Family Job
Phil Savage war ein fettes Schwein, das wahrscheinlich nicht mal in den Kofferraum reinpasste. Tommy war viel leichter und würde viel eher reden. Und das Geld und die Schwerter musste er auch noch tragen. Er wollte keine Beweise zurücklassen. Und er hatte nicht vor, zweimal zu fahren.
Die einzige Frage war daher, was er mit Phil machen sollte. Phil Savage hatte einen gewissen Ruf als harter Bursche. Hatte eine Weile die Muskeln für das kleine Tabakimperium seines Bruders spielen lassen. Tja, Park hatte seine Hausaufgaben gemacht.
Er konnte nicht riskieren, dass uäähh Blut floss, nicht mal bei Mondlicht, aber er konnte Phil erwürgen, wenn er wollte. Oder vielleicht konnte er ihm ja auch einfach das Genick brechen.
Aber wollte er es wirklich riskieren, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ehe er Grant gefunden hatte?
Heikle Sache.
Verflucht, Phil Savage würde dichthalten. Ruf hin, Ruf her, er sah so weich aus wie Scheiße in ’nem nassen Beutel. Er konnte machen, was er wollte. Park würde bereit sein.
Park schob die Schwerter durch die Henkel der Tasche. Hievte sich Tommy Savage über die Schulter, ging in die Knie, um das Geld aufzuheben.
Zum Glück hatte er im Gefängnis viel Zeit im Kraftraum verbracht. Er war vielleicht ein dürrer Hering, aber er hatte sich so viel Kraft antrainiert, dass er 160 Kilo bankdrücken konnte, was bei Gelegenheiten wie dieser ganz praktisch war.
Runter vom Friedhof. Den Pfad entlang. Musste eins der Schwerter wegschmeißen, das längere, das er dem fetten Phil übergezogen hatte, denn er stolperte ständig drüber. Warf es über eine Mauer in irgendeinen Garten.
Und weiter ging’s. Einen kleinen Schritt nach dem andern.
Endlich kam er außer Atem und mit brennenden Oberschenkeln am Auto an. Legte Savage in den Kofferraum. Zog ihm die Schnürsenkel aus den Schuhen. Sie waren schön lang und geradezu ideal für sein Vorhaben. Park verschnürte ihn zu einem richtig festen Paket.
Tommy wachte im Dunkel auf, mit einem fauligen Geschmack im Mund, einer markerschütternden Vibration in den Knochen, dröhnendem Schädel, wundgebranntem Magen, und er musste dringend pissen. Hatte kaum Zeit zu begreifen, dass das stetige Schnurrgeräusch, das er hörte, von einem Automotor kam, als ein jäher Ruck ihn ein Stück in die Höhe schleuderte. Er landete auf der Hüfte. Keine Zeit zum Stöhnen, denn sofort wurde er nach hinten geworfen. Etwas Hartes presste sich ihm in den Rücken. Als er versuchte, davon wegzukommen, stellte er fest, dass er an Händen und Füßen gefesselt war.
Er spürte, wie die Fesseln in seine Hand- und Fußgelenke schnitten.
Seine Achselhöhlen juckten, der Schweiß trat ihm auf Stirn, Schienbeine, Steißbein. In der Brust hatte er ein Beklemmungsgefühl, und als er merkte, dass er nicht atmete, schluckte er eine Lunge voll Luft, die nach Abgasen schmeckte.
Der Kofferraum war mehr als beengt. Er lag mit angezogenen Beinen auf der Seite. Er rollte vor, weg von dem Ding, das sich ihm in den Rücken bohrte. Das Auto fuhr über eine weitere Schwelle und warf ihn wieder herum.
Er schrie. Weniger vor Schmerz, vielmehr weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, was vielleicht mit ihm passieren würde. Daran wollte er gar nicht denken. Er musste sich aufs Hier und Jetzt konzentrieren. Er schrie noch einmal. Der Laut konnte nirgendwohin. Er füllte seinen Schädel aus, machte ihn taub, verstärkte noch seine Kopfschmerzen.
Was konnte er machen? Konnte er überhaupt etwas machen? Es fiel ihm schon schwer genug, ans Atmen zu denken.
Oh, Mann, verdammte Kacke. Das durfte doch nicht wahr sein.
Sein Herz klopfte viel zu stark und zu schnell.
Selbst wenn er es schaffte, die Scheißfesseln loszuwerden, würde er nicht aus dem Kofferraum kommen. Konnte sich wohl kaum auf den Rücken legen und ihn auftreten. Oder doch? Und was dann?
Aber wenn er die Hände freibekam, konnte er an sein Handy gelangen und um Hilfe rufen.
›Ich bin im Kofferraum von ’nem Auto.‹
›Wo ist das Auto?‹
›Weiß ich nicht.‹
Wie dem auch sei, als er sich bewegte, merkte er, dass seine Tasche leer war. Smith hatte ihm das Handy abgenommen.
Tommy lag im Dunkeln, achtete nicht auf den stechenden Schmerz in der Blase, versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen, indem er so gleichmäßig wie möglich atmete, versuchte, zu erraten, wann das Auto über die nächste Schwelle fuhr, damit er mitrollen konnte. Aufs Jetzt konzentrieren. Stoisch sein. Gelassen. Phil wäre stolz auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher