Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Wunderknaben zu erhaschen. Neugierig auf den Neuzugang im Leben ihrer Mutter war sie ja schon. Immerhin wollte Leanne den Burschen heiraten und war damit erst mal weg vom Londoner Häppchenmarkt, von dem sie immer so gern gekostet hatte. Chloe rang sich ein Lächeln ab und wartete darauf, dass sie endlich hereingelassen wurde. Als würde Leanne gerade bewusst werden, dass sie ihre Tochter wie einen lästigen Vertreter vor der Tür stehen ließ, trat sie zurück und ließ Chloe über die Schwelle treten.
Mit wiegenden Hüften schlenderte ihre Mutter über den edlen Parkettboden aus weiß geölter Eiche. Chloe folgte ihr. Die spitzen Absätze ihrer Riemchensandalen knallten wie Pistolenschüsse auf den Grund der lang gezogenen Diele. Sie ging schneller, die Schüsse wurden zu Salven und verstummten, sobald sie die sperrangelweit geöffnete Flügeltür hinter sich ließ und sich mitten in einer durchgestylten Wohnlandschaft aus italienischen Designermöbeln wiederfand.
Weiß, einfach alles hier drin war auf den ersten Blick weiß. Um nicht in klinische Sterilität abzudriften, wurde die frostige Farbgebung im Raum durch einzelne wohlplatzierte Akzente aufgelockert. Gewollt wild zusammengesteckte lange Äste, knorrig und mit einigen dezent blühenden Kamelien dazwischen, ragten in jeder Ecke des Zimmers aus marokkanischen Bodenvasen heraus. Die Wände wurden von schreiend bunten Bildern geziert. Besonders hübsch nahm sich das handgeschnitzte Beistelltischchen aus golden schimmerndem Walnussholz aus, das neben der breiten weißen Ledercouch platziert war. All diese gegensätzlichen Betonungen im Raum setzten angenehme Kontraste, ohne die ruhige Atmosphäre zu zerstören.
Suchend wanderten ihre Augen durch das Zimmer, bis ihr Blick auf die beeindruckende Rückenansicht von Leannes Verlobtem traf. Er stand mit dem Gesicht nach vorn vor dem offenen Kamin und hielt ein Handy ans Ohr. Sie betrachtete den gut geformten Hinterkopf. Sein dunkelblondes Haar war länger als bei den Männern, mit denen sie sonst Umgang pflegte und hinten zusammengefasst.
So wie bei ihm ….
Chloe wurde der Mund trocken. Er erinnerte sie auf frappierende Weise an ihren Fremden. Ein leichter Schwindel ließ Funken vor ihren Augen sprühen, doch sie fing sich in Windeseile, derweil er immer noch leise telefonierte. Ihr zukünftiger Stiefvater – sie konnte sich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden – hatte bisher noch mit keiner Geste erkennen lassen, dass er den Eintritt der beiden Frauen bemerkt hatte, und widmete sich weiterhin seinem Gespräch.
Leanne achtete indessen nicht mehr auf sie und flog praktisch auf ihren Verlobten zu, das Gesicht von unverkennbarem Besitzerstolz gezeichnet und zu einem glücksstrahlenden Lächeln verzogen. Chloe blieb diskret zurück und wartete. Ein unangenehm hohles Gefühl im Bauch überlagerte die irritierende Vertrautheit bei seinem Anblick. Es war nicht nur die Art, wie er sein Haar trug, die ihr merkwürdig bekannt vorkam, sondern auch seine gesamte Körperhaltung.
Der geschmeidig kraftvolle Wuchs seiner Gliedmaßen verriet eine sportliche Natur, die durch sein lässiges Outfit noch betont wurde. Kritisch beäugte sie ihn. Er war so zwanglos gekleidet, dass sie sich in ihrem eleganten taubengrauen Chiffonkleid mit dem weitschwingenden Rock total overdressed vorkam. Schließlich begutachtete sie den beeindruckenden Rest von ihm. Ihr Herz hüpfte wie ein außer Kontrolle geratener Ping-Pong-Ball auf und ab, weil ihr viel zu gut gefiel, was er zu bieten hatte. Lange Beine, ein knackiger Hintern, der von dunkelblauem Jeansstoff umspannt wurde und zur Abrundung ein weißes Longsleeve, das sich eng an die gerade Linie seines Rückens schmiegte. Unwillkürlich wünschte sie sich an die Stelle seines Oberteils und fühlte sich unglaublich schuldig deswegen. In dieser Sekunde drehte er sich leicht zur Seite, da Leannes laut klappernde Absätze ihr temperamentvolles Heranpreschen ankündigten. Begierig fasste er nach ihrer Hand, sobald sie in Reichweite war, und die Geste besaß etwas dermaßen Liebevolles, das Chloe der Mund trocken wurde. Vor Neid.
Irritiert von diesem Gefühl versuchte sie, die beiden nicht allzu unverhohlen anzustarren und wandte sich ab, um tief durchzuatmen. Ihr Blick fiel direkt auf die Schiebetür der Dachterrasse. Sie stand offen und eine laue Sommerbrise blähte die hellen Vorhänge zu bauschigen Ballons auf. Trotz ihres Unbehagens schaffte sie es nicht, ihre natürliche Neugier
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