Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Telefonhörer in ihrer Hand. Erst als sie sicher war, dass er wirklich nicht mehr anrufen würde, legte sie das Gerät zurück auf die Station, stand auf und verließ ihr Büro. Hunger hatte sie keinen, doch sie benötigte dringend frische Luft, um ihre wirren Gedanken zu ordnen.
Den Rest des Tages schaffte sie es, ihn aus ihrem Kopf zu verbannen. Ein Termin jagte den nächsten, und als sie am Abend todmüde aus dem Lift stieg und ihre Etage betrat, war sie nicht nur geistig, sondern auch körperlich ermattet. Mit schleppenden Schritten und hängendem Kopf näherte sie sich ihrem Zuhause, hielt aber abrupt inne, als ein paar schwarze Converse in ihr Sichtfeld gerieten. Ruckartig flog ihr Kopf nach oben, und sie erstarrte zur Salzsäule.
Ryan lehnte an der Wand neben ihrer Wohnungstüre, hatte die Arme locker vor der breiten Brust verschränkt und grinste. Ein Bild der Arroganz. Der Kerl hatte eindeutig zu viel Selbstbewusstsein an der Mutterbrust getankt. Wie immer leger gekleidet, trug er eine graue, verwaschene Jeans und ein schwarzes Longsleeve, das sich unglaublich verführerisch um die perfekt geformten Konturen seines Oberkörpers schmiegte. Sein goldblondes Haar leuchtete warm im Halbdunkel des matt beleuchteten Flurs. Er trug es wie üblich im Nacken zusammengefasst, was die Harmonie seiner Züge nur noch mehr hervorhob. Sobald sie den Blick höher wandern ließ und ihm in die Augen sah, versank sie in schillerndem Eis. Sie versuchte erfolglos, sich zusammenzureißen, trotzdem wurde ihr schwindelig, schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. Die hilflose Ohnmacht, die sie bei seinem Anblick empfand, schnürte ihr langsam die Kehle zu.
„Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen?“, keuchte sie anklagend und wollte sich am liebsten abwenden, um auf dem schnellsten Weg zurück zum Lift zu laufen. Hauptsache weit weg von ihm und seiner überwältigenden Ausstrahlung. Stattdessen blieb sie, wo sie war, und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie seine bloße Gegenwart sie aus der Fassung brachte.
„Warum sollte ich nicht herkommen?“, meinte er in gespieltem Erstaunen. „Wir leben in einem freien Land.“
Er war so unglaublich anmaßend. Sie konnte es kaum fassen.
„Wer hat dir meine Adresse gegeben?“
„Deine Mutter natürlich, wer denn sonst“, antwortete er aufreizend, als wäre dies das normalste auf der Welt. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass er ihrer Mutter die Anschrift entlockt hatte, ohne dass die sich auch nur das Geringste dabei gedacht hatte. Leanne war zwar eine äußerst manipulative Frau, doch sie konnte erschreckend naiv sein, wenn es um Männer ging. Und Ryan, davon war Chloe felsenfest überzeugt, war sicher ein überzeugender Lügner und gewieft in allerlei Täuschungsmanövern, wenn es darum ging, sein Ziel zu erreichen. Chloe schluckte ihre Verbitterung darüber runter.
„Verschwinde! Du hast hier nichts verloren“, zischte sie ihm zu und verschränkte die Finger ineinander, um das Zittern zu unterbinden. Sein Blick senkte sich auf ihre Hände. Er schmunzelte belustigt über ihre Bemühungen, möglichst leidenschaftslos zu wirken.
„Kommt nicht infrage. Ich werde nicht gehen, bevor wir uns ausgesprochen haben.“
Wütend funkelte sie ihn an.
„Na gut, wenn du nicht gehst, dann werde ich das eben tun.“
Sie drehte sich um, wollte zurück zum Fahrstuhl, doch bevor sie auch nur einen Schritt nach vorn machen konnte, schoss sein langer Arm seitlich an ihr vorbei. Ryan hatte sich von der Wand gelöst und packte sie um die Taille. Mit einem kraftvollen Ruck zog er sie zurück, presste sie an seinen Körper und lachte über ihre ziemlich fruchtlosen Bemühungen sich zu befreien. Überrumpelt und wehrlos hing sie in seinen Armen und verlor sogar für einen klitzekleinen Augenblick die Bodenhaftung. Ihre Beine zappelten wild hin und her, bis er endlich ein Einsehen hatte und sie sanft auf den Boden zurückgleiten ließ. Er hielt sie jedoch weiterhin eng an sich gepresst. Sie haderte mit ihren eigenen Gefühlen. Ryan fühlte sich an ihren viel weicheren Formen wie geschmiedeter Stahl an. Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, schob sich sein Kopf seitlich an ihrem vorbei. Ryan bettete seine raue Wange dreist an ihre linke Gesichtshälfte.
„Déjà-vu“, raunte er leise. Es klang wie ein Versprechen. Ihre Knochen schienen sich zu verflüssigen, ihre Muskulatur gab nach. Chloe glaubte, sich in seinen Armen aufzulösen, allein sein Griff hielt sie
Weitere Kostenlose Bücher