Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Lippen zu. Als sich ihre Zungen leidenschaftlich umschlangen, verloren sie die letzten Hemmungen, und Chloe sah sich in ihrer Vermutung bestätigt. Es war der Beginn einer Affäre. Verhängnisvoll, leidenschaftlich und zerstörerisch.
Nie im Leben hätte sie erwartet, dass sie einmal zu der Sorte Frau gehören würde, die ihren gesamten Alltag nach einem Mann ausrichtete und sich voll und ganz seinen Wünschen unterordnete. Es war eine unumstößliche Tatsache, dass sie quasi auf Abruf bereitstand, sobald er sie sehen wollte. Täglich wartete sie auf das erlösende Klingeln ihres Telefons und die damit verbundene Verabredung zu neuem schwindelerregenden und heißen Sex.
Gelegenheiten, sich zu treffen, waren jedoch rar gesät, da sie beruflich beide sehr eingespannt waren, noch dazu kam der kaum zu ignorierende Umstand, dass Ryan den größten Teil seiner Freizeit mit Leanne verbrachte und für Chloe wenig Zeit übrig blieb. Je länger dieser Zustand anhielt, desto unzufriedener wurde sie, weil sie sich mehr wünschte, als er ihr geben konnte … oder wollte.
Die Entscheidung, diese Affäre weiterzuführen, hatten sie nicht bewusst getroffen, sie lebten sie einfach aus, ohne große Worte darüber zu verlieren. Es waren flüchtige Momente voller Leidenschaft, wenn sie es schafften, ein oder zwei Stunden für sich herauszuschinden. Gerade dieser Mangel an Gelegenheit schien ihre Leidenschaft füreinander noch zu steigern. Ryan verhielt sich oft wie ein Tier, sobald er ihre Wohnungstür hinter sich zuschlug. Zerrissene Blusen, zerfetzte Slips und blaue Flecken, weil er vor lauter Gier nach ihr zu fest zupackte, waren keine Seltenheit. Anstatt ihm deswegen die Meinung zu sagen und zu verlangen, dass er sie feinfühliger behandeln sollte, genoss sie sein heißblütiges Liebesspiel, ebenso wie seine immer stärker hervortretende Neigung, sie voll und ganz zu beherrschen.
Auf der anderen Seite war es kein gutes Gefühl, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse für ihn zurückstellte und doch konnte sie nicht anders, auch wenn die Konsequenz ihres Verhaltens eher einem Trauerspiel glich. Sie war zu etwas geworden, was sie eigentlich niemals sein wollte: eine Geliebte, die brav wartete, bis sie an der Reihe war.
Was ihr ebenfalls zu schaffen machte, war diese fiese kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr immer öfter zuflüsterte, wie schön es doch wäre, Ryan ganz für sich allein zu haben. Doch so sehr sie ihn auch begehrte, eines wollte sie keinesfalls: ihrer Mutter den Mann ganz nehmen, den sie so sehr liebte.
Paradoxerweise schien die Verlobung mit Ryan Leannes Mutterinstinkte wiederzubeleben, denn seit einiger Zeit war sie es, die ständig bei Chloe anrief und nicht umgekehrt. Meist bat sie um einen Ratschlag wegen der Verlobungsfeier, die in naher Zukunft stattfinden sollte. Leanne Bestreben war es, dieses Fest zu einem rauschenden Ereignis zu machen, von dem die Londoner High Society noch in den nächsten Jahren voller Bewunderung erzählen würde. Das bedurfte einer langwierigen und detaillierten Planung, wodurch sich der Termin immer weiter nach hinten zog. Chloe war die plötzliche Anhänglichkeit ihrer Mutter unangenehm, dabei war es gerade mal ein Vierteljahr her, dass sie sogar nackt durch den Hyde Park gerannt wäre, um sich ihr anzunähern. Jetzt war ihr Anblick nur noch der Motor, der Chloes unendlich schlechtes Gewissen am Laufen hielt, weil sie einfach nicht die Kraft besaß, ihre Treffen mit Ryan zu beenden.
Nichtsdestotrotz saß sie eines Nachmittags mit ihrem Hintern auf dem viel zu harten Stuhl eines reizenden Cafés und wartete darauf, dass Leanne endlich eintrudelte. Auch diese spontan erfolgte Verabredung war nicht von ihr ausgegangen, sondern auf Leannes Mist gewachsen, und Chloe fragte sich, wie sie eine ganze Stunde in ihrer Gesellschaft überstehen sollte, ohne wie das personifizierte schlechte Gewissen auszusehen. Während sie nervös mit ihren Fingern auf der Tischplatte herumklopfte, kam Leanne auch schon in ihrer üblichen melodramatischen Art in das Lokal gerauscht. Alle Anwesenden richteten den Blick automatisch auf die beeindruckende Erscheinung ihrer Mutter, und Chloe verdrehte ergeben die Augen, als das übliche Getuschel einsetzte. Es war immer das gleiche Szenario, das ablief, sobald ihre Mutter irgendwo auftauchte: Immer im Brennpunkt der Aufmerksamkeit, und keiner konnte sich ihrem unbestreitbaren Charisma entziehen.
Auch Chloe nicht, die gewohnt geduldig wartete, bis „Ashley
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