Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fanal des Blutes

Fanal des Blutes

Titel: Fanal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ebenso wenig wie die Stille, die plötzlich im Raum herrschte. Die fünf anderen Männer standen stocksteif da, als seien sie mitten in der Bewegung erstarrt. Im Hintergrund produzierte der Fernseher unpassende Geräusche. Niemand schien sie wahrzunehmen.
    So merkwürdig absurd kam Trilsh die Atmosphäre vor, daß er einen Moment lang überlegte, die Teilnahmslosigkeit der Anwesenden auszunutzen und einfach abzuhauen. Aber Genes Revolver, der immer noch auf ihn gerichtet war, hinderte ihn daran.
    Dann kam Pat zurück. Auch sie wirkte eigentümlich verändert. Kein Tänzeln mehr, kein Hüftwiegen, kein koketter Augenaufschlag. Ihr Gang war gleichsam ein Schreiten, ihr Gesichtsausdruck gesammelt, ihre ganze Haltung stand in seltsamem Gegensatz zu ihrer aufreizenden Kleidung. Auf den offenen Handflächen trug sie etwas vor sich her, das Marc erst nicht erkennen konnte. Dann sah er, daß es sich um ein Stück Papier handelte, oder besser um ein Stück Pergament, offenbar ziemlich alt, bedeckt mit einer fremdartigen Schrift.
    Pat trat auf ihn zu, hielt es ihm hin.
    »Nimm es!« Conens Stimme klang brüchig.
    Zögernd streckte Trilsh eine Hand aus. Er begriff nicht, was der ganze Zauber sollte. Was stierten die anderen diesen lächerlichen Fetzen Papier an, als erwarteten sie, daß im nächsten Moment eine lodernde Flamme aus ihm herausschlagen und alles im weiten Umkreis vernichten würde? Dennoch, wenn Burschen wie Bruce und dieser geschliffene, aber zweifellos gefährliche Conen derart gebannt von dem Ding waren, mußte es eine besondere Bewandtnis damit haben.
    Also nahm Marc Trilsh es genauer in Augenschein - und spürte mit einemmal, wie sein Blick geradezu davon aufgesogen wurde. Erschrocken versuchte er den Kopf abzuwenden. Vergeblich! Sein Denken, sein ganzes Wesen schien sich aufzulösen und in dieses merkwürdige Pergament hineinzuströmen! Entsetzt erkannte er, daß ein verheerendes Flammenmeer noch die geringste Gefahr war, die von dem Ding ausging.
    Ein Schauder von nie gekanntem Ausmaß überlief ihn, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Mit äußerster Kraftanstrengung zog er seine Hand zurück.
    »Nimm es!«
    Die Stimme klang fast wie ein Schuß. Und löste die mühsam aufrechterhaltene Anspannung in ihm. Seine Hand schoß vor, grapschte nach dem Pergament.
    Im nächsten Moment verlosch die Persönlichkeit, die einmal Marc Trilsh ausgemacht hatte, wurde ersetzt von wirbelnden Bildern, die seinen Geist peinigten.
    Mit versteinerten Mienen sahen die anderen zu, wie sein Körper zu Boden stürzte und sich in qualvollen Zuckungen wand, wie er sich aufbäumte und immer wieder erneut zu Boden geschlagen wurde, bis er endlich ermattet liegenblieb. Schaum stand vor Trilsh' Mund, seine verkrampfte Hand öffnete sich kraftlos und gab das Papier frei.
    Pat bückte sich, hob es auf und brachte es aus dem Raum. Erleichtert atmeten die anderen auf. Bruce beugte sich zu Trilsh nieder und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Mit leeren Augen blickte der Sheriff um sich.
    »Ich bin bereit. Was soll ich tun?« stieß er mit emotionsloser Stimme hervor.
    »Du wirst nicht uns dienen, sondern dem Ziel«, antwortete Conen. »Dies ist das einzige, was von nun an zählt. Das fünfte Zeichen der Weissagung wird sich durch uns erfüllen. Zuerst erzähle uns alles, was du über die Conen-Farm erfahren hast, und ob andere davon wissen.«
    »Ja, natürlich.« Marc Trilsh ließ sich auf den Stuhl sinken, den der Hagere - sein Bruder im Geiste - ihm zuschob, und begann zu berichten.
    *
    »Hallo Marc!« Wie jeden Morgen steuerten Jank, Rupert und Chick auf die Kaffeemaschine zu, um sich einen Becher des heißen Getränks zu holen.
    »Hallo!« Trilsh schaute von seinen Unterlagen kaum auf.
    »Wieso bist du schon hier? Mein Gott, wie siehst du aus? Hast du die Nacht durchgemacht?« Rupert erschrak regelrecht. Sein Chef hatte tiefe Ringe unter den Augen und dunkle Stoppeln im Gesicht. Seine Kleidung wirkte ziemlich ramponiert, als habe er darin geschlafen. Seine Augen glühten fiebrig.
    Marc Trilsh hob die Schultern.
    »Kann man sagen«, antwortete er. »Ich war draußen auf der Co-nen-Farm. Bin der Sache endlich mal richtig auf den Grund gegangen.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?« wollte Jank wissen.
    »Daß wir wahrscheinlich auf einer völlig falschen Fährte sind«, erklärte Trilsh. »Ich habe mich gründlich umgeschaut. Da gibt's nichts - bis auf einen Haufen heruntergekommener Leute, die's kreuz und quer miteinander treiben.

Weitere Kostenlose Bücher