Fanal des Blutes
Aber das ist schließlich nicht verboten.«
»Und warum schotten die sich so ab?« wandte Rupert skeptisch ein.
»Na, was meinst du, was passiert, wenn in Maitland bekannt wird, was für ein liederliches Privatleben der hochangesehene Professor Dr. Conen pflegt?« Marc Trilsh grinste verächtlich. »Bei aller Liberalität - Gruppensex wird einem Klinikchef auch heute noch nicht zugestanden.«
»Dann können wir also endlich die Beobachtungsrunden aufgeben?« erkundigte Jank sich hoffnungsvoll.
»Ja, Jungs, ihr hattet recht. Tut mir leid. Ich habe mich da in ein Hirngespinst verrannt. Ab sofort ist Schluß damit.«
»Jippieh!« Jank schlug dem Sheriff auf die Schulter. Er war beeindruckt, daß sein Chef auch einmal einen Fehler zugeben konnte. Und noch großartiger fand er es, endlich von dieser elend langweiligen Observation entbunden zu sein.
»Und was ist mit diesen Leuten aus Sydney?« hakte Rupert nach. »Deren Spur führte doch auch hierher.«
»Ach was!« Trilsh winkte ab. »Sie haben genau wie ich die Flöhe husten hören, nur weil der Professor sich in seinem Schmerz über die gescheiterte Ehe ein wenig . äh, unkonventionell getröstet hat. In der Sache mit den Blutkonserven habe ich jedenfalls nichts, aber auch gar nichts Verdächtiges entdeckt.«
»Also, ich weiß nicht .« Rupert kratzte sich am Kinn. »Und was ist mit dieser Minderjährigen? Müßten wir da nicht was unternehmen?«
»Habe ich auch schon überprüft. Sie ist gerade achtzehn geworden und damit für sich selbst verantwortlich. Und jetzt Schluß damit, verstanden?« Trilsh' Augen funkelten. Rupert zuckte irritiert zurück. So hatte er seinen Chef noch nie gesehen. Wahrscheinlich war er von der durchwachten Nacht fix und fertig. Oder die Enttäuschung, wochenlang umsonst die Farm beobachtet zu haben, setzte ihm doch mehr zu, als er zugeben wollte.
»Okay, okay«, murmelte Rupert.
»Dann ist es ja gut!« Das klang so abweisend kühl, daß Rupert beinahe die Hacken zusammengeschlagen hätte.
Der Alte machte, daß er aus dem Büro kam. Jank und Chick folgten ihm eilig.
Vom Fenster aus beobachtete Sheriff Trilsh, wie seine Männer das Gelände verließen. Als sie endlich außer Sichtweite waren, griff er zum Telefon. Bevor Matt zum Bürodienst erschien, mußte er noch Darren Secada anrufen.
Conen war nicht allzu beunruhigt gewesen, als er von seinem neuen Gefolgsmann erfahren hatte, daß zwei Leute aus Sydney hinter ihm herschnüffelten. Er hatte dem Sheriff aufgetragen, die beiden mit falschen Spuren zu beschäftigen, zumindest eine Weile noch. Der große Tag, auf den sie alle warteten, war nicht mehr fern. Bis dahin sollte es wohl gelingen, die lästigen Störenfriede auf Distanz zu halten.
»Hallo Darren«, begrüßte Trilsh seinen Gesprächspartner. »Es gibt was Neues. Ich glaube, ich weiß jetzt, wohin die Blutkonserven geschafft werden. Conen ist nur ein Mittelsmann. Es scheint eine Riesenorganisation dahinterzustecken.«
Er grinste, als er Darrens überraschten Ausruf vernahm.
»Natürlich kann ich noch mehr dazu sagen. Aber nicht am Telefon, du verstehst. Können wir uns treffen? Irgendwo in der Stadt?« Er lauschte. »Ja, gut, in einer Stunde.«
Er legte gerade in dem Moment auf, als Matt das Büro betrat.
»Hey, Matt!« Er stand auf. »Gut, daß du da bist. Ich muß dringend weg. Werde wohl den ganzen Tag unterwegs sein.«
Er war ziemlich sicher, daß Darren und Diana sofort die pharmazeutische Fabrik zwischen Sydney und Maitland in Augenschein nehmen wollten, der er eine wichtige Rolle im Blutkonservenhandel anzudichten gedachte. Natürlich würde er darauf bestehen, mit dorthin zu fahren. Schließlich war es ja seine Entdeckung gewesen.
Und wer weiß, welche irreführenden Spuren sich bei dieser Aktion noch legen ließen? Marc Trilsh' kreative Kräfte waren in bisher nicht gekannter Weise aktiviert. Und er ahnte, daß dies erst der Anfang war. Die Macht der dritten Weissagung, in deren Dienst er genommen worden war, würde von nun an sein ganzes Denken und Handeln bestimmen und erweitern. Niemand würde ihn und eine Mitstreiter aufhalten können.
Er war nun ein Teil jenes Geschehens, das der Welt ein neues Gesicht verleihen würde. Einer der Auserwählten ...
*
Seven kämpfte einen aussichtslosen Kampf, und sie wußte es.
Das Geschöpf in ihrem Bauch - sie weigerte sich noch immer, es »Kind« nennen - hatte die Herrschaft über ihre Handlungen übernommen.
Es zwang sie zu essen, obwohl sie nicht essen
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