Family Job
Reißverschluss zu. »Meinst du, ich komm nicht zurecht?«
Jetzt schaute sie ihn an, mit großen, blitzenden Augen.
»Effie, sei mir nicht böse.«
»Bin ich ja gar nicht, Dad. Es ist nur ’n kleiner Schock. Bist du dir sicher, dass du mit Mum klarkommst?«
Er dachte daran, was ihn noch erwarten würde. Das Schlimmste hatte er bereits hinter sich. Er würde für sie kochen, ihr ihre Medikamente geben, darauf achten müssen, dass sie ein bisschen Bewegung hatte. Kein Problem. Das Einzige, was ihm Sorgen bereitete, war, dass Liz hinfallen, sich verletzen konnte. Dann würde er nicht helfen können.
Und dann kam ihm ein Gedanke, bei dem ihm augenblicklich der Mund trocken wurde. »Was, wenn sie ihre Tage kriegt?«, fragte er.
Effie lachte. »Damit hat sie aufgehört, als du drinnen warst.«
»Dann ist ja alles in Ordnung.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Mein Entschluss steht fest.«
Sie nickte, kannte ihn gut genug, um nicht zu versuchen, ihn umzustimmen. »Dad, wir erwarten, dass wir dich und Mum oft zu sehen kriegen. Das musst du versprechen. Wenn du mal ’ne Pause brauchst, dann bring sie her.«
»Klar«, sagte er. »’türlich.«
»Irgend ’ne Idee, wo du hingehen willst?«
Er dachte daran, dass er mit Yardies Mum immer gut ausgekommen war, und wo ihr Sohn nun zurück im Knast war, war es doch gut möglich, dass sie wieder Lust auf ein bisschen Gesellschaft hatte.
»Wenn’s okay ist«, sagte er, »dass ich mir das Auto ausleihe, mach ich ’ne Spritztour mit Liz und check gleich mal was aus.«
Die alte Mrs. Yardie war entzückt, ihn zu sehen. Mit herzlichem Lächeln bat sie ihn ins Haus und ging ganz langsam wegen Liz. Nicht dass die alte Mrs. Yardie selbstsonderlich schnell auf den Beinen gewesen wäre, aber Liz ließ sich gern Zeit.
Mrs.Yardie führte sie durch den langen Flur in ihr Wohnzimmer. »Sie hätten sagen sollen, dass Sie kommen«, sagte sie. »Dann hätte ich Pfannkuchen gemacht. Und Kaffee hab ich auch keinen da. Ist Tee in Ordnung?«
»Nur keine Umstände«, sagte Park.
»Das sind doch keine Umstände.« Sie blieb stehen und schaute sie an.
»Wie süß«, sagte sie.
Sie ging Tee aufbrühen.
»Nett, hm?«, sagte Park zu Liz und brachte sie zu einem Sessel.
Spuckebläschen sammelten sich zwischen ihren Lippen. Sie setzte sich.
»Hier wird’s dir gefallen«, sagte er.
Als Mrs.Yardie mit dem Tee zurückkam – Kanne, Milchkännchen, Zuckerdose, schöne Tassen, alles auf einem Messingtablett –, stand Park auf, um ihn ihr abzunehmen.
»Ich schaff’s schon«, sagte sie.
Park nahm das Tablett trotzdem und stellte es auf den Couchtisch.
Die alte Mrs. Yardie nahm auf dem Sofa Platz und beugte sich vor. »Wie mag sie ihn?«, fragte sie mit einem Nicken in Richtung Liz.
Park war sich nicht sicher. Er machte nie Tee. Liz trank nie welchen. »Mit Milch, ohne Zucker«, sagte er.
»Und Sie?«
»Genauso«, sagte er. Dann: »Nein, ich nehm auch ’n bisschen Zucker.«
Sie plauderten eine Weile. Park bedauerte, dass Yardie wieder im Gefängnis war. Sie sagte, er hätte es verdient, sie wisse nicht, woher er das mit den Drogen habe. Und dass sie böse auf ihn sei, seit er Park aufgefordert hatte zu gehen.
»Wenn ich damals nur nicht bei Maud gewesen wäre.«
»Was würden Sie dazu sagen, wenn ich wieder einziehe?«
Die Tasse blieb auf halbem Weg zu ihrem Mund stehen, und sie schaute ihn an.
»Nur vorübergehend«, sagte er. »Ein, zwei Monate. Länger nicht.«
»Na ja«, sagte sie. »Na ja, ich hab immer noch Ihr altes Zimmer droben. Ich wüsste keinen Grund, wieso nicht.«
»Und Liz«, sagte er.
Die alte Mrs. Yardie drehte sich zu ihr um. »Meine Güte«, sagte sie. »Sie stört überhaupt nicht. Sie ist ja so ein Engel.«
»Nicht wahr?«, sagte Park. »Heißt das dann ja?«, fragte er. »Wir bezahlen das Doppelte von dem, was ich früher bezahlt hab.«
»Ach,nicht nötig«,sagte die alte Mrs.Yardie.»Zahlen Sie einfach dasselbe. Behalten Sie Ihr Geld. Ihr jungen Leute habt’s doch nötiger.«
Park stand auf, beugte sich vor und nahm ihre Hand. »Ich wollte, ich könnte was tun für Sie«, sagte er. »Um mich zu bedanken.«
»Das können Sie vielleicht«, sagte sie. »Ich hab grade gedacht … Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, sich zwei, drei Wochen lang um das Haus zu kümmern, könnte ich mal Maud in Kent drunten besuchen. Es geht ihr momentan nicht so gut. Aber ich lass das Haus nur ungern leer zurück.«
»Sie brauchen uns nur zu sagen, wann«, sagte Park.
Weitere Kostenlose Bücher