Family Affairs - Verbotenes Verlangen
auszuschalten, wie er mit eben dieser Hand über ihren nackten Körper fuhr, wie er ihn erkundete, all die weichen Täler und Hügel.
„Freut mich“, presste sie zwischen den Zähnen heraus und vermied es tunlichst, ihm weiter in die Augen zu blicken. Er war gefährlich und bedrohte ihren Seelenfrieden.
„Leanne hat mir schon viel von dir erzählt“, setzte er gerade an, wollte wohl noch mehr sagen, verstummte jedoch, als sie ihm einen mörderischen Blick zusandte.
Obwohl sie eine geradezu gefräßige Wut auf ihn empfand, hätte sie fast geseufzt. Jetzt, bei vollem Licht, wirkte er noch attraktiver als damals in dem mondlichtdurchfluteten Raum. Seine Gesichtskonturen wirkten schärfer, das Kinn markanter und männlicher. Kein blondes Bübchen mit milchweißer Haut, sondern eine vibrierende Persönlichkeit mit kantigen Zügen. Was würde Leanne wohl sagen, wenn sie wüsste, dass ihr feiner Verlobter fremden Frauen im Dunkeln auflauerte und sie zu unzüchtigen Handlungen mit nackten Skulpturen verführte?
Die Frage stand ihr wohl deutlich lesbar ins Gesicht geschrieben, denn er schüttelte kaum merklich den Kopf. Ein leiser Hauch von Genugtuung zog eine heiße Spur durch ihre Eingeweide. Er hatte wohl Angst, sie könnte reden und so das trügerische Bild des perfekten Liebhabers mit sichtbaren Kratzern kennzeichnen.
„Nun hört doch auf euch anzuschweigen und kommt raus auf die Terrasse! Dort wartet eine Flasche vom allerfeinsten Champagner.“
Beinahe hätte sie vergessen, dass ihre Mutter anwesend war, so sehr war sie von seiner Anwesenheit gefangen. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie imstande war, sich von ihm loszureißen und ihrer Mutter zuzuwenden. Die bombardierte sie mit warnenden Blicken. Leanne war augenscheinlich wenig begeistert von ihrer mundfaulen Darbietung einer liebevollen Tochter.
Oh Mutter, wenn du nur wüsstest.
Sie fühlte sich unglaublich elend, räusperte sich und meinte rechtfertigend:
„Entschuldige bitte, ich bin ein wenig befangen, wenn ich ehrlich bin. Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass man einen Stiefvater präsentiert bekommt.“
Leanne lachte hell auf, viel zu leicht zufriedengestellt von der simplen Erklärung.
„Du und deine ewigen Sorgen, Chloe“, rief sie kopfschüttelnd. „Nimm dir ein Beispiel an mir und denk nicht so viel über alles nach. Du wirst sehen, dass dir das Leben einige aufregende Überraschungen bietet. Ich für meinen Teil bin sicher, dass ihr zwei euch schnell aneinander gewöhnen werdet.“ Sie sah zu dem blonden Gott an ihrer Seite auf. „Nicht wahr, Darling?“
Er lächelte bemüht und nuschelte etwas Ähnliches wie „aber sicher doch, Liebes“.
Leanne gab sich auch damit zufrieden. Strahlend vor Glück bedachte sie ihn mit derart bewundernden Blicken, dass Chloe sie aufgrund ihrer Naivität in Bezug auf Ryan am liebsten geschüttelt hätte, bis sich ihr Gehirn wieder in ein funktionsfähiges Organ verwandelte. Auf der anderen Seite wollte sie ihr keinesfalls wehtun, denn sie sah so verdammt glücklich aus. Dabei war es eine trügerische Freude, denn die goldschimmernde Rüstung ihres edlen Ritters hatte einige Beulen und glänzte längst nicht so sehr, wie er es Leanne glauben machen wollte.
Fass sie an …
Chloe schwankte, ihre Finger zuckten, als sie sich an den so bestimmend ausgesprochenen Befehl erinnerte, der sie fast zu einem willenlosen Stück Fleisch gemacht hätte. Einzig und allein danach strebend, sich die ersehnte Befriedigung zu nehmen. Chloe meinte, wieder seine Finger auf ihrem Bauch zu spüren, seinen harten Schwanz, der sich drängend gegen ihren Hintern zwängte …
Seine bemüht fröhliche Stimme setzte ihren Erinnerungen ein jähes Ende.
„An mir soll es nicht liegen“, erklärte er und schenkte Chloe einen rätselhaften Blick. „Lass uns rausgehen und auf uns anstoßen, Darling“, fuhr er fort und küsste Leanne liebevoll auf die Schläfe. Obwohl sich sein Mund fest auf die Haut ihrer Mutter presste, suchte er erneut den Augenkontakt zu Chloe. Sie wandte sich ab, weil sie diesen glühenden Blick nicht länger ertragen konnte, und wankte auf ihren hohen Absätzen auf die Schiebetür zu. Kaum war sie draußen, starrte sie blind nach vorn, ohne einen Blick für die nächtliche Schönheit der Themse übrig zu haben. In der Ferne glitzerten unzählige Lichter, sie wirkten unscharf, genau wie das Bild, das sie auf einmal von sich selbst hatte. Nicht mal das ätherische Leuchten der Sterne berührte
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