Family Job
hatte. Aber er rollte sich herum. Und noch mal. Und noch mal. Er war sich nicht sicher, dachte jedoch, vielleicht rollte er in einem Winkel auf den Weg zu, in Richtung Wald oder was da auch immer kam. Vielleicht allerdings auch ein Graben.
Er korrigierte seine Richtung, so gut er konnte. Stieß sich noch mal ab. Und noch mal. Er hatte jetzt das Gefühl, ein bisschen Schwung zu bekommen. Wenn der Boden nur etwas abschüssig gewesen wäre …
Er fragte sich, ob Smith sein Gespräch bereits beendet hatte und zurückkam. Was würde er denken, wenn er sah, dass Tommy nicht mehr da war?
Und das feuerte Tommy an, noch schneller zu rollen.
Etwas Spitzes bohrte sich ihm in den Arm. Er gab sich Mühe, nicht aufzuschreien. Mit Erfolg. Aber das Scheißding tat weh. Was es auch war, es steckte drin.
Er machte noch eine Drehung. Setzte zu einer weiteren an. Und als er den Arm belastete, bohrte sich der unbekannte Gegenstand noch tiefer ins Fleisch. Seine Augen waren wieder nass. Und er biss so stark die Zähne zusammen, dass der gesamte Kiefer schmerzte. Von der ewigen Rollerei war ihm ganz schwindlig im Kopf.
Noch eine. Jeweils eine Drehung auf einmal. Er konnte es.
Eine halbe Drehung. Und seine Brust traf auf etwas Hartes. Etwas, das ihm den Weg versperrte. Etwas, das sich bewegte.
»Was zum Teufel soll das denn?«, sagte Smith.
Smiths Hand war an Tommys Kehle, die Knöchel bohrten sich ihm in die Brust. Dann zog er Tommy auf die Füße. Der dürre Scheißer war stark.
Tommy wartete auf den Schlag. Er war sich sicher, dassbei Smith die Wut die Oberhand gewonnen hatte.Tommy zuckte zusammen. Schloss die Augen. Spähte durch schmale Schlitze.
Aber Smith stand einfach nur da und züngelte durch das Mundloch seiner Skimaske.
Tommy schwankte, da seine Füße so eng zusammengebunden waren, dass das Stehen schwerfiel. Er machte einen halben Hüpfer rückwärts.
Smith packte ihn. Und sagte ganz ruhig: »Was hab ich Ihnen nur getan?«
Tommy sagte das Einzige, was ihm einfiel: »Gar nichts.«
Aber Smith hörte nicht zu. »Das war meine Tochter«, sagte er. »Erzählte mir, sie hätte schlechte Nachrichten.« Smith lachte. Dann schrie er so laut, dass Tommy zu sehen glaubte, wie die Bäume erschauerten: »Ist das zu fassen? Hä? Schlechte Nachrichten, verdammte Scheiße?«
»Tut mir leid«, sagte Tommy. »Wie schlecht?«
Park betrat den Warteraum und wusste, dass er richtig war. Er war den bunten Linien auf dem quietschenden sauberen Boden gefolgt, wie man es ihm an der Rezeption gesagt hatte, war sich aber nicht ganz sicher, ob sie vorwärts oder rückwärts führten. Wie dem auch sei, er war angekommen und auf zwei Bullen gestoßen, die gerade mit Effie sprachen, deren Haare total zerzaust waren.
»Wie schlecht geht’s ihm?«, hatte Park am Telefon gefragt.
»Sie wollen’s nicht sagen. Ich bin grade im Krankenhaus angekommen, Dad. Er braucht dich. Wir alle brauchen dich.«
»Ich bin grade ein Stück aus der Stadt raus«, sagte Park. »Ich bin da, so schnell ich kann.«
»Was ist passiert, Dad?«
»Ich erklär’s dir später, wenn wir uns sehen.«
»Erklär’s mir jetzt.«
»Effie …«
»Dad, ich muss wissen, wer meinem kleinen Bruder das angetan hat. Erzähl’s mir, verdammt noch mal.«
Also hatte er es ihr gesagt.
»Die Savages haben ihn gefoltert?«
»Sieht ganz danach aus.«
»Wir müssen sie suchen.«
»Ich hab Tommy schon.«
»Ich wünschte, ich könnt ihn in die Mangel nehmen. Heb ihn für mich auf. Ich mach das. Kannst du seinen Bruder auch noch schnappen?«
»Wir überlegen uns was. Bis gleich.«
Und da war sie und schnäuzte sich. Martin, tadellos und mit Krawatte wie immer, hatte den Arm um sie gelegt. Liz saß allein, niemand beachtete sie.
Effie fing Parks Blick auf, schüttelte Martins Arm von der Schulter, kam zu ihrem Dad gerannt. Sie warf ihm die Arme um den Hals. »Es sieht nicht gut aus«, sagte sie. Lehnte sich an ihn. Ihre Tränen tropften auf seine Haut, heiß, dann kalt.
Park traute sich nicht zu sprechen. Er hielt sie fest.
Martin schaute bekümmert zu ihm rüber.
Die Bullen ebenfalls.
Nach einer Weile zog Effie den Kopf zurück und tupfte sich die Augen.
»Darf ich ihn sehen?«, fragte Park.
Sie schüttelte den Kopf. »Er ist im OP.«
Im OP. Wurde operiert. Lag unter dem uäähh Messer.
Alles wegen der Savages.
»Wann sagen sie’s uns?«, fragte Park.
»Sobald sie fertig sind«, erwiderte Effie.
Was jede Minute sein konnte. Es ging doch nichts darüber, in ’nem
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