Fanal des Blutes
rein war, bevor sie weiterhasten konnten.
Auch bei der Lagerhalle herrschte jetzt hektische Betriebsamkeit. Eben kamen zwei Männer mit einem Karren heran, auf dem die Bluttanks aufgeladen waren, und verschwanden damit durch das breite Tor. Was sich dahinter abspielte, konnten Secada und Perkin-son nicht erkennen.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie das Haus umrundet hat-ten und vor dem halboffenen Fenster anlangten, durch das schon Li-lith ins Haus eingedrungen war.
Nun war besondere Vorsicht geboten. Es gab hier kaum etwas, das ihnen Deckung bieten konnte. Sich jedoch flach ins Gras geduckt an-zurobben, dafür fehlte ihnen die Zeit. Also entschlossen sie sich, das letzte Stück im Laufschritt zurückzulegen.
Es ging gut; niemand wurde auf sie aufmerksam.
Beim Fenster angelangt, stieg Darren auf Pauls verschränkte Hände und zog sich zum Fenster hinauf, dann half er seinem Kampfgefährten.
Der Raum, in den sie eindrangen, war stockdunkel, doch von jenseits der Tür klangen Geräusche zu ihnen, die bewiesen, daß es im Haus zuging wie in einem Bienenkorb.
Keine guten Voraussetzungen, um ungesehen in den Keller zu gelangen. Trotzdem mußten sie es versuchen.
Darren lehnte sich an die Wand und öffnete die Tür gerade soweit, daß er hindurchschauen konnte. Das erste, was er sah, war ein Schatten, der nur Zentimeter entfernt an der Tür vorbeihuschte.
Vor Schreck hätte Darren beinahe aufgeschrien, aber er beherrschte sich im letzten Moment. Alles klar; der Mann, der nun in Richtung Ausgang lief, hatte nichts bemerkt. Ein junges Mädchen, das einen Fetzen Papier in der Hand hielt, schloß sich ihm an; beide verließen das Haus. Die Tür fiel krachend zu.
*
Stille kehrte ein. Darren schob die Tür vorsichtig weiter auf und horchte angestrengt nach oben. Kein Laut war zu hören. Ob alle das Haus verlassen hatten?
Ohne ein Geräusch zu verursachen, schob er sich in den Korridor. Perkinson folgte dichtauf. Aus einer offenen Tür nur wenige Schritte entfernt fiel Lichtschein in den Flur. Aber alles bleib ruhig.
Dann stockte Darren der Atem. Im erhellten Türrahmen erschien plötzlich eine dunkle Silhouette.
Es war zu spät, um sich zurückzuziehen. Blieb nur noch eine Option. Darren hab den Revolver .
... und ließ ihn wieder sinken, als er die Gestalt erkannte, die vor ihm auftauchte. »Sie sind es! Gott sei Dank! Ich dachte schon .« Sheriff Marc Trilsh war heftig zusammengezuckt, als er unvermittelt in die Mündung eines Pistolenlaufs geblickt hatte; nun entspannte er sich wieder. »Da sind Sie ja, Darren!« zischte er leise. »Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht! Ist alles in Ordnung?«
*
Lilith wußte nicht, wo sie war. Es war dunkel in dem kleinen Raum - aber nicht dunkel genug, als daß ihr vampirischer Blick versagt hätte. Sie sah gebogene Metallwände, über sich eine kunststoffverkleidete Decke, rechts eine schmale Tür mit abgerundeten Ecken. Sie brauchte ein paar Minuten, bis ihr aufging, daß sie sich im Innern eines Flugzeuges befinden mußte, wahrscheinlich in der Propellermaschine, die sie in der Scheune gesehen hatte.
Ihre Hände und Füße waren gefesselt, und sie trug immer noch den Klebestreifen über dem Mund. Von ihrer Brust her kam ein unangenehmes Ziehen. Sie senkte den Blick - und mußte wider Willen lächeln.
Ein Kreuz! Wahrscheinlich wollten ihre Gegner sie damit bannen, nicht wissend, daß sie nur zur Hälfte Vampir war und christliche Symbole ihr daher nur Unbehagen, aber keine Schmerzen bereiteten.
Dafür sorgten schon die Blessuren, die sie sich bei dem plötzlichen Überfall im Stall zugezogen hatte. Jeder einzelne Knochen im Leib tat ihr weh, und es würde wohl noch eine Weile dauern, bis ihre Selbstheilungskräfte alle Blutergüsse und Prellungen geheilt haben würden.
Aber das war jetzt zweitrangig. Wichtig war, daß sie hier herauskam, je früher, desto besser. Die Fesseln würden sie nicht lange halten. Als Fledermaus konnte sie leicht .
Lilith hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein junges Mädchen, kaum fünfzehn, sechzehn Jahre alt, den Raum betrat. Sie hielt einen Revolver in der Hand, den sie auf Liliths Kopf gerichtet hielt.
Die Halbvampirin sank zurück. Kein guter Zeitpunkt für eine Metamorphose. Eine Kugel ins Hirn konnte selbst ihr Leben beenden. Sie mußte warten, bis sich eine günstigere Gelegenheit ergab.
Mit einem groben Ruck riß das Girl Lilith den Klebestreifen vom
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