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Familienscheiße: Wir hassen sie, wir lieben sie - Geschichten über die, die uns am nächsten stehen

Familienscheiße: Wir hassen sie, wir lieben sie - Geschichten über die, die uns am nächsten stehen

Titel: Familienscheiße: Wir hassen sie, wir lieben sie - Geschichten über die, die uns am nächsten stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henriette Frädrich
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auf das bunte Etwas zu. Und tatsächlich: Es war ein Osternest! Mitten auf einer Wiese in den Bergen, die wir noch nie zuvor gesehen hatten, auf der wir spontan picknickten, und die zwei Stunden von unserem Hotel entfernt war, wartete ein Osternest auf mich! Ich hob es auf und schüttelte ungläubig den Kopf. „Häh?! Wie geht das denn?“, fragte ich meine Eltern. Die kicherten und lachten. „Na, das war der Osterhase, was denn sonst!“ sagte mein Vater lachend. „Aber den gibt´s doch gar nicht!“, gab ich zurück. „Also wenn das nicht der Osterhase war, wer war das denn dann sonst?“ fragte meine Mutter schmunzelnd. „Na, ihr?“ sagte ich. „Wir?!“ sagte mein Vater und tat entrüstet, „wie soll das denn gehen? Wir sind doch auch hierher kommen, zusammen mit dir. Und hast du gesehen, wie wir hier irgendetwas versteckt haben?“ Mein Vater hatte Recht. Es war unmöglich. Ich war die ganze Zeit mit meiner Mutter zusammen auf der Wiese, und mein Vater war nur kurz hinterm Baum. Er hatte keine Tasche dabei, wo vielleicht die Osternester drin waren, und ich sah ihn auch nicht über die Wiese huschen. Oder hatte ich es tatsächlich nicht bemerkt? Oder hatten sie vielleicht einen Komplizen? Ich war völlig von den Socken. „Melanie, akzeptiere es doch endlich! Es war der Osterhase!“ rief mein Vater. „Und guck doch mal weiter, der hat bestimmt noch mehr hier versteckt!“ schob meine Mutter hinterher.  
    Ich rannte über die Wiese und guckte hinter jeden Busch und Baum. Und tatsächlich fand ich noch etliche Osternester und Schoko-Hasen, über die ganze Wiese verteilt, in kleinen Grasmulden versteckt. Ich war völlig aus dem Häuschen. Ich freute mich nicht nur über die vielen Geschenke, sondern war auch richtig überrascht, hier mitten in den Bergen dem Osterhasen auf so mysteriöse Art und Weise begegnet zu sein. Wobei ich ihn ja nicht gesehen habe. Aber so sehr ich auch grübelte, ich kam auf keine schlüssige Lösung, wie meine Eltern diesen Coup hätten einfädeln und durchführen können. Es blieb nichts anderes übrig, als all das tatsächlich dem Osterhasen zuzuschreiben.  
    Natürlich gängelte ich meine Eltern seitdem immer wieder, sie mögen mir doch das Ostergeheimnis verraten. Doch immer wieder ernte ich verständnislose Blicke und als einzige Antwort „Was willst du denn aufklären oder was sollen wir dir denn verraten? Das war der Osterhase!“. Bis heute hält sich das Geheimnis um den magischen Ostersonntag, damals, in den Bergen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, will ich die Wahrheit auch gar nicht erfahren. Was gibt es schöneres als die Erinnerung an diesen Osternachmittag im warmen, sonnigen Frühling und der Glaube daran, dass ein kleines Häschen über die Wiese gehoppelt ist und meine Osternester versteckt hat, nur für mich.
     

Und dann zertrat er mein Spielzeug
    Der Gedemütigte
    Jakob, 31, Betriebswirt
     
    Meine Mutter hatte schon immer ein Händchen dafür, sich immer die falschen Typen auszusuchen. Dabei war meine Mutter smart, klug, gebildet, sehr hübsch und aus gutem Hause. In Sachen Männer war sie allerdings nur eins: Dumm. Ich weiß bis heute nicht, was das für ein Muster bei ihr war und woher das kam, aber die Auswahl ihrer Partner war stets äußerst fragwürdig. Sie hatte immer komische Typen am Start. Ich wuchs mit meiner Mutter allein auf, meinen Vater kannte ich nicht. Immer wieder hatte meine Mutter neue Partner, die sich mal mehr, mal weniger um mich bemühten. Ich gab mir meistens große Mühe, jeden Mann, den meine Mutter anschleppte, zu akzeptieren und ihm eine Chance zu geben. Ich wollte nur eins: Dass meine Mutter glücklich ist. So hatte ich nie vor, aufmüpfig zu sein und mich ihren Partnerschaften in den Weg zu stellen oder ihre Bemühungen um einen Mann zu torpedieren, wie das ja einige Kinder aus Trotz tun.
    An einen ihrer Männer erinnere ich mich dunkel. Und mit dunkel meine ich auch dunkel. Er hieß Dieter. Ich finde bis heute, dass von allen Männern, die Dieter heißen, etwas Bedrohliches ausgeht, etwas Fieses und Gemeines. Gäbe es eine mathematische Namens-Formel, dann würde die heißen: Dieter = Böse. Er hatte dunkle Haare, dunkle Augen und einen dunklen Vollbart. Bis heute finde ich Männer mit Vollbart suspekt. Meine Mutter hatte damals eine Stelle kurz nach ihrem Studium ergattert. Wir wohnten zu zweit in einer kleinen Wohnung. Dieter wohnte auf dem Land, und wir besuchten ihn dort oft. Es gab einen großen Garten und Hühner, die

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