Fanal des Blutes
Mund.
»Schreien brauchst du nicht«, teilte sie kühl mit. »Hier hört dich eh niemand. Aber du kannst mir ein paar Fragen beantworten, während wir auf den Start warten.« Sie ließ sich auf einem Kistenstapel Lilith gegenüber nieder. »Stimmt es, daß ihr Vampire unsterblich seid ...?«
*
»Marc! Himmel, bin ich froh, dich zu sehen!« Darrens Erleichterung war unüberhörbar. »Wo sind deine Leute? Habt ihr die Ganoven schon festgesetzt?«
Marc winkte ab und wies auf Paul. »Wer ist er?«
»Paul Perkinson, Privatdetektiv«, stellte Paul sich vor. Er steckte seine Waffe ins Schulterholster zurück und reichte dem Sheriff die Hand. »Freut mich, Sie -«
Die restlichen Worte blieben ihm im Halse stecken, als Marc Trilsh seine Waffe zog und auf die beiden Männer richtete.
»Die Hände über den Kopf!« befahl er. »Los, da rüber!« Er wies auf den Durchgang zum Wohnzimmer.
»Was . was soll das, Marc?« Darren rührte sich nicht von der Stelle, aber er hob langsam die Hände, Paul ebenso. Trilsh' Miene ließ nicht darauf schließen, daß er nur einen dummen Scherz machte.
»Da rüber!«
Weder Darren noch Paul wagten es, Widerstand zu leisten. Sie gingen in den Wohnraum hinüber und ließen sich auf Marcs Wink hin auf zwei Stühlen nieder.
Trilsh hielt Perkinson eine Rolle Klebeband hin.
»Fessele ihm die Füße!« befahl er, und Paul blieb nichts anderes übrig, als dem Folge zu leisten. Dann mußte im Gegenzug Darren dem Detektiv die Fußgelenke zusammenbinden.
»Jetzt die Hände auf den Rücken!« Darren und Paul spürten Metall auf der Haut, hörten es klicken. Trilsh hatte ihnen Handschellen angelegt.
»Was soll das, Marc?« Darren wollte nicht glauben, was sich hier abspielte. Hatte der Sheriff den Verstand verloren?
»Nun ...« Marc setzte sich auf eine Tischkante und grinste sie an, seine Waffe nach wie vor auf sie gerichtet. »Man könnte sagen, ihr seid festgenommen.«
»Warum, um Himmels willen?« Darren mochte die Hoffnung, daß es sich um einen entsetzlichen Irrtum handelte, immer noch nicht aufgeben.
»Weil ihr uns im Weg seid!« Trilsh warf einen kurzen Blick aus dem Fenster auf den Platz vor dem Haus und nickte zufrieden, als er sah, daß das große Scheunentor nun ganz geöffnet wurde. »Wir haben eine Mission zu erfüllen«, fuhr er triumphierend fort.
»Wir?« Darren konnte nur noch krächzen. Die Wahrheit über Marc Trilsh ließ sich nicht mehr leugnen, obwohl er sich verzweifelt dagegen wehrte. Der Mann war zum Verräter geworden, machte mit diesen Verbrechern gemeinsame Sache!
»Schöne Freunde haben Sie«, stellte Paul Perkinson zerknirscht fest. »Da möchte ich Ihre Feinde lieber gar nicht erst kennenlernen.«
»Aber .« Darren verstummte. Es hatte keinen Zweck mehr, die Tatsache zu leugnen, daß er sich in dem sympathischen Sheriff entsetzlich getäuscht hatte.
»Ich würde sagen: Pech gehabt«, höhnte Marc. »Aber Sie brauchen sich nicht lange zu grämen. Sie werden sterben. Beide.«
Darren erbleichte. »Das ... kann nicht Ihr Ernst sein!«
»Sozusagen mein tödlichster Ernst«, gab Trilsh lakonisch zurück.
Draußen rollte jetzt die Propellermaschine dröhnend aus der Scheune, vollführte eine knappe Drehung und holperte vom Haus weg auf die weite ebene Fläche zu, die sich hinter den Wirtschaftsgebäuden erstreckte.
»Und wer seid ihr? Eine Bande gewöhnlicher Krimineller?« Paul Perkinson setzte auf Provokation.
»Kriminelle? Aber nicht doch. Wir haben weit höhere Ziele. Wir erfüllen die dritte Weissagung. In sieben Zeichen wurde sie vorhergesagt; dies ist das fünfte.«
Man hätte über Marcs kindlich stolzen Tonfall schmunzeln können, wenn nicht gleichzeitig dieses fanatische Blitzen in seinen Augen gewesen wäre - von der entsicherten Waffe in seinen Händen ganz abgesehen.
»Wo ist meine Begleiterin?« fuhr Darren jetzt auf. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
»Die Vampirin? Sie ist da drin!« Marc wies auf die Propellermaschine, die jetzt die notdürftig beleuchtete, provisorische Startbahn erreicht hatte. »Unser Oberhaupt interessiert sich für sie. Nur deshalb ist sie überhaupt noch am Leben.«
Paul Perkinson starrte den Sheriff entgeistert an. Dieser Marc Trilsh war ja noch viel verrückter, als er gedacht hatte. Mitglied einer abstrusen Sekte zu sein, das war eine Sache, aber jetzt auch noch von Vampiren zu faseln ... welch ein Schwachsinn! Himmel, sie hat-ten es hier mit einer Horde gefährlicher Psychopathen zu tun!
Paul atmete tief durch,
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