärung geliefert, weshalb gestern Nacht die kampflustigen Jugendlichen hinter uns her gewesen waren. Die rührige Oberschwester hatte vermutlich gegen ein

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