Fanal des Blutes
Stuhl geheimgehalten. Nicht ohne Grund, denn ihr Inhalt würde die Welt ins Chaos stürzen. Allein unsere Gemeinschaft, die den Willen der Weissagung erfüllt, weiß um ihren Inhalt. Denn unser Oberhaupt hat das Pergament, auf dem sie verzeichnet war, aus dem Vatikan gestohlen.« 3
»Und was hat es mit diesen Zeichen auf sich?« bohrte Darren weiter nach.
»Im Text der dritte Weissagung ist von sieben Zeichen die Rede, die sich alle erfüllen müssen, bevor sie selbst wirksam werden kann«, berichtete Marc Trilsh. »Wir sind hier, um das fünfte zu erfüllen.«
»Und das ist ...?«
»Das Fanal des Blutes!« Trilsh' Augen leuchteten in fanatischem Eifer. »Es wird Menschenblut vom Himmel regnen, zum Zeichen, daß die Zeit gekommen ist. So steht es geschrieben in der dritten Weissagung von Fatima.«
Mühsam kämpfte Paul Perkinson gegen das Unbehagen an, das sich in ihm ausbreitete. Es hatte nichts mit der Todesgefahr zu tun, in der er und Darren sich befanden. Es war etwas anderes, weit Schlimmeres: die gegen seinen Willen wachsende Erkenntnis, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Daß an der Geschichte dieses Irren trotz aller Vorbehalte doch etwas dran sein mochte.
»Blutiger Regen!« hörte er Darren tonlos sagen. »Dafür habt ihr also das Blut gesammelt.«
»Und nichts wird uns jetzt noch aufhalten können«, bestätigte Trilsh seine Vermutung.
Darren blickte zu ihm auf. »Wie lautet diese dritte Weissagung? Worauf läuft sie hinaus?«
Trilsh' Miene verschloß sich mit einemmal.
»Das Geheimnis ist nicht für die Ohren Unwürdiger bestimmt«, entgegnete er. Dann zuckte ein Grinsen über sein Gesicht. »Aber fragt doch einfach den Herrn, der euch gleich in Empfang nimmt. Vielleicht gibt er euch Auskunft.«
Er nahm seinen Revolver zur Hand, klappte die Trommel auf und kontrollierte die Patronenkammern. Dann klappte er ihn zufrieden wieder zu. »Macht euch bereit zum Sterben!«
*
Vorsichtig schob Lilith den Kopf um die Wand aus gestapelten Paketen. Doch die beiden Männer vor ihr hätten sie ohnehin wohl kaum bemerkt. Sie waren vollauf damit beschäftigt, drei große runde Metallbehälter an ein Leitungssystem anzuschließen. Lilith musterte die Paketwand. Sie war lediglich durch zwei breite Stoffbänder gesichert. Lilith löste die Halterungen und lehnte sich von hinten gegen die Mauer, bis sie zu kippen begann und auf die beiden Männer stürzte. Einige der Pakete platzten auf; Blutkonserven verteilten sich über den Boden.
In dem folgenden Durcheinander bekam Lilith als erstes den Hageren zu fassen, der am Tor zur Farm auf sie geschossen hatte -auch wenn er selbst nicht mehr davon wußte.
Höchste Zeit, sich zu revanchieren. Lilith rammte ihm ein Knie in den Bauch, packte gleichzeitig in seine strähnige Mähne und ließ seinen Kopf unsanft mit einem der Metallbehälter kollidieren. Stöhnend sank der Mann zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
Doch da war der andere schon über ihr.
Gus war um einiges jünger und kräftiger als Duran, und er hatte ein paar Sekunden Zeit gehabt, sich von seinem Schrecken zu erholen.
Lilith taumelte haltlos zurück und fiel rücklings hin. Die Waffe entglitt ihrer Hand. Gus kam auf ihr zu liegen und drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden. Über sich sah sie sein Gesicht, zu einer häßlichen Grimasse verzerrt.
»Hallo, Süße!« zischte er. »Bist du gekommen, um uns dein Blut zu spenden? Das ist ja wirklich nett von dir.« Er hob die Faust, um sie auf Liliths Stirn niedersausen zu lassen.
Lilith kam ihm entgegen - wortwörtlich. Sie bäumte ihren Oberkörper auf und rammte Gus den Schädel gegen die Brust, so daß er haltlos von ihr herunterkippte.
Eine Sekunde später hatten sich die Rollen vertauscht. Lilith nagelte ihn mit ihren Schenkeln am Boden fest.
»Netter Versuch«, zischte sie. »Aber ich bin nun mal gern obenauf.« Sie beugte sich hinab, wühlte fast zärtlich in seinem Haar, daß Gus' Augen groß wurden. Noch größer wurden sie allerdings, als sie seinen Kopf ein wenig anhob - und ihn dann kraftvoll auf die Metallplatten zurückschmetterte.
Was schon bei den beiden anderen Wirkung gezeigt hatte, funktionierte auch bei Gus. Seine Glieder erschlafften.
Lilith stand auf und bahnte sich einen Weg zu dem Luk, das zum Cockpit führen mußte. Dort würde sie Conen finden. An ihn hatte sie einige dringliche Fragen.
*
Als Seven van Kees diesmal erwachte, stellte sich ihr die Frage, ob sie sich im Himmel befand, nicht einmal im Ansatz.
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