Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Schreibtischoberfläche herum, während ihr der Kopf surrte, als würde dort ein ganzer Schwarm Libellen sein Unwesen treiben.
„Wir müssen uns sehen“, kam es ohne Einleitung.
Chloe wusste sofort, wer diesen schroffen Befehl ausstieß, und ließ sich noch tiefer in den Sessel sinken. Ryans dunkle Stimme verursachte einen Flächenbrand auf ihrer Haut, der sich glühend über ihren gesamten Körper ausdehnte. Ihre Atmung beschleunigte sich, und ihre Lungen arbeiteten, als wären sie ein altertümlicher Blasebalg und nicht Teil eines komplexen menschlichen Organismus.
„Bist du noch dran?“, schnappte er ungeduldig, als von ihr keine Reaktion kam.
„Lass mich in Ruhe“, brachte sie schließlich heraus. Wäre er nicht vergeben, hätte sie einem Treffen liebend gerne zugestimmt, doch ihr Unrechtsbewusstsein ließ sie ihre Wünsche verleugnen. Es wäre falsch, unmoralisch, verabscheuungswürdig, sie durfte einfach nicht …
Das Bild an der Wand gegenüber, ein abstraktes Acrylgemälde, verschwamm vor ihren Augen und mutierte zu einem undefinierbaren Wust aus bunten Farbschattierungen, während sie darum betete, standhaft zu bleiben. Alternativ wäre ihr auch ein Zusammenbruch der Telefonleitungen willkommen gewesen, was ihr ein Gespräch mit ihm erspart hätte.
„Ich will nicht mit dir reden. Jetzt nicht, und auch nicht in Zukunft“, teilte sie ihm mit mühsam unterdrückter Aufregung mit.
Super, ihre Stimme hörte sich total dünn und piepsig an. Sie hasste die Wirkung, die er auf sie hatte. Sie hasste sie wirklich.
„Vergiss es, Prinzessin. Ich lass dich erst dann in Ruhe, wenn wir miteinander fertig sind.“ Er machte eine kleine Pause, ungefähr zwei tiefe Atemzüge lang. „Verdammt, Chloe, wir müssen die Sache klären. Die Luft zwischen uns ist zum Schneiden dick. Leanne wird früher oder später misstrauisch werden.“
Sie lachte hart auf.
„Was willst du denn klären? Du hast doch behauptet, es wäre nichts Weltbewegendes passiert. Hör einfach auf, mich zu belästigen, und ich werde in der Zwischenzeit darüber nachdenken, Mutter nichts von unserer Bekanntschaft zu erzählen.“
„Du denkst darüber nach!“ Er schrie ihr diesen Satz so laut ins Ohr, dass sie den Hörer ein Stück weit von sich weghielt.
„Brüll mich nicht so an, Ryan. Ich bin keineswegs taub“, rügte sie ihn in überlegenem Tonfall. Offenbar machte ihm die Sache gewaltig zu schaffen, und die Tatsache, dass sie ihn in der Hand hatte, ließ ihr Herz gegen ihren Willen höher schlagen.
„Wann können wir uns sehen?“, drängte er weiter.
„Gar nicht!“, rief sie hitzig und fächelte sich mit der freien Hand Luft zu. Lag es an ihm, dass ihr plötzlich so heiß war, oder hatte der bisher eher mäßige Londoner Sommer etwas an Fahrt gewonnen?
„Was soll das heißen: ‚gar nicht‘? Spiel keine Spielchen mit mir, Chloe. Ich warne dich, das lass ich mir von einer Göre wie dir nicht bieten.“
Dass er sie beleidigte, ärgerte sie gewaltig, und so tat sie das Einzige, was ihr vernünftig erschien. Sie drückte ihn einfach weg.
Vor Zorn zitternd starrte sie auf den Hörer und wartete darauf, dass es wieder klingelte. Prompt schlug es an.
„Welchen Teil von ‚Lass mich in Ruhe‘ hast du nicht verstanden?“, fragte sie gespielt liebenswürdig.
Ryan lachte heiser. Ein Kitzeln eilte über ihre Haut, als würde eine Spinnenarmee auf ihrem Unterleib herumkrabbeln, um dort eine wilde Party zu feiern. Ihre verräterisch einsetzenden Körperreaktionen sorgten blitzartig dafür, dass sie untenrum Regungen verspürte, die sie nervös auf dem Stuhl herumrutschen ließen. Es war entnervend.
„Ich wiederhole noch mal: Es kommt gar nicht infrage, dass wir uns treffen. Du musst wahnsinnig sein, so was auch nur in Erwägung zu ziehen. Und jetzt werde ich um meiner selbst willen und auch um deinetwillen auflegen und mein Büro verlassen“, teilte sie ihm reserviert mit. „Du kannst dir also weitere Anrufe sparen.“
„Chloe, früher oder später musst du dich mit mir auseinandersetzen. Weglaufen bringt gar nichts. Glaub mir, ich kriege dich schon noch zu fassen, denn ich kann verdammt hartnäckig sein, wenn ich etwas haben will.“
Sie wusste genau, es ging ihm nur um ein Gespräch, trotzdem hörte es sich an, als würde er über etwas ganz anderes reden. Über etwas viel Intimeres.
„Ich muss gar nichts, Ryan.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, kappte sie die Verbindung, fixierte aber noch minutenlang den stummen
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