Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Dubois“ ihre Showeinlage für das Volk beendet hatte und sich zu ihr an den Tisch gesellte.
„Chloe, Darling, endlich sehen wir uns wieder.“
Ihre Mutter ließ den Nerzmantel heruntergleiten, der locker über ihren Schultern hing, und legte ihn mit nachlässiger Nonchalance in die Hände eines sogleich herbeigeeilten Kellners.
„Passen Sie ja auf das gute Stück auf“, herrschte sie den armen Burschen an, dessen Augen fasziniert an dem großzügigen Ausschnitt von Leannes Kleid klebten. Eigentlich war es für diese Tageszeit viel zu auffällig. Zu blau, zu tief ausgeschnitten, zu glamourös. Doch Leanne folgte ihrem ganz persönlichen Modediktat und liebte es, sich betont weiblich zu kleiden. Ein Anhänger mit einem dunkelblauen Stein, eingefasst in ineinander verschlungene silberne Fäden, die die Oberfläche wie ein fragiles Spinnennetz umspannten, komplettierte ihr Styling und lag lockend zwischen ihren schwellenden Brüsten. Jegliche männliche Aufmerksamkeit wurde unweigerlich auf den Spalt dazwischen gelenkt. Der Kellner konnte seinen Blick nur schwer von diesem reizvollen Zusammenspiel aus cremig weicher Haut und kühlem Geschmeide abwenden, schluckte sichtlich und nickte geschäftig, ehe er sich mit dem seidenweichen Pelz auf den Armen davonmachte.
Leanne sah ihm kurz hinterher, ein zufriedenes Funkeln saß in ihren Augenwinkeln, als wollte sie sagen: „Yeah, ich habe es noch nicht verlernt.“
„Hallo Mutter“, grüßte Chloe leise, um endlich ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Leanne beugte sich daraufhin zu ihr hinunter und hauchte einen kaum spürbaren Kuss auf Chloes Wange. Ihre Gesichter kamen sich dabei sehr nahe. In Leannes Saphirblick lag ein eigentümliches Glitzern, das Chloe nicht recht einordnen konnte. Nicht feindselig, weil sie vielleicht doch etwas von der Affäre ahnte, sondern eher … schuldbewusst.
Der Augenblick verstrich, und ihre Mutter zeigte wieder die üblich selbstgefällige Miene, bevor sie Chloe gegenüber Platz nahm.
„Ach, endlich kann ich mich mal setzen. Diese neuen Schuhe sind die Hölle.“
Neugierig sah sie sich im Lokal um. Die Blicke vieler Gäste ruhten immer noch auf ihr, was sie mit offensichtlicher Befriedigung zur Kenntnis nahm. Einige flüsterten leise miteinander und stellten wahrscheinlich Vermutungen darüber an, ob diese faszinierende Frau wirklich die berühmte „Ashley Dubois“ war oder einfach nur eine gut zurechtgemachte Kopie. Chloe beschloss, ihre Mutter wieder von ihrem Planeten runterzuholen, bevor sie ganz ins Universum der Eitelkeit abdriftete.
„Gibt es einen besonderen Grund für dieses Treffen?“, fragte Chloe freundlich.
Leanne sah sie ein wenig befremdet an.
„Brauch ich einen Grund, um meine Tochter zu sehen?“, fragte sie verletzt.
Chloe seufzte. Also die Nummer wieder.
„Mutter, hör auf mit dem schauspielern. Wir sind unter uns“, forderte sie energisch. „Du hast dich doch noch nie groß mit mir beschäftigt. Warum also diese häufigen Treffen in den letzten Wochen?“
Diese plötzliche Anhänglichkeit ihrer Mutter musste einen Grund haben. Chloe wollte wissen, warum sie sich ihr gegenüber so anders verhielt und war entschlossen, es herauszufinden. Leanne gab indessen ihre affektierte Haltung auf und klappte die Karte wieder zusammen, in der sie für einen Moment flüchtig gestöbert hatte. Ein bedauernder Zug glitt über ihr Gesicht, als sie ihre Tochter ansah.
„Ich war dir nie eine besonders gute Mutter, nicht wahr?“
Es war eine Feststellung, keine Frage, doch Chloe bestätigte es dennoch mit einem nachdrücklichen Nicken. Warum leugnen, was sie beide schon lange wussten?
„Ist dir die Erkenntnis über Nacht gekommen, oder gibt es einen bestimmten Anlass dafür?“
Leanne starrte verlegen zur Seite und präsentierte ihr so ihr perfektes Profil. Chloe sah leichte Ansätze von Fältchen an ihren Augenwinkeln, die sie vorher noch nie bemerkt hatte.
„Na ja, wenn ich ehrlich bin, war Ryan der Auslöser.“
Chloe, die gerade mit dem Löffel in ihrer Kaffeetasse herumrührte, ließ diesen klirrend fallen. Hastig nahm sie ihn wieder auf, tupfte hektisch mit ihrer Serviette die vereinzelten Spritzer vom Tisch und tat so, als wäre dieser kleine Unfall nur ihrer Ungeschicklichkeit zuzuschreiben.
„Ryan?“ Sie lachte geziert. „Was hat der damit zu tun?“
„Er erzählt mir immer viel von seiner Mutter“, begann Leanne, und Chloe wurde das Herz schwer. Wenn er bei ihr war, ließ er kein Wort
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