Family Job
stand auf. »Willst du was essen?«
Savage würgte und schaffte es gerade noch zum Eimer, bevor es ihm hochkam.
In Frasers Haus rief Martin sich in Erinnerung, dass er zuerst das Herz von Phil Savage zum Stillstand bringen musste. Effie hatte gesagt, er solle ihn nicht aufschneiden, solange es noch schlug. Das gäbe eine gigantische Sauerei. Und obwohl Martin den Zuber und die Unterlage hatte, wollte er nicht mehr Dreck machen als nötig.
Er hatte das alles für weitaus schwerer gehalten, als es war. Er hatte sich innerlich gewappnet und fühlte sich gut. Dachte an Effie, was sie von ihm halten würde, wenn er das hier verpatzte. Aber er würde es nicht verpatzen. Er schaute Phil Savage an, jede Menge Schlabberfleisch, das schon tot aussah. Martin setzte das Messer – er hielt es beidhändig – über dem Herzen an. Zählte bis drei und stieß zu.
Der Körper zuckte hoch. Die Augen klappten auf. Die Finger streckten sich. Ein Fuß trat aus.
Martin zog das Messer heraus und rammte es noch einmal hinein. Das machte er drei Mal, und dann lag Savage still. Wollte allerdings die Augen nicht schließen. Martin versuchte, sie gewaltsam zuzumachen, aber sie sprangen immer wieder auf. Er kapitulierte. Zerrte Savage herum, so dass er kopfüber in dem Zuber lag.
Martin nahm sich einen Moment Zeit und dachte daran, dass er das hier auch für seinen Dad machte. Und natürlich für Grant, für die Parks. Sonst wäre er gar nicht hier. Aber vielleicht hätte er es schon vor Jahren tun sollen.
Er sagte sich, dass es nicht genügend Beweise gegeben hatte. Doch jeder wusste, dass Tommy Savage Martins Dad hatte umbringen lassen. Alle außer seiner Mum glaubten, dass auch Phil Savage damit zu tun hatte.
Die Wahrheit war, dass Martin nicht den Mumm dazu gehabt hatte.Nicht auf eigene Faust.Aber mit Effie zusammen, da gab es überhaupt nichts, wozu er nicht fähig war.
Er griff zu der Bügelsäge.
Tommy Savage, dein Bruder ist tot. Na, wie ist das?
Er wünschte, seine Mum wäre hier und könnte es sehen.
Ich werd gleich eine Leiche aufschlitzen und denke an meine Mutter.
Er wusste, warum.
Rief sich die Bilder ins Gedächtnis. Zehn Jahre alt. Stand auf dem Hocker in der Küche. Roch Mums sauberen Gin-Atem, als sie ihm die Schlinge um den Hals legte. Den Strick straffzog. Mit brüchiger Stimme sagte: »Ich bin bald bei dir, Martin.« Das Geräusch von Stuhlbeinen, die über den Linoleumboden scharrten. Brennender Schmerz in der Kehle, ein Ruck im Hals, Beine, die um sich treten, Atemnot. Und dann Dad, der ins Zimmer gerannt kam, ihn um die Hüfte packte und seine Mum anschrie. »Du gottverdammte verfluchte Irre.«
Dad hatte den Stuhl wieder untergestellt. Ihn losgebunden. Ihn festgehalten. Martin spürte Wärme und Schmerzen und Sicherheit.
»Es tut mir leid, Martin. Es tut mir so leid«, sagte Mum.
»Ich werd nichts sagen, Mum«, hatte er beteuert. Ein Kranz aus Schmerz lag sengend um seinen Hals.
Dad hatte sie geohrfeigt, ihr gesagt, sie solle ihre Scheißklappe halten.
Ein Unfall, hatten sie behauptet, als sie ins Krankhaus kamen. Beim Spielen. Niemand schöpfte einen Verdacht. Warum auch? Was wäre das für eine Mutter, die versucht, ihren Sohn aufzuknüpfen?
Er hatte es niemandem gesagt. Nicht mal Effie.
Martin fing an, in den Nacken von Phil Savage einzuschneiden. Rache war viel schwerere Arbeit, als man es sich gewöhnlich vorstellt.
Park knipste das Licht in der Küche an und rannte zur Spüle. Legte das Schwert auf die Anrichte. Öffnete das Fenster.
Schon besser.
Er hatte getan, was jeder Vater getan hätte. Die ganze Familie hatte zugestimmt. Okay, bis auf die Geschichte mit Jordan. Richie hätte nur gewünscht, dabei mithelfen zu können. Effie war auch voll bei der Sache. Liz wäre von alledem nicht begeistert gewesen, aber sie war schon immer zu weichherzig. Das war ihr Verderben.
Jemand musste die Verantwortung übernehmen.
Das war alles, was er getan hatte.
Park setzte sich an den Tisch.Wischte Salz von Mrs.Yardies Salzstreuer. Er würde eine Weile warten. Martin Zeit lassen, um die Arbeit zu beenden. Eine Leiche zersägen. Jede Menge Fleisch und Knorpel und Knochen.
Das Blut stieg ihm in den Kopf. Er riss sich die Skimaske runter. Ließ das Kinn auf die Brust sinken. Atmete tief durch. Atmete, bis es ihm wieder besser ging.
Er saß eine Weile da und dachte an Grant und wünschte, er könnte weinen.
Dann stand er auf. Ging erneut zur Spüle. Ließ das kalte Wasser laufen. Hielt den Mund
Weitere Kostenlose Bücher