Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)
führte sie nicht nach Hause, sondern sie fuhr geradewegs zu Sean. Er wohnte in einer Zweizimmerwohnung am Alford Place mitten in Hoxton, und mit etwas Glück war er vielleicht schon zu Hause. Sie war so unendlich sauer und aufgewühlt, sie wusste kaum noch, was sie denken oder fühlen sollte. Nur eines war ihr noch wichtig: Sie wollte sich unbedingt beweisen, dass Quinn St. Clair keine Rolle mehr in ihrem Leben spielte, dass er nicht länger Herr über ihre Gedanken und Empfindungen war. Irgendwo musste Schluss sein, und sie hatte es so satt, allein und einsam auf etwas zu warten, das sowieso nie eintreffen würde. Die ganzen letzten Wochen hatte sie insgeheim gehofft, Quinn würde sich doch noch zu ihr bekennen, seine Gefühle offenlegen, dabei hatte sie sich die ganze Zeit etwas vorgemacht. Während ihm das Familienunternehmen früher ziemlich egal gewesen war, schien Thayet Jewels nun das einzig Wichtige für ihn zu sein. So wichtig, dass er sogar Lügen verbreitete, um seine Mutter ruhigzustellen. Das war wirklich das Letzte.
Es war bereits dunkel, als sie vor dem mittelgroßen Backsteinhaus mit der gusseisernen Umzäunung eintraf. Beth entdeckte Seans Wagen ein paar Meter weiter am Straßenrand. Er fuhr einen dunkelgrauen, geräumigen Ford Galaxy, dessen monströser Kofferraum genügend Platz für sein Werkzeug und die Kleinmöbel bot, die er ab und an darin transportieren musste. Erleichtert lief sie auf den Hauseingang zu und klingelte, bevor sie den Mut verlor oder ihr Verstand wieder einsetzte. Das, was sie jetzt vorhatte, war sicherlich nicht die klügste Tat ihres Lebens, und doch sah sie keinen anderen Ausweg, um sich Quinn endgültig aus dem Herzen zu reißen. Der Türsummer ertönte, und sie drückte die wuchtige Haustür auf. Im Treppenhaus raste sie die zahlreichen Stufen nach oben, ihr Herz schlug heftig, ihr Atem ging flach und unregelmäßig. Zum Teil aufgrund ihres Sprints, aber in erster Linie wegen der Enttäuschung, die ihr förmlich die Luft raubte. Oben blieb sie keuchend auf der obersten Stufe stehen und erwiderte aus feuchten Augen Seans erstaunten Blick. Er stand schon in der Tür und sah aus, als hätte sie ihn gerade aus dem Schlaf gerissen. Sein schwarzes Haar stand zerzaust von seinem Kopf ab, sein Shirt hing zerknittert über dem Bund seiner Jeans, und er war barfuß.
„Beth, dich hab gar nicht erwartet“, sagte er, als sie sich in Bewegung setzte und vor ihm stehen blieb. Er schien trotzdem erfreut. Sein müdes Gesicht hellte sich auf, als er die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln verzog. Sofort beruhigte sich ihr rasender Herzschlag. Das hier war Sean. Ihr bester Freund, ihr erster Liebhaber und neben ihren Eltern und Chloe der einzige Mensch, auf den sie sich hundertprozentig verlassen konnte. Bei ihm würde sie die Sicherheit und den Frieden finden, den sie jetzt so bitter nötig hatte.
„Kann ich reinkommen?“, fragte sie überflüssigerweise. Er wirkte sogar ein bisschen beleidigt.
„Als ob du fragen müsstest“, brummte er und trat zu Seite. „Aber erschrick nicht, ich habe nicht aufgeräumt.“
Die angebliche Unordnung beschränkte sich auf einen leeren Teller auf seinem Wohnzimmertisch und lose herumfliegende Zeitungsblätter. Da es schon eine Weile her war, dass sie in seiner Wohnung gewesen war, sah sie sich neugierig um. Sean wohnte noch nicht lange hier, gerade mal ein halbes Jahr, und entsprechend spartanisch war auch seine Einrichtung. Da er beruflich ständig mit Holz arbeitete und praktisch den ganzen Tag nichts anderes zu Gesicht bekam, bevorzugte er privat einen völlig anderen Stil. Ein breites schwarzes Ledersofa stand vor einer schneeweißen Wand. Darüber hing ein gerahmter Druck mit abstrakten Motiven, ebenfalls in Schwarz-Weiß. Vor der Couch befand sich ein Glastisch, die Platte saß auf einem sehr modernen Chromgestell. Den größten Teil der Wand gegenüber nahm ein ziemlich protziger Flachbildschirm ein, sich darauf einen Film anzusehen, hatte schon fast Kinoqualität. Links und rechts davon verliefen jeweils dreireihig, zwei schmale schwarze Regale. Auf der einen Seite war seine Filmsammlung untergebracht, auf der anderen die CDs. Besonders auffällig war jedoch der gigantische Boxsack, der weiter hinten im Raum von der Decke hing, als würde er zum Mobiliar gehören. Sean hatte ihn mithilfe eines massiven Hakens an der Decke befestigt, und auf skurrile Weise passte dieses Ding tatsächlich hier rein. Nach einigen wortlosen Sekunden brach er
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