Fanal des Blutes
Fledermaus; mit deren Körper hätte der Rasende noch weniger Mühe gehabt.
Lilith versuchte sich zu konzentrieren. Die Verwandlung, die sie anstrebte, war ihr erst einmal gelungen - im Kampf gegen die Chimären.
Gene wußte nicht, wie ihm geschah, als unter seinem Würgegriff plötzlich nicht mehr Liliths Haut war, sondern schwarzglänzendes Fell! Gleichzeitig schien ihr Körper zu schrumpfen, sich auf unmög-*siehe VAMPIRA T53: »Chimären«
liche Weise zu verbiegen. Knochen knirschten, Sehnen spannten sich wie Klaviersaiten. Ihr Kopf verformte sich, die Ohren wuchsen, ihr Kiefer schob sich nach vorn .
Eine knappe Sekunde später hielt er keine junge Frau mehr im Arm, sondern . einen Wolf!
Der Schock war groß genug, ihn seinen Griff reflexartig lösen zu lassen. Lilith kam frei, schnellte herum. Die weit aufgerissene Schnauze, die zurückgezogenen Lefzen, die gefletschten Zähne . Mit einem Keuchen wich Gene zurück.
Im nächsten Moment wurde er durch den Anprall des schweren Körpers gegen die stählerne Flugzeugwand geschleudert, rutschte daran herab und blieb reglos liegen, einen Ausdruck erstarrten Entsetzens auf dem bleichen Gesicht.
Keuchend kam Lilith über ihm zu stehen und wechselte zurück in ihre menschliche Gestalt. Sie kniete kurz nieder und tastete nach seinem Hals. Ein schwaches Pochen zeigte ihr, daß er noch lebte.
Weiter!
Sie klaubte den Revolver vom Boden auf und wandte sich wieder zum Bug der Maschine. Fünf Schritte brachten sie zum Cockpit. Sie öffnete die Tür und schob sich hindurch. Im Pilotensessel erkannte sie Professor Conen. Er kontrollierte eben einige Anzeigen auf der Instrumententafel.
»Gene?« fragte er, ohne sich umzudrehen. »Was ist da hinten -«
Bevor er registriert hatte, daß nicht Gene es war, der zurückgekommen war, war Lilith bei ihm und drückte ihm den kalten Stahl des Revolverlaufs in den Nacken.
»Hallo, Professor«, grüßte sie freundlich. »So sieht man sich wieder.
- Na, na, keine hastigen Bewegungen. Sie wollen doch nicht den Kopf verlieren, oder?«
»Wie sind Sie . Was ist mit meinen Leuten?« stammelte er.
»Ersteres ist mein kleines Geheimnis, und zweitens bin ich keine Mörderin, Conen. Ihre Leute leben, aber hoffen Sie nicht auf deren Hilfe. Und jetzt erzählen Sie mir endlich, was das alles soll. Was habt ihr mit den Bluttanks vor? Wohin fliegt ihr?«
Conen schien zu resignieren. Seine Schultern sanken herab.
»Faß in meine Brusttasche«, erwiderte er tonlos. »Das Dokument darin wird dir alles erklären.«
Zögernd griff Lilith mit der freien Hand über Conens Schulter. Ein Dokument? Sie traute Conen nicht, aber ein Fetzen Papier konnte ihr schließlich nicht gefährlich werden.
Tatsächlich ragte aus der Brusttasche seines Hemdes ein vergilbtes Stück Pergament hervor. Liliths Finger näherten sich ihm. Erreichten es. Berü- Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall, ein Schlag, der heiß in ihrer Schulter aufgrellte und sie gegen den Pilotensitz stürzen ließ. Gleichzeitig zerbarst der linke Teil des Cockpitfensters. Eiskalte Luft schleuderte ihr tausend kleine Glassplitter entgegen.
Conen schrie auf. Sein Kopf flog zurück, von einem größeren Stück Glas getroffen. Blut spritzte in Liliths Gesicht.
Das alles geschah innerhalb einer Zehntelsekunde, und als Lilith nun vollends den Halt verlor und rücklings zwischen die beiden Pilotensessel stürzte, erkannte sie den Auslöser für das Chaos.
Gus stand in der Tür zum Frachtraum, drei Schritte entfernt, sich mit der blutverschmierten Linken am Rahmen festklammernd, in der anderen einen Revolver. Die Kugel hatte Liliths Schulter durchschlagen. Und weit mehr angerichtet, als er beabsichtigt hatte.
Neben Lilith sackte Conen nach vorn - und schob damit den Steuerknüppel weiter in die Konsole. Die beiden Propellermotoren heulten protestierend auf. Die Maschine sackte ab!
Gus, der bereits wieder auf Lilith angelegt hatte, verlor den Halt. Trotzdem zog er den Stecher noch durch.
Dicht neben der Halbvampirin explodierte etwas. Stichflammen schlugen aus den Instrumenten. Rauch quoll hervor und wurde von dem eisigen Luftstrom verwirbelt. Aus den Augenwinkeln registrierte Lilith ein Leuchten, dort, wo Professor Conen in seinem Gurt hing. Und obwohl sie weiß Gott Besseres zu tun hatte, irrte ihr Blick hinüber und saugte sich gleichsam an dem Pergament in seiner Brusttasche fest.
Es ... glühte! Es strahlte ein gelbliches Licht wie Schwefelfeuer aus. Und einen Moment später entzündete
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