Family Affairs - Verbotenes Verlangen
über seine Mutter fallen, er erzählte eigentlich nie etwas über sich oder seine Vergangenheit. Er kam zum ficken und ging wieder. Mehr hatte er ihr nicht zu geben.
Toll, Chloe, du hast dir den perfekten Mann geangelt .
Um sich von der Tatsache abzulenken, dass sie für ihn nur ein netter Zeitvertreib war, hakte sie genauer nach.
„Und was erzählt er so, dass du plötzlich das Gefühl bekommst, mehr Zeit mit mir verbringen zu müssen?“
„Na ja, Dinge eben“, druckste sie herum. „Ganz banales Zeug. Wie sie mit ihm in den Zoo gegangen ist, ins Kino, wie hübsch er sie fand und wie liebevoll sie zu ihm und seinem Bruder war.“ Leanne zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. „Als ich das gehört habe, wurde mir klar, dass du nie so von mir reden wirst. Das … also … irgendwie hat mich das traurig gemacht.“
„Ist das etwa meine Schuld?“, brauste Chloe auf.
Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt, weil Leanne sich auf einmal so reuevoll gab. Das machte ihren eigenen Verrat doppelt so schlimm, und Chloe wünschte sich verzweifelt die kalte Frau von früher zurück. Durch ihre eigene Dummheit hatte sie sich in eine Lage manövriert, aus der es keinen Ausweg gab. Obwohl – es gab durchaus eine Möglichkeit, um ihre Gewissensbisse dauerhaft loszuwerden. Chloe war nur nicht bereit dazu, diesen Schritt zu gehen. Noch nicht.
„Ich weiß, dass du keine Schuld hast“, erklärte ihre Mutter derweil verständnisvoll und stürzte Chloe damit fast in eine existenzielle Krise. Das wurde ja immer schlimmer!
„Ich will mein schreckliches Verhalten dir gegenüber wieder gutmachen“, fuhr Leanne fort. „Die verlorene Zeit während deiner Kindheit kann ich nicht mehr aufholen, aber ich kann wenigstens jetzt versuchen, dir eine Mutter zu sein.“ Leanne sah sie bittend an und streckte die Hand aus. Sie zitterte ein bisschen, als hätte sie Angst vor einer Zurückweisung.
„Genau wie ich früher“, dachte Chloe gequält und schloss die Augen, weil sie es kaum ertragen konnte, ihre Mutter so zu sehen. Sie hörte nur ihre Stimme.
„Chloe, wenn du das nicht mehr willst, was ich durchaus verstehen kann, will ich dir wenigstens eine Freundin sein. Ich weiß, ich habe eine zweite Chance bei dir gar nicht verdient. Ich habe all deine Versuche, mir nahe zu kommen, immer abgeschmettert, und ich bin auch nicht gut in diesen Dingen, aber ich will mich wirklich bemühen, unsere Beziehung zueinander zu verbessern.“
Chloe hatte einen Kloß im Hals, so groß wie ein Fabergé -Ei.
„Was sagst du? Wollen wir nicht einen Neuanfang wagen?“
In Leannes Augen lag eine Ernsthaftigkeit, die Chloe noch nie in dieser Form an ihr wahrgenommen hatte, und nur das Klingeln ihres Mobiltelefons bewahrte sie vor einer Antwort. Sie warf ihrer Mutter einen entschuldigenden Blick zu und nahm – erleichtert über diese willkommene Unterbrechung – das Gespräch an. Es war Ross Turner.
„Chloe, wie schön, dass ich Sie erreiche“, begrüßte er sie fröhlich.
Chloe musste unwillkürlich lächeln, weil ihr der Klang seiner Stimme seltsam guttat. Seit sie sicher war, dass er nicht mit ihr ins Bett wollte, konnte sie sich in seiner Gegenwart wunderbar entspannen, und die unzähligen, aber leider fruchtlosen Besichtigungstermine waren eine angenehme Abwechslung in ihrem langweiligen Alltag – wenn man die gelegentlichen Treffen mit Ryan mal ganz außer Acht ließ.
„Was kann ich für Sie tun?“
Er kam sofort zur Sache.
„Meine Tochter Paige ist gestern Abend in London eingetroffen, und ich würde sie Ihnen gerne vorstellen. Hätten Sie heute noch Zeit? Für ein Essen.“
Chloe war gelinde gesagt überrascht, dass er ihr seine Tochter vorstellen wollte. Natürlich mochte sie ihn sehr gern, doch er war in erster Linie ein Kunde, auch wenn sich eine lose Freundschaft zwischen ihnen entwickelt hatte, die umso überraschender war, da doch nicht nur der Unterschied der Geschlechter zwischen ihnen stand, sondern auch ein nicht unbeträchtlicher Altersunterschied.
„Äh … also … ich weiß nicht.“
Seine Stimme wurde beschwörend.
„Bitte, Chloe. Paige ist gerade äußerst orientierungslos und beeinflussbar. Ich habe Angst, sie könnte sich hier auf die falschen Leute einlassen. Sie ist schön, und sie hat Geld. Was das für Glücksritter anzieht, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Es wäre mir lieb, wenn Sie sich eventuell ein bisschen mit ihr anfreunden könnten. Das würde bestimmt einen guten Einfluss auf sie
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