Family Affairs - Verbotenes Verlangen
sie, dafür war sie viel zu aufgewühlt.
Oh Gott, was hatte sie nur getan? Sie sah ja jetzt schon kaum eine Möglichkeit, sich ihrer Mutter auf emotionale Weise anzunähern. Sollte diese unselige Geschichte mit Ryan jemals rauskommen, würde sie die Tür zu ihrem Herzen endgültig verrammeln und den Schlüssel vom höchsten Punkt der London Bridge in die eisigen Fluten werfen. Sie hörte an den näher kommenden Schritten, dass die beiden ihr gefolgt waren, drehte sich jedoch nicht um, sondern machte drei weitere Schritte vorwärts, um sich Halt suchend an das Geländer zu klammern. Ihre Finger krampften sich um den kühlen Stahl, ein Windhauch fegte über die Terrasse und trug einen kernig männlichen Duft an ihre sensibilisierte Nase. Ryan. Eindeutig seine unverwechselbare Note. Bebend schloss sie die Augen, inhalierte ihn, wollte ihn …
„Chloe …“, ertönte es an ihrer rechten Seite.
Sie drehte den Kopf leicht seitwärts und sah direkt in Leannes misstrauische Augen. Ihre Mutter war nicht dumm, sie ahnte, dass etwas nicht stimmte. Chloe fühlte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach. Sie musste wirklich auf ihr Verhalten achtgeben, sonst würde ihre Mutter unweigerlich Verdacht schöpfen.
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, wiederholte Leanne und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Du siehst aus, als würdest du ein bisschen neben dir stehen.“
Chloe rang sich ein Lächeln ab.
„Es ist alles okay. Nur ein wenig Kopfschmerzen, das ist alles. Die Woche war hart, und mir fehlt einfach Schlaf.“
Ihre Mutter seufzte ungeduldig, während Ryan still hinter ihr stand und Chloe aufmerksam betrachtete. Fast ein wenig neugierig. Leanne drehte sich zu ihm um.
„Meine Tochter ist Immobilienmaklerin in einer renommierten Londoner Firma. Hab ich das schon erwähnt, Liebling?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, aber das ist gut zu wissen“, meinte er in freundlichem Ton und kam ein bisschen näher. Er schlang einen Arm um Leannes Schultern und zog sie dichter zu sich heran. Seine Augen saugten sich jedoch an Chloe fest. „Dann weiß ich ja, an wen ich mich in Zukunft wenden muss, wenn ich mir ein neues Apartment kaufen will. Tatsächlich hatte ich vor, mir in nicht allzu ferner Zukunft eine weitere Wohnung zuzulegen. Ich dachte da an so was wie dieses Penthouse. Schön hell und luftig.“
Angesäuert nahm sie sein herausforderndes Grinsen hin, ehe er hinzusetzte: „Leanne und ich brauchen noch einen geheimen Rückzugsort für den Fall, dass die Pressemeute zu lästig wird.“
Na klar, und sie würde demnächst alle Brücken hinter sich abbrechen, auf eine einsame Insel ziehen und den Rest ihres Lebens Kokosnüsse zählen. Wahrscheinlich brauchte er einfach ein Liebesnest, wo er hemmungslos andere Frauen vögeln konnte.
„Hell und luftig?“, hakte sie daher gedehnt nach. „Ich hätte eher gedacht, dass Sie dunklere Räume bevorzugen.“
Seine Mundwinkel kräuselten sich amüsiert, seine Reaktion war souverän.
„Dunkle Räume können durchaus ihre Vorzüge haben“, meinte er leichthin und zuckte dann gleichgültig die breiten Schultern. Er ging nicht mal im Ansatz auf ihre unausgesprochene Kriegserklärung ein, was Chloe fuchsteufelswild machte. Vor allem, als er hinzufügte: „Allerdings weiß man nie, wer einem begegnet, und deswegen bevorzuge ich das Licht und nicht den Schatten.“
Fast hätte sie wie ein trotziges Kleinkind mit dem Fuß aufgestampft und einen lauten Wutschrei ausgestoßen. Dieser unverschämte Kerl! Wollte er damit etwa andeuten, sie sei nicht öffentlichkeitstauglich? Ein gellendes Klingeln stoppte dieses zweideutige Geplänkel.
„Oh, das wird dein Bruder sein!“, rief Leanne, während ihre Augen zwischen ihrem Verlobten und ihrer Tochter hin und her sprangen. Ahnte sie was? Ihr konnte kaum entgehen, dass sich die Sympathien zwischen ihr und Ryan in übersichtlichen Grenzen hielten, von daher kam ihr diese Unterbrechung nicht ungelegen. Sie wollte Ryan unbedingt zur Rede stellen, bevor sie platzte.
„Willst du nicht zur Tür gehen, Mutter?“
Leanne lächelte schmal.
„Natürlich. Ihr entschuldigt mich …“
Schon hatte sie den beiden den Rücken gekehrt und schwebte zurück in die Wohnung, während Ryan ihr sinnend hinterherblickte. Sobald sie sich außer Sichtweite befand, fackelte er nicht lange und ließ die höfliche Maske fallen, bevor Chloe auch nur einen Pieps von sich geben konnte.
„So, und jetzt wirst du mir verraten, was für ein mieses
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