Family Affairs - Verbotenes Verlangen
zu unterdrücken und linste erneut zum offensichtlich glücklich verliebten Paar. In dieser Sekunde war es schlagartig vorbei mit den Ausflüchten. Er hatte seinen langen Körper so gedreht, dass sie jede Linie und jede Regung in seinem Gesicht erkennen konnte. Ihr wurde schlecht, ihr Magen schien sich mehrfach zu überschlagen, und sein Gesicht verschwamm ihr vor den Augen, während völlig absurde Fluchtgedanken ihren gesunden Menschenverstand außer Kraft setzten.
Oh Gott …
Das war der schöne Fremde von der Vernissage. Definitiv. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
Diese Erkenntnis schnürte ihr die Luftzufuhr ab, als würde jemand in ihren Thoraxbereich hineingreifen, die Finger zwischen Rippenwirbel und Brustbein schieben und ihre Lungen miteinander verknoten. Sie hatte Mühe, ausreichend Luft zu holen, jeder Atemzug verursachte einen stechenden Schmerz, der den vorherigen übertraf. Benommen spähte sie zu Leanne, die mit verklärtem Gesichtsausdruck an seinem Körper lehnte und darauf wartete, dass ihr Verlobter das Telefonat beendete. Er war ebenfalls ganz versunken in den Anblick ihrer Mutter, die ihn wie eine Närrin anhimmelte, während Chloe gerade tausend Tode starb, weil sie nur zu genau wusste, welche Wirkung er auf eine Frau haben konnte.
Dieser Abend hier, entwickelte sich zu einer Katastrophe. Ihre Mutter war im Begriff, in naher Zukunft einen Mann zu heiraten, den sie vor ein paar Tagen beinahe selbst vernascht hätte, wenn er nicht rechtzeitig einen Rückzieher gemacht hätte.
Wollen Sie meine Helena anfassen …
Genau das hatte er gesagt, nachdem sie die wunderschöne Statue so sehr bewundert hatte. Mit diesem schlichten Satz hatte er eine Lawine in Gang gesetzt, die Chloe voll und ganz unter sich begraben hatte. Betäubt vor Entsetzen sah sie der Konfrontation mit ihm entgegen, während er seinen Blick langsam in ihre Richtung schickte, das Handy immer noch am Ohr und ein charmantes, wenn auch entschuldigendes Lächeln auf den Lippen, da er unhöflicherweise immer noch in das Ding hineinsprach. Doch dieses Lächeln erstarb exakt in der Sekunde, als er sie entdeckte. Ihre Blicke kollidierten, verfingen sich ineinander und sorgten für ein betäubendes Rauschen in ihren Ohren. Er stockte mitten im Satz, nur einen Wimpernschlag lang, ehe er das Gespräch mit den üblichen Abschiedsfloskeln zu Ende brachte, ohne sie aus den Augen zu lassen. Sein stahlblauer Blick saugte sich an ihr fest, erkennend, verwirrt, wütend. Eine halbe Ewigkeit verstrich, bis Leanne das unangenehme Schweigen durchbrach.
„Ryan, das ist meine Chloe“, erklärte sie und spielte die stolze Mutter. Chloe kannte sie jedoch zu gut, um auf diese Show hereinzufallen. Ihr Verhalten diente nur einem Zweck: Sie gab in der Öffentlichkeit die „Supermom“, um so zusätzliche Sympathiepunkte zu sammeln. Dieses Verhalten tat ihr von Herzen weh, wenngleich es nicht überraschend war, und so verdrängte sie die aufkeimende Enttäuschung und hielt weiter Blickkontakt mit ihm. Es war ihr einfach unmöglich, sich von diesen ozeanblauen Sturmaugen abzuwenden.
Sein sinnlicher Mund teilte sich ein wenig, eine leichter Hauch Rot überschattete die gebräunten Wangen mit dem goldblonden Dreitagebart. Der war neu, bei ihrer ersten Begegnung – Chloe kam es vor, als wären seitdem Jahre vergangen – war er glatt rasiert gewesen. Diese Stoppeln machten ihn jedoch keineswegs unattraktiver, ganz im Gegenteil. Sie begann sich vorzustellen, wie diese raue Oberfläche über ihre Haut schabte, sie rötete, verletzte, nur um sie dann mit feuchten Küssen zu heilen …
„Hallo Chloe“, grüßte er leise. Diese harmlosen Worte flossen wie süßer Honig über seine Lippen, beruhigten ihre überreizten Sinne und linderten ein wenig die heiße Wut, die schwelend in ihr brodelte, weil sie sich schon wieder in erotischen Fantasien über ihn erging. Er streckte die Hand aus. Sie starrte auf diese schlanken Finger, die so kurz davor gestanden hatten, sich durch den feuchten Tau ihres Unterleibs zu tasten. Widerwillig überbrückte sie den letzten trennenden Zentimeter, legte ihre Finger zwischen seine und hätte um ein Haar aufgestöhnt, als sie seine warme Handfläche unter ihrem Handteller spürte. Dort, wo er ihre Haut berührte, entfaltete sich eine infernalische Hitzewelle, die durch ihren gesamten Arm jagte. Obwohl ihre Mutter direkt neben ihr stand, vertrauensselig und nichts ahnend, gelang es ihr nicht, die Vorstellung in ihrem Kopf
Weitere Kostenlose Bücher