Fan Man
U-Bahnbremssystem, Mann.
Kann die verdammte Tür nich aufkriegen, Mann, also durchs Fenster mit Beutel und Schirm, Mann, und sich in den Sumpf fallen lassen. Jetzt meinen Hund rausholen. »Komm, Mann, kriech raus da.« Wasser, Mann, und Schlamm, und da, Mann, taucht ein Polizeiauto auf. Keine Zeit, den Hund rauszuholen, Mann. Die Polizei wird ihn rausholen müssen, verdammt. Ich muß sehn, daß ich hier abhau, Mann, durch die hohen Weidenkätzchen, Mann, und renn weiter durch den Sumpf, der sich genauso anfühlt wie der Boden in meinem Apartment, Mann, ungefähr ein Fuß Wasser und Dreck. Ich schaffs leicht, Mann, mit geübtem Schritt, Old Horse fangen die nie.
Halt meinen Schirm niedrig, Mann, und stapf weiter durch das Sumpfgras und da sind die Staatstruppler, Mann, schwärmen um den Schulbus und kratzen sich die Köpfe, Mann, sehn meinen Hund hinterm Steuer.
Ich hab nen Schulbus verloren, Mann, aber er wird an den Besitzer des Schrottplatzes zurückgehn, zusammen mit meinem geplatzten Scheck, und jetzt, Mann, entfern ich mich weit vom Ort des Geschehens und meinem wunderbaren gelben Schulbus. Durch dies Gebüsch, Mann, seh ich zu, wie sie nen Abschleppwagen ranholen, Mann, und den alten Bus rausziehn. Es ist irgendwie traurig, Mann. Aber ich begreif in diesem Augenblick, daß ich mir statt dessen nen gebrauchten Postwagen kaufen sollte.
11
Der verrückte Anrufer
Zurück in New York City, Mann, komm aus der U-Bahn auf der Lower East Side mit Sumpfschlamm in den Schuhen und Weidenkätzchen in den Hosenbeinen. Es ist Nacht in der City, Mann. Wieder ist ein typischer Horse-Badorties-Tag vorüber, Mann. Ich mußte zehn Meilen durch einen Sumpf waten, hab meine Liebeschorprobe verpaßt und muß sofort hundertmal telefonieren. Hier ist meine Lieblingszelle, Mann, auf der First Avenue, und hier ist mein verquecksilbertes Spezial-Zehncentstück, Mann, mit dem ich ununterbrochen anrufen kann ohne was zu bezahlen.
»Hallo, Mann … es is ne Ladung organisch angebauter Karotten unterwegs, Mann, bist du an ein paar Bündeln interessiert …«
»Hallo, Mann, hol mal den I Ching raus, Mann, und schau mal das Hexagramm nach, das ich grad geworfen hab, Nummer einundfünfzig, neun auf dem vierten Platz, was isses … ist alles zäh und träge wie Schlamm, so wird die Bewegung gehemmt? Genau, Mann, ich kapiers, ich hab meinen Schulbus in nem Sumpf verloren …«
»Hallo, Baby, hier spricht Horse Badorties … sing diesen Ton für mich, ja, Baby, ich muß mir mein Loch im Trommelfell durchblasen lassen: Buuuuuuuuuuuuuuup! «
Die Nacht geht vorbei, Mann, sternenlos und unendlich, und Millionen Leute treiben sich rum und der Furchtlose Anrufer erreicht jeden von ihnen.
»Hallo, Mutter, hier ist Horse. Hab ich zufällig bei meinem letzten Besuch Vitamin-C-Tabletten bei dir liegenlassen, kleine weiße Tabletten in einer unbeschrifteten Flasche … ja, hab ich? Gut, ich komm bald vorbei und hol sie ab, Mann, aber nimm sie bitte auf keinen Fall.«
»Hallo, Mann … ist da Wähl-ein-Huhn? … sagen Sie mir, Mann, liefern Sie auch an Telefonzellen …«
»Hallo, Mann, hier ist Horse Badorties … hör zu, Mann, es tut mir leid, daß ich nicht mit dem Schweizer Käse bei dir vorbeigekommen bin, aber ich war für drei Tage unvermeidbar entgleist, Mann. Ich ging die Straße lang, Mann, sah diese Kinder, Mann, spielten mit ner toten Ratte, Mann. Ich mußte zurück in die Wohnung, ne Schaufel holen und sie beerdigen, Mann. Verstehste, Mann, Kinder dürfen so was nich sehn. Hör zu, Mann, ich bin gleich bei dir, um … Moment mal, Mann, eine Sekunde …«
Kommt da doch, die First Avenue lang, genau auf diese Telefonzelle zu, Sundog der Fiddler, Mann. Ich will den Typen nich sehn, Mann. Nicht, daß ich ihn nich mag, Mann, aber ich kann weder den Anblick noch den Ton seiner Geige vertragen, Mann, sie macht die schauderhaftesten Geräusche auf Gottes Erde, Mann, ne Verbindung von Katzengedärm und Pferdehaar, um teuflisches Kreischen hervorzubringen, so muß ich mich der berühmten Aleister-Crowleyschwarzen-Magie Mach-mich-selbst-unsichtbar-für-alle-anderen-Technik bedienen, Mann, mit der ich gradewegs übern arabischen Marktplatz gehn kann ohne von einem einzigen Menschen gesehen zu werden. Es ist alles eine Frage des Willens, Mann, und ich kauer mich jetzt in der Telefonzelle zusammen und laß dabei einen geistigen Schleier runter, so daß ich, wenn der Fiddler vorbeikommt, Mann, völlig unsichtbar für seine starren Augen sein
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