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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Kotzwinkle
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werde.
    »Hey, Horse, Mann, was machst du da in ner Telefonzelle kauernd, Mann?«
    »Ich hab tausend Anrufe zu erledigen und werd dabei ohnmächtig.«
    »Du hast Glück, Mann, ich hab zufällig nen Schluck Brandy in meinem Geigenkoffer.«
    »MACH DEN GEIGENKASTEN NICH AUF, MANN, BIS ICH DIE AUGEN ZUGEMACHT HAB! Also gut, Mann, mach schon, ich kann nichts mehr sehen.«
    »Hier, Horse, in dieser Flasche.«
    »Danke, Mann. Ich brauch was, um meine Zellen in Brand zu stecken und mein Gehirn zu betäuben … gutes Zeugs, Mann, viel Biß drin, wo haste das her?«
    »Ich kenn diesen alten Knaben, lebt draußen in den Wäldern von New Jersey, Mann. Er macht das Zeugs selbst. Tut alles mögliche rein, Mann. Tutn Stück Rattenschwanz rein, Mann, nur die Spitze vom Schwanz einer weiblichen Ratte.«
    »Mann, machst du Witze?«
    »Ich würd mich nich über dich lustig machen, Horse. Ich hab ihm dabei zugesehn. Ich muß los, Mann, willst du noch nen Schluck, bevor ich geh?«
    »Nee, Mann, einer is schon genug, mich umzubringen, danke.« Macht die Zellentür zu. Wie schrecklich, Mann. Hab mich von nem Fiddler vergiften lassen, Mann. Man muß ja mit so was rechnen, bei Typen, die ne verdammte Fiddel spielen, Mann. Der Ton von der Fiddel trübt ihr Bewußtsein, Mann. Und jetzt durchläuft die Essenz vom Rattenschwanz meine Blutbahn und gelangt ins Gehirn, Mann. Ich merk, wie es ankommt, Mann, und mich zwingt, den Vorbeigehenden abscheuliche Rattenfratzen zu schneiden, Mann, es verzieht mir die Nase Lippen Backen Augäpfel, während ich weitertelefoniere, Mann, in die Nacht hinaus.
    »Hallo, Mann … hör mal, ich spreche verschlüsselt, willst du Rüben … richtig, Mann, Rüben, ich nehm dich nich aufn Arm … kriegst orangene Visionen, Mann …«
    Ich mag besonders dieses Telefon, Mann, weiln kleiner Fan in der Zelle angeht, wenn man die Tür schließt. Wie wunderbar, Mann. Ich fühl mich trotzdem sehr merkwürdig, Mann, von all dem Telefonieren, das meine Eustachischen Röhren angreift und Gleichgewichtsstörungen schafft, Mann, die Zelle scheint durchs All zu treiben, fort in die Nacht, Mann, während der Verrückte Wähler seine Nummern wählt und einen Rübendeal aufzieht, so unglaublich präzise und sorgfältig geplant, daß niemand, nicht einmal ich, Mann, dem folgen kann …
    »Hallo, Mann … hier ist Horse Badorties, ich hab nen Deal inner Mache … hör auf zu schrein, ich kann nichts verstehn … richtig, Mann, jetzt erinner ich mich, ich hab schon dein Moos, das heißt, ich hatte das Moos bis heute, Mann, als etwas Merkwürdiges geschah, Mann, du wirst es kaum glauben … geh nicht weg, Mann, ich ruf dich in fünf Minuten wieder an.«
    Hier kommt Jimmy der Tänzer die Straße lang, Mann, genau der Typ den ich sehn will. Spielt das viersaitige Banjo, Mann, und ist immer an Gesundheitsrüben interessiert, die frei von giftigen Mitteln sind. »Hey, Tänzer, Mann, wie gehts?«
    »Horse, Mann, ich wollte gerade zu dir kommen.«
    »Phantastisch, Mann, ich arbeite grade an nem Deal …«
    »Ich geh nach Kanada, Horse. Ich brauch meinen Mantel wieder, Mann. Es ist kalt oben im Norden.«
    »Deinen Mantel, Mann?«
    »Ja, Mann, erinnerst du dich, ich hab ihn dir letzten Herbst geliehen, als du in dem kleinen Mädchencamp oben in den Bergen unterrichtet hast! Erinner dich, Mann, ein großer schwarzer verdammter Mantel.«
    »Frag mich nich nach dem Mantel, Mann. Frag mich nach allem andern in der Welt, Mann, aber frag mich nich nach dem Mantel.«
    »Was is los, Mann. Was is dem Mantel passiert?«
    »Es is zu fürchterlich, Mann. Ich kanns dir nicht sagen.«
    »Was soll das heißen, Mann?«
    »Ich kanns dir nich sagen, Mann. Glaubs mir. Dein Mantel starb einen ehrenhaften Tod, Mann, aber ich kann dir keine Einzelheiten erzählen, sie sind zu abscheulich.«
    »Der Mantel ist weg, Mann?«
    »Ich weiß, wie du zu deinem Mantel stehst, Mann. Mir gehts genauso, und darum erspar ich dir die Einzelheiten, Mann, was mit ihm geschehen ist.«
    »Hey, Mann, das is zuviel.«
    »Ja, Mann, es is zuviel für das Bewußtsein und deshalb schirm ich dich vor etwas ab, was du später nur verdrängen müßtest. Inzwischen, Mann, nimm das kleine Beutelchen mit rotem panamaischem Rübenkraut, Mann, um den Schmerz zu betäuben.«
    »Danke, Mann, aber ich hätte natürlich gern den Mantel. Ein Typ hat ihn mir vorn paar Jahren gegeben, als wir zusammen auf der Bundesstraße 2.2 reisten.«
    »Richtig, Mann, und jetzt ist er im Mantelhimmel. Hör zu, Mann,

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